Neue Chancen: Was dich nach der Lehre weiterbringt

Die geplante Höhere Berufliche Bildung wertet die Lehre enorm auf und bietet neue Karrierechancen.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Lehrlinge
  • Ausbildende

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Stephanie Dirnbacher-Krug

Lehre und Ausbildung in einer Tischlerei i
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Die Höhere Berufliche Bildung ist ein Meilenstein für Österreich. Warum? Das erklärt Bildungsexperte Bernd Gössling.

Erst der Lehrabschluss, dann die Meister- oder Befähigungsprüfung: Wer eine Lehre absolviert und nach Höherem strebt, dem stehen schon jetzt viele Möglichkeiten offen. Allerdings nicht in allen Berufen. Denn bisher ist der berufliche Bildungsweg in Österreich eingeschränkt, zumindest formal. Das wird jetzt anders. Was das bringt, erklärt Bernd Gössling, Experte für Berufsbildungsforschung an der Universität Innsbruck.

Was hat sich geändert?

Das Gesetz zur Höheren Beruflichen Bildung (HBB), das jetzt in Begutachtung ist, schafft die Basis für die berufliche Höherqualifizierung im nichtakademischen Bereich. Das heißt konkret: Zusätzliche Karrierechancen für all jene, deren Weg nicht über die Matura und ein Studium, sondern über Berufsbildung und Arbeitserfahrung führt.

Alle Infos zur Höheren Beruflichen Bildung

Du willst mehr über die neuen Möglichkeiten erfahren? Hier haben wir alle wichtigen Informationen über die Höhere Berufliche Bildung für dich zusammengefasst.

In der Praxis schon anerkannt

Das Gesetz sei "überfällig", sagt Bildungsexperte Bernd Gössling im Gespräch mit MARI€: "Es bringt die Anerkennung von Leistungen, die innerhalb der beruflichen Bildung bereits seit Langem erbracht werden."

Bisher sind höhere berufliche Qualifikationen nur ausnahmsweise auch als Teil des formalen Bildungssystems anerkannt.

Bernd Gössling, Bildungsexperte

Höhere berufliche Qualifikationen sind nämlich in etlichen Branchen bereits Teil der Fachkräftesicherung für anspruchsvolle Fach- und Führungsaufgaben. "Bisher sind diese Abschlüsse jedoch nur ausnahmsweise auch als Teil des formalen Bildungssystems anerkannt, etwa im Fall der Meister- oder Ingenieursabschlüsse."

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Zwischenqualifikation und Höherqualifikation

Diese Lücken sollen nun geschlossen werden. Wie geschieht das? Der durchgängige Bildungsweg über die HBB baut auf der Lehre beziehungsweise den beruflichen Vollzeitschulen (BMS, BHS, Fachschulen) auf – mit anerkannten Qualifikationen und Fortbildungsabschlüssen.

Anschaulich wird das anhand des sogenannten "Nationalen Qualifikationsrahmens" (kurz NQR). In diesem werden unterschiedliche Bildungsabschlüsse offiziell einer von acht Stufen zugeordnet und damit zwischen unterschiedlichen Qualifikationssystemen sowie international vergleichbar.

Das bringt die Zukunft

Für Absolventinnen und Absolventen einer Lehre (eingeordnet als NQR 4), die sich auf dem Weg zur Meister- oder Befähigungsprüfung (NQR 6) befinden, sind neue Fortbildungsabschlüsse auf der Zwischenebene geplant. Und es soll zusätzliche höhere Berufsbildungsabschlüsse auf den NQR-Stufen 5 bis 8 geben.

Tritt das nicht in Konkurrenz zu akademischen Titeln? Gössling betont, dass es dabei nicht um "Gleichartigkeit, sondern um Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Abschlüsse wie Bachelor und Master geht". Zudem bringt die gesetzliche Verankerung der HBB aus seiner Sicht noch weitere Vorteile.

Die Vorteile der Höheren Beruflichen Bildung

  • Qualitätsschub: "Durch die Formalisierung der Höheren Berufsbildung bietet sich die Möglichkeit, die hohe Qualität der Abschlüsse und die Sicherstellung ihrer Verwertbarkeit am Arbeitsmarkt deutlich zu machen", so Gössling.
  • Lehre wird attraktiver: Durch die gesetzliche Verankerung steigt die Anerkennung der Höheren Berufsbildung als Teil des formalen Bildungssystems. Neue Weiterbildungsmöglichkeiten und durchgängige Aufstiegsfortbildungen erhöhen die Planbarkeit beruflicher Entwicklungswege und steigern dadurch die Attraktivität der Lehrausbildung.
  • Neue Qualifikationen: "In Bereichen, die einem großen Wandel unterliegen, etwa dem Handel und der Logistik, dem IT-Sektor oder im Sozial- und Gesundheitswesen, werden neue Fachkräfte benötigt, die immer anspruchsvollere Aufgaben bearbeiten", sagt Gössling. Mit der HBB können innovative Qualifikationen systematisch und bedarfsorientiert entwickelt werden, deren Anforderungen über eine Lehrausbildung oder auch eine Meisterqualifikation hinausgehen.

  • Mehr hoch qualifizierte Fachkräfte: Die Höhere Berufliche Bildung ist auch eine Antwort auf das drängendste Thema unserer Tage, den zugespitzten Mangel an Personal mit besonderen Fähigkeiten. Von der praxisorientierten Entwicklung des Bildungsangebots erwartet sich Gössling ein "besseres Matching von Nachfrage und Angebot: Betriebe bekommen so einen neuen Zugang zu hoch qualifizierten Fachkräften".