Welthandel: So beeinflusst die WTO die österreichische Wirtschaft

Hier erfährst du alles über die World Trade Organization und ihre Bedeutung für Österreich.


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Lesedauer:

4 Minuten

AutorIn: Stephanie Dirnbacher-Krug

WTO-Zentrale in Genf i
hectorchristiaen | stock.adobe.com

Die Welthandelsorganisation schafft die Basis für einen freien, fairen internationalen Handel und treibt somit Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Wohlstand voran.

Internationaler Handel, wie wir ihn kennen, wäre ohne die World Trade Organization (WTO) unvorstellbar. Länder müssten untereinander individuelle Regeln verhandeln, was zu einem fragmentierten, komplexen Handelssystem führen würde. Zölle und Handelshindernisse würden den internationalen Handel verteuern und vor allem exportorientierte Unternehmen schwer treffen – von fairem Wettbewerb ganz zu schweigen.

"Unternehmen haben nur durch die WTO das, was in der realen Welt an Verlässlichkeit und an Rechtssicherheit im internationalen Handel möglich ist. Das bietet die WTO. Das ist nicht die ideale Welt, aber ohne WTO sähe es ganz schlimm aus. Dann hätten wir Chaos und jeder würde mit jedem um Vergünstigungen rangeln", sagt Barbara Tasch-Ronner aus der Abteilung Europapolitik/Handelspolitik in der WKÖ.

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Was ist die WTO?

Seit 1995 sorgt die WTO dafür, oben beschriebene Szenarien zu verhindern. Die internationale Organisation mit Sitz in Genf regelt den Handel zwischen den Nationen. Mit 164 Mitgliedern sind 98 % des globalen Handels vertreten. Kernstück der Organisation sind die drei multilateralen Abkommen, die von allen Mitgliedstaaten unterzeichnet und ratifiziert wurden, und zwar:

Ziel der WTO

Die WTO verfolgt das Ziel, den internationalen Handel zu fördern, indem sie Handelsbeziehungen zwischen den Ländern erleichtert. Dazu sieht sie folgende Maßnahmen vor:

  • einheitliche globale Handelsabkommen,
  • gleiche Wettbewerbsbedingungen,
  • Nicht-Diskriminierung,
  • schrittweise Öffnung der Märkte
  • Beseitigung von ungerechtfertigten Handelshemmnissen
  • Überwachung der Einhaltung der Handelsregeln,
  • Verfahren zur Streitbeilegung.

Die wichtigsten Prinzipien der WTO

Zur Gewährleistung eines freien Welthandels hat die WTO sechs Prinzipien festgelegt:

  1. Most Favoured Nation: Dieses Prinzip schreibt eine Gleichbehandlung aller WTO-Mitgliedstaaten vor. Ausnahmen bestehen für Entwicklungsländer und im Dienstleistungsbereich.

  2. Inländerbehandlung: Waren, die am heimischen Markt produziert wurden, müssen gleichbehandelt werden wie importierte Waren. Dasselbe gilt für Dienstleistungen und geistiges Eigentum. Dieses Prinzip greift jedoch erst, wenn die Produkte oder Dienstleistungen auf den heimischen Markt gelangt sind, weshalb das Einheben von Zöllen auf Importwaren mit dem Prinzip der Inländerbehandlung vereinbar ist.

  3. Freier Handel: WTO-Mitglieder müssen Handelsbarrieren wie Zölle kontinuierlich abbauen, wobei Entwicklungsländer einen längeren Zeitraum dafür zur Verfügung haben.

  4. Vorhersehbarkeit: Länder sollen durch verpflichtende Zusagen und Transparenz vorhersehbare und stabile Handelsbeziehungen ermöglichen.

  5. Sicherstellung des fairen Wettbewerbs: Regeln gegen unfaire Handelspraktiken, wie Dumping oder Subventionen, gewährleisten einen fairen globalen Wettbewerb:

  6. Unterstützung für Entwicklungsländer: Mehr als drei Viertel der WTO-Mitglieder sind Entwicklungsländer. Sie werden gefördert und unterstützt, um ihren Handelsanteil am Weltmarkt zu erhöhen.

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Warum ist die WTO für die Wirtschaft wichtig?

Gerade in Zeiten der geopolitischen Instabilität ist ein fairer und vorhersehbarer internationaler Handel ohne Hemmnisse von essenzieller Bedeutung für stabile Wirtschaftsbeziehungen und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum, um Beschäftigung und Wohlstand voranzutreiben. Das multinationale Handelssystem der WTO bietet dafür die besten Voraussetzungen.

Auch bilaterale Handelsabkommen bauen auf den bestehenden WTO-Regeln auf, und müssen mit diesen kohärent sein, gehen in ihrer Verhandlungstiefe aber meist über WTO-Verpflichtungen hinaus.  Insgesamt ergänzen sich die WTO und bilaterale Handelsabkommen, wobei die WTO als globales Forum für Handelsregeln dient, während Handelsabkommen spezifische bilaterale oder multilaterale Vereinbarungen zwischen zwei oder mehreren Ländern enthalten.

Es ist erforderlich, die WTO-Handelsregeln, ihre Überwachung und die Streitbeilegung immer wieder an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen und zu reformieren. Das obliegt dem obersten Entscheidungsgremium der WTO, der Ministerkonferenz, die das nächste Mal von 26. bis 29. Februar 2024 in Abu Dhabi stattfindet.

Was bedeutet die WTO für die österreichische Wirtschaft?

Auch für österreichische Unternehmen sind die Abkommen der Welthandelsorganisation von wesentlicher Bedeutung. Immerhin basiert mehr als die Hälfte des europäischen Handels auf WTO-Regeln.

"Wirtschaft und Wohlstand in Europa hängen in hohem Maße von der Fähigkeit ab, offene Märkte aufrechtzuerhalten, die durch freien und fairen Handel und die Vorhersehbarkeit globaler Marktbedingungen gestützt werden, wie sie im multilateralen, auf Regeln basierenden Handelssystem der WTO verankert sind", sagt WKÖ-Expertin Tasch-Ronner.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Welthandelsorganisation hat zum Ziel, internationale Handelsbeziehungen zu erleichtern.
  • Das erreicht sie durch einheitliche globale Handelsregeln, gleiche Wettbewerbsbedingungen, Nicht-Diskriminierung, Öffnung der Märkte, Beseitigung von Handelshemmnissen, Überwachung der Einhaltung der Handelsregeln und Verfahren zur Streitbeilegung.
  • Die drei wichtigsten Abkommen, die alle Mitglieder unterzeichnet haben, sind das GATT (Handel mit Waren), das GATS (Handel mit Dienstleistungen) und das TRIPS (Handel mit Rechten des geistigen Eigentums).
  • Mehr als die Hälfte des europäischen Handels basiert auf WTO-Regeln.
  • Freier, fairer Handel und Vorhersehbarkeit der Marktbedingungen fördern Beschäftigung und Wohlstand.