Das EnergyTech-Unternehmen enspired gleicht mit speziellen Algorithmen Schwankungen auf dem Strommarkt aus. Damit verdienen die Kunden mehr Geld – und das Stromnetz wird vor gefährlicher Überlastung geschützt.
Im Mai war enspired der große Abräumer der #glaubandich CHALLENGE. Das Startup setzte sich gegen 350 Bewerber durch und wurde Gesamtsieger beim größten Startup-Wettbewerb Österreichs. Das Konzept überzeugte die Jury: enspired vermittelt zwischen Produzenten von Solar- und Windenergie und Unternehmenskunden, die diesen Strom günstig kaufen. „Viele glauben, die Energiewende gelingt, indem wir einfach genug Photovoltaik-Anlagen und Windräder aufstellen. Wind und Sonne sind aber schwer vorhersagbar. Netzbetreiber müssen daher oft eingreifen, um die Schwankungen auszugleichen, sonst bekommt das Netz Stress. Im schlimmsten Fall kann das zu einem Blackout führen“, erklärt Jürgen Mayerhofer, CEO und Gründer des Startups.
Algorithmus auf Schnäppchenjagd
Im Grunde funktioniert enspired wie eine Börse, die in Millisekunden programmierte Handelsstrategien umsetzt. Seit fünf Jahren kann man auf diesem ultrakurzfristigen Intraday-Markt im Strombereich elektronisch handeln, „aber bisher hat sich“, so Jürgen Mayerhofer, „keiner um den Aspekt Schwankungen mit voller Leidenschaft gekümmert.“ Bis im Vorjahr – remote im ersten Corona-Lockdown – enspired an den Start ging. Mehrere 100.000 Trades pro Tag kann die KI durchführen und ist damit präziser als jeder menschliche Trader.
Kunden sind alle Unternehmen, die flexible Anlagen für Stromerzeugung- oder Verbrauch oder Stromspeicher haben – „vom internationalen Versorger, der Pumpspeicher hat, bis runter zu einem kleinen Stadtwerk“. Haushalte werden nur dann zu Kunden, wenn zuvor ein so genannter Aggregator hunderte Einheiten gebündelt hat. Mit dem Startup-Star has·to·be, das kürzlich von ChargePoint gekauft wurde, hat enspired eine Partnerschaft in Form aggregierter E-Ladestationen, die durch die Verschiebung von Ladezeiten das Stromnetz entlasten und dank der enspired-KI günstiger für Konsumenten sind.
Seit 20 Jahren arbeitet der 39-jährige Niederösterreicher Jürgen Mayerhofer in der Energiebranche, zunächst im Bereich Software für den österreichischen Gasnetzbetreiber, „sehr viel im Umfeld der OMV“, danach in der Managementberatung für Energiewirtschaft bei The Advisory House und zuletzt als Geschäftsführer bei VisoTech. „Als Jugendlicher habe ich mich einfach nur für Computer interessiert und in St. Pölten eine HTL besucht.“ Eine Grundausbildung, die prägend war: „Von der Struktur und vom Mindset ist enspired ein Software-Unternehmen, das mit Strom handelt.“
Schlaue Köpfe gesucht: „Junge wollen Impact"
Doch Mayerhofer geht es um mehr, das macht allein schon der Firmenname enspired – ein Kofferwort aus „Energy“ und „Inspired“ – klar. „Es geht mir stark um Purpose.“ Das sei auch dem Team wichtig. „Ich werde oft von Recruitern internationaler Öl- und Gaskonzerne gefragt: Wo kriegt ihr die guten Entwickler her? Wir sehen bei unseren Leuten: Die Jungen haben einfach keinen Bock, nur für Geld zu arbeiten. Die wollen Impact.“ Überhaupt legt Mayerhofer viel Wert auf Betriebskultur und ein Team, das professionell und vertrauensvoll zusammenarbeitet. Mit Co-Gründer Mario Schmoltzi etwa verbinde ihn eine lange und gute berufliche Vergangenheit. Sein Tipp an potenzielle Gründer: „Die ersten Hires sind entscheidend. Wenn die nicht passen, kann dich das um Monate oder Jahre zurückwerfen.“
Internationaler Geschäftsausbau geplant
Und die Geschäfte laufen gut. Den Break-Even-Point erreichte das Startup bereits ein Jahr nach Gründung, aktuell befindet es sich in der Fundraising-Phase. Neben Österreich hat das Jungunternehmen auch Kunden in Deutschland und Großbritannien, Italien und den Niederlanden. Und „bei Europa ist nicht Schluss“: Mayerhofer und sein Team wollen auf den internationalen Markt, auf der Wunschliste stehen derzeit die USA, Japan und Australien.
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