Erste Lichtblicke in der Wirtschaft – doch weiter Unsicherheit

Wo die Risiken und Unsicherheiten liegen und was unsere Wirtschaft jetzt stärkt.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Zahlenjongleur:innen
  • Problemlöser:innen

Lesedauer:

4 Minuten

AutorIn: Petra Medek

Unwetterwolken mit Sonnenstrahlen, ki-generiert i
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Nach zwei Jahren in der Rezession keimt in der heimischen Wirtschaft langsam Zuversicht auf, zeigt der aktuelle WKÖ-Wirtschaftsbarometer. Wie tragfähig ist diese erste Stimmungsaufhellung und was stärkt unsere Wirtschaft jetzt? 

Wirtschaftsforscher prognostizieren für das laufende Jahr eine Stagnation der heimischen Wirtschaft. Aus der heimischen Unternehmerlandschaft kommen erste Signale einer leichten Stimmungsaufhellung, zeigt der aktuelle WKÖ-Wirtschaftsbarometer (WBA). "Die Rückmeldungen von rund 3.200 Unternehmen zeigen, dass die Erwartungen der Unternehmen etwas positiver ausfallen als die Einschätzung zur bisherigen Lage", sagt Claudia Huber, Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik in der WKÖ.

Wirtschaftsbarometer 2025: Stimmen aus Österreichs Betrieben

Im Rahmen des WBA werden die Unternehmen gefragt, wie sie ihre Geschäftsentwicklung in den nächsten 12 Monaten anhand wesentlicher Indikatoren einschätzen. In der Gegenüberstellung mit Einschätzungen der vergangenen Monate lässt sich ein Stimmungsbild ablesen.

Die aktuelle Befragung zeigt: Kurzfristige Indikatoren wie Auftragslage und Auslastung werden von den Unternehmen etwas positiver eingeschätzt als zuvor – wenngleich sie insgesamt aber weiterhin im negativen Bereich bleiben.   

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WKÖ/DMC

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Exportstarke Unternehmen treiben Konjunktur trotz Unsicherheit

Interessantes Highlight: Besonders exportorientierte Unternehmen trotzen den allgemein vorherrschenden Unsicherheiten und blicken optimistischer in die Zukunft. 

Weiteres wichtiges Detail: Große Unternehmen sind tendenziell optimistischer. Im Vergleich der Ergebnisse nach Unternehmensgrößen wird deutlich, dass insbesondere in KMU die Zurückhaltