Drei Hebel für Österreichs digitale Zukunft

Warum sich Investitionen in die heimische Digitalwirtschaft auszahlen.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Weiterdenker:innen
  • Digital Pioneers

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Lukas Schwaighofer-Fugger

Nahaufnahme eines Auges mit einer digitalen Projektion, ki-generiert i
Alethea | stock.adobe.com

Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit und digitale Souveränität sind zentrale Schlüsselbereiche für einen innovativen Wirtschaftsstandort. Dazu brauchen Unternehmen Orientierung, Infrastruktur und handhabbare Regeln.

Nach zwei Jahren Rezession zeichnet sich für Österreichs Wirtschaft erstmals wieder ein Silberstreif am Horizont ab. Der heimischen Digitalwirtschaft kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Denn die Unternehmen der Branche gelten als Schrittmacher der digitalen Transformation. Welches Potenzial hier schlummert, das unterstreicht auch der Digital Decade Country Report der Europäischen Kommission, der Österreich hier ein starkes Momentum attestiert.

Nichtsdestotrotz braucht es dringenden Maßnahmen für den (Digital-)Wirtschaftsstandort Österreich.

Hebel #1 - KI regulieren – aber richtig! 

KI ist ein Innovationsmotor- und Österreich hier vorne mit dabei, wenn es um die Einführung von KI-Technologien in Unternehmen geht. Das zeigt der EU-Vergleich: Während im EU-Schnitt rund 13,5% der Unternehmen KI-Anwendungen bei sich implementieren, sind es in Österreich 19,4% (KMU) bzw. 49,9% (Großunternehmen).

Wichtig ist es deshalb, hier anzusetzen – was gleichzeitig aber auch bedeutet, dass Unternehmen nicht im Vorschriftendschungel verloren gehen dürfen, sondern dass Rechtssicherheit über Rahmenbedingungen besteht. Die RTR-Servicestelle für KI zeigt, wie eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit Unternehmen und Privatpersonen funktionieren kann. Ganz im Sinne von "da geht noch mehr" braucht es zusätzlich aber auch die Etablierung einer KI-Aufsichtsbehörde, welche die österreichische Digitalwirtschaft unmittelbar serviciert.

Das alles mit dem übergeordneten Ziel: 

  • Eine praxisnahe Rechtssicherheit – unter Einhaltung eines entsprechenden Schutzniveaus – bei der Entwicklung und Anwendung von KI-Applikationen bereitzustellen,
  • klare Hilfestellungen für Unternehmen vorzugeben (e.g. Checklisten, Ratgeber, Hilfestellungen bei Risikoeinordnungen) sowie
  • das Prinzip "Beraten statt strafen" zu priorisieren.

WEBTIPP: KI-Guidelines für KMU 

Um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei zu unterstützen, das Potenzial von KI-Anwendungen zu entdecken und fit für die Nutzung dieser Schlüsseltechnologie zu werden, hat die WKO einen umfassenden Leitfaden entwickelt.

Hier kannst du dir die zweite, komplett aktualisierte Auflage dieser Guidelines kostenlos herunterladen.

Hebel #2 - Cybersicherheit, die nicht überfordert 

Mit der Cybersicherheitsrichtlinie NIS2 steigt die Zahl der regulierten Unternehmen auf rund 4.000 – Zulieferer noch nicht einmal mitgerechnet, deren Zahl auf rund 15.000 geschätzt wird. Doch die Umsetzung in Österreich hängt hinterher, ein EU-Vertragsverletzungsverfahren läuft.

Dabei ist klar: Cybersicherheit ist keine Option, sondern Pflicht. Gerade für KMU braucht es einfache, verständliche Vorgaben und zentrale Anlaufstellen. Eine wichtige Rolle kommt dabei der EU zu, Stichwort Omnibus. Diese plant mit dem "Digital Package" eine bürokratische Entrümpelung: Weniger Meldepflichten, klarere Regeln und weniger Doppelgleisigkeiten bei Datenschutz, Cybersecurity & Co. Besonders für KMU ist das eine gute Nachricht – sie sollen spürbar entlastet werden.

Denn: Wer keine eigene Rechtsabteilung hat, spürt jeden Papierberg doppelt. 

Das Omnibus-Paket im Digitalisierungsbereich wird bis Ende des Jahres erwartet. Unser Tipp: Wenn du dich in puncto Omnibus auf den neuesten Stand bringen möchtest, lies dir hier durch, wie die EU mit den Omnibus-Paketen Unternehmen entlasten möchte.

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WKÖ/DMC

 

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Hebel #3 - Digitale Souveränität: Standortchancen nutzen

Österreich positioniert sich als Hotspot für Krypto-Dienstleister: Mit Bitpanda sitzt die größte europäische Kryptobörse hierzulande und mit Bybit ist nun auch ein globaler Player aus China an Bord. Der Standort hat also Potenzial – doch das allein reicht nicht. Damit weitere internationale Crypto Asset Service Provider (CASP) folgen, braucht es klare Regeln und praktikable Rahmenbedingungen.

Derzeit liegen elf Konzessionsanträge bei der FMA, aber es hapert an passenden (Treuhand-)Konten durch Banken zur Absicherung von Kundengeldern. Das droht zur Wachstumsbremse zu werden – und wäre ein Rückschritt auf dem Weg zur digitalen Souveränität. 

Denn diese ist längst kein abstraktes Zukunftsthema mehr, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Unsere digitale Infrastruktur – von Krankenhäusern über Stromnetze bis hin zu Behörden – ist abhängig von Technologien, die außerhalb Europas entwickelt werden. Während die USA über Tech-Konzerne Standards setzen und China digitale Einflusszonen schafft, darf Europa nicht zum bloßen Technologie-Konsumenten werden.

Die Antwort: eigene europäische Lösungen, sichere Datenräume, leistungsfähige Rechenzentren und flächendeckendes Highspeed-Internet. Und vor allem gut ausgebildete Fachkräfte.

Damit Österreich digital unabhängig bleibt – und Chancen gezielt nutzen kann. 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Österreichs Digitalwirtschaft ist Wachstumstreiber
  • Damit der Aufschwung gelingt, braucht es klare Regeln für Künstliche Intelligenz, ohne Unternehmen zu überfordern.
  • Bei Cybersicherheit droht durch NIS2 und schleppende Umsetzung Bürokratie-Overload – hier muss entschlackt und gezielt unterstützt werden.
  • Digitale Souveränität ist Standortfrage: Europa braucht eigene Technologien, sichere Datenräume, starke Infrastruktur und digitale Kompetenzen – Österreich kann hier vorangehen.