Mehr Unicorns: So holen wir die Einhörner nach Österreich!

Warum die milliardenschweren Startups wichtig sind und wie wir sie nach Österreich bringen.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Wissenshungrige
  • Gründer:innen

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Connie Wagenhofer

Einhorn im Business-Outfit, ki-generiert i
Al | stock.adobe.com

Zu wenig Risikokapital: Der Digitalreport der EU-Kommission zeigt, warum es in Österreich noch wenige Startup Unicorns gibt. 

Rückläufiges Risikokapital (Venture Capital) und wenig Wachstum bei Unicorns hemmen das heimische Startup Ökosystem. Das behauptet die EU-Kommission in ihrem Länderbericht zur digitalen Dekade. "Wir müssen gegensteuern – und das konsequent", sagt Kambis Kohansal Vajargah, Head of Startup-Services der WKÖ.

Milliardenschwere Unternehmensbewertung

Unicorns sind Startups, die mit mindestens 1 Milliarde US-Dollar bewertet werden und deren Anteile bislang nicht an der Börse gehandelt werden. Da Startups mit einer so hohen Bewertung eine Seltenheit sind, tragen sie dieselbe Bezeichnung wie das Fabelwesen.

Meist handelt es sich bei Unicorns um innovative Unternehmen aus der Tech-Branche, die sich in einer fortgeschrittenen Wachstumsphase befinden und möglicherweise kurz vor dem Exit stehen. Als Exit bezeichnet man den Moment, in dem mehr als 50% der Unternehmensanteile verkauft werden, zum Beispiel durch den Verkauf an einen strategischen Verkäufer oder durch einen Börsengang (IPO).

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WKÖ/DMC

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Österreich verdoppelt seine Ambitionen

Bei der Bewertung eines Wirtschaftsstandorts sind Unicorns eine wichtige Benchmark: "Unicorns zeigen, wie ein Land erfolgreiche Startups hervorbringt, ob sie rasant wachsen können und das Vertrauen von Investor:innen genießen", erklärt Startup-Experte Kohansal Vajargah. Darüber hinaus sind Unicorns Wachstumstreiber: Sie beflügeln Innovationen, ziehen Investor:innen an und schaffen Arbeitsplätze im Land.

Österreich will Zahl der Unicorns verdoppeln

Österreich zählte laut Digitalreport Ende 2024 fünf Unicorns, darunter die Krypto-Plattform BitPanda und der Online-Nachhilfeanbieter GoStudent, und damit gleich viele wie 2023. Gemäß dem nationalen strategischen Fahrplan für die Digitale Dekade soll diese Zahl bis 2030 auf mindestens zehn ansteigen.

Der Fahrplan sieht 17 Maßnahmen sowie öffentliche Investitionen in Höhe von rund 1,2 Mrd. Euro vor, die zusätzlich private Investitionen von etwa 628 Mio. Euro anstoßen sollen.

Jetzt ist die Zeit, um zu investieren – in Ideen, Talente und Zukunft.

Kambis Kohansal Vajargah, Head of Startup-Services der WKÖ

Neue Rahmenbedingungen schaffen Wachstumschancen

Die Maßnahmen umfassen Beratungsangebote, Finanzierungserleichterungen, eine neue Kapitalgesellschaftsform – die Flexible Kapitalgesellschaft, die 2024 in Kraft getreten ist – sowie die neue Spin-off-Initiative der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft.

Die Initiative zielt darauf ab, den Zugang von Risikokapitalgeber:innen zu Spin-offs durch zwei Maßnahmen zu verbessern: zum einen durch die gezielte Unterstützung beim Aufbau von Spin-off-Strukturen an Universitäten, zum anderen durch direkte finanzielle Anreize für Risikokapitalgeber:innen, die in diese Ausgründungen investieren.

Diese 3 Faktoren locken Unicorns an

"Um die Zahl der Unicorns in Österreich zu erhöhen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wir erzeugen selbst mehr Unicorns im Land oder wir ziehen sie von außen an", sagt Kohansal Vajargah. Drei Faktoren sind aus Sicht des Startup-Experten entscheidend: Zugang zu Know-how, attraktive Rahmenbedingungen und ausreichend Kapital.

