Mehrwert frühkindlicher Bildung: Faire Chancen für jedes Kind

Qualitätsvolle und leistbare Kinderbetreuung sorgt auch für Vereinbarkeit von Beruf und Familie


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Weiterdenker:innen
  • Wirtschaftseinsteiger:innen

Lesedauer:

2 Minuten

KolumnistIn: Melina Schneider

Melina Schneider, Leiterin der Abteilung Bildungspolitik in der WKÖ i
WKÖ/Nadine Studeny

Elementare Bildung, unverzichtbar und systemrelevant – eine echte Investition in die Zukunft, findet Bildungsexpertin Melina Schneider

Frühkindliche Bildung ist fundamental für die Entwicklung unserer Kompetenzen, die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit und für unsere Chancen im späteren Beruf. Die Weichen dafür werden schon früh gestellt: im Kindergarten.

Achtfacher volkswirtschaftlicher Nutzen

Mit frühkindlicher Bildung lässt sich mehr als an jeder anderen Stelle der Bildungskette erreichen. Der sogenannte "Return on Early Education" verdeutlicht den wirtschaftlichen Nutzen frühkindlicher Bildung und Betreuung. Er besagt, dass jeder in elementare Bildung investierte Euro langfristig mindestens den achtfachen volkswirtschaftlichen Nutzen mit sich bringt. Dies zeigt sich unter anderem durch:

  • Höhere Beschäftigungsquoten
  • Niedrigere Arbeitslosigkeit
  • Höhere Steuerleistungen
  • Bessere Gesundheit
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WKÖ/DMC

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Schlüsselfunktion für Chancengerechtigkeit

Somit hat der Kindergarten eine Schlüsselfunktion für Chancengerechtigkeit im Bildungssystem. Auch in Bezug auf Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt die Kinderbetreuung unserer Kleinsten eine wesentliche Rolle. Daher fordern die Sozialpartner einen Rechtsanspruch für Kinderbetreuung in Österreich, in Form einer stufenweisen Umsetzung ab dem 1. Geburtstag bis zum Jahr 2025.

Zu niedrige Betreuungsquoten

In Österreich beträgt die Betreuungsquote derzeit 29,9 % für 0-3-Jährige und 93,8 % für 3-6-Jährige. Die Europäische Union hat das sogenannte "Barcelona-Ziel" (Zielvorhaben für Kinderbetreuung für unter 3-Jährige aus dem Jahr 2002) wurde kürzlich von 33 % auf 50 % erhöht. Somit hat Österreich hier noch Hausaufgaben zu erledigen.

Die im Herbst 2022 vom Bildungsministerium gestartete Ausbildungsoffensive ist ein guter Start, es bedarf aber hier noch mehr Anstrengungen.

Melina Schneider, Leiterin der Abteilung für Bildungspolitik in der WKÖ

Mehr Personal nötig

Durch die Erhöhung der Betreuungsquote braucht es mehr Personal in einem ohnehin an akutem Fachkräftemangel leidenden Beruf. Deswegen hat das Bildungsministerium im Herbst 2022 eine Ausbildungsoffensive gestartet, welche auf den Ausbau der Ausbildung für Fachkräfte im elementarpädagogischen Bereich fokussiert und Angebote im Bereich der Erwachsenenbildung, Angebote für Quereinsteiger:innen oder Angebote in Form von Fachkräftestipendien über das AMS bietet. Das ist ein guter Start, es bedarf aber hier noch mehr Anstrengungen.

Bildungspolitische Fortschritte in den letzten Jahren:

  • Die Umsetzung der bundesweiten Sprachstandserhebungen zur Erfassung der Bildungssprache Deutsch,
  • ein verpflichtendes Übergabeblatt, welches von der elementaren Bildungseinrichtung an die Grundschule übergeben wird.
  • Ab September 2023 ist, "Frühe sprachliche Bildung und Förderung" ein neuer Unterrichtsgegenstand an den BAfEBs.

Komplexe Kompetenzstruktur verhindert Reformen

Elementarbildung ist einem laufenden Wandel unterworfen. Aus den "Kindergartentanten" von gestern sind die ersten Elementarpädagog:innen geworden. Kindergärten werden in Österreich immer mehr als erste, wichtige Bildungsorte für knapp 300.000 Kinder wahrgenommen. Dennoch gibt es noch sehr viel zu tun: Vor allem die komplexe Kompetenzstruktur verhindert viele wichtige und längst notwendige Reformen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Schon im Kindergarten werden die Weichen für unsere Chancen im späteren Beruf gestellt.
  • Deshalb bringt jeder in elementare Bildung investierte Euro langfristig mindestens den achtfachen volkswirtschaftlichen Nutzen mit.
  • In Österreich sind die Betreuungsquoten sowohl bei den unter 3-Jährigen als auch bei den 3-6-Jährigen zu niedrig, Grund dafür ist vor allem Personalmangel.
  • Die wichtigen und längst notwendigen Reformen werden durch die komplexe Kompetenzstruktur verhindert.