  1. Zugang zu Know-how
    "Unicorns benötigen so viel Kapital, weil sie für ihr Wachstum Talente brauchen. Und Talente kosten viel", erklärt Kohansal Vajargah. Die Rot-Weiß-Rot-Karte, die qualifizierten Fachkräften aus Nicht-EWR-Ländern den Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt erleichtert, bewertet er dabei als sinnvolle Maßnahme.
  2. Attraktive Rahmenbedingungen
    Attraktive Rahmenbedingungen für Startup Unicorns entstehen durch wenig Bürokratie, attraktive Gründungs- und Finanzierungsformen und steuerliche Anreize – vor allem diese fehlen noch in Österreich, sagt Kohansal Vajargah. "Im Vergleich zu anderen Ländern haben wir in Österreich wenig steuerliche Anreize für Investitionen in Startups, wie etwa einen Beteiligungsfreibetrag."
  3. Ausreichend (Risiko-)Kapital
    Vor allem in der Wachstumsphase benötigen Unicorns viel Risikokapital. Um diesen Bedarf zu decken, ist Österreich laut Kohansal Vajargah häufig auf ausländisches Geld angewiesen. "In Österreich gibt es selten Finanzierungsrunden von 50 Mio. Euro aufwärts, wie sie Unicorns benötigen." Schon ab einer Summe von 15 Mio. Euro werde es im Inland erfahrungsgemäß herausfordernd, sagt der Head of Startup-Services.

Risikokapitalmarkt: Österreich fällt zurück

Das Umfeld für Risikokapitalfinanzierungen (Venture Capital, kurz VC) in Österreich ist derzeit schwierig. Laut dem Digitalreport der EU-Kommission gingen VC-Investitionen hierzulande das dritte Jahr in Folge zurück.

Im Jahr 2023 beliefen sich die gesamten VC-Investitionen auf 695 Mio. Euro – das entsprach lediglich 0,022 % des BIP und zählte zu den niedrigsten Werten in Europa. 2024 sanken die Investitionen weiter auf 578 Mio. Euro.

Auch die Zahl der Finanzierungsrunden entwickelte sich rückläufig: Sie ging von 184 im Jahr 2023 auf 149 im Jahr 2024 zurück.

Fazit: Österreich hat das Potenzial – jetzt ist der Moment, es zu nutzen

"Das sind keine positiven Vorzeichen", kommentiert Kohansal Vajargah. Für den Startup-Experten gibt es für diesen Rückgang zwei Gründe: die zunehmende Risikoaversität von Investor:innen in einer unsicheren Wirtschaftslage – und der Mangel an Anreizen, um Risikokapital attraktiv zu machen.

So rechnet Kohansal Vajargah zum Beispiel 2026 mit der Einführung des im Regierungsprogramm vorgesehenen rot-weiß-roten Dachfonds. Dieser soll Kapital österreichischer Institutionen – etwa von Pensionskassen, Versicherungen oder Banken – bündeln und in VC- und Private-Equity-Fonds investieren. Ziel ist, damit die Finanzierung heimischer Startups zu stärken.

Die Herausforderungen sind bekannt, doch die Chancen überwiegen. Mit gezielten Maßnahmen und einem klaren Ziel vor Augen kann Österreich zu einem Unicorn-Standort werden. "Jetzt ist die Zeit, um zu investieren – in Ideen, Talente und Zukunft", so Kohansal Vajargah.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Unicorns oder Einhörner sind Startups mit einer Bewertung von mindestens 1 Milliarde US-Dollar vor Börsengang oder Exit. Meistens handelt es sich um Unternehmen aus der Tech-Branche.
  • Österreich möchte die Zahl der Unicorns im Land bis 2030 von derzeit 5 auf 10 erhöhen.
  • Die wichtigsten Kriterien für Unicorns sind Zugang zu Know-how, attraktive Rahmenbedingungen und ausreichend Risikokapital (Venture Capital, kurz VC).
  • In Österreich mangelt es an steuerlichen Anreizen für Unicorns und an Risikokapital.
  • Der Risikokapitalmarkt in Österreich ist dabei, an Attraktivität zu verlieren:
    VC-Investitionen sind rückläufig, Investor:innen sind vorsichtig und weitere politische Maßnahmen sind erst im Anrollen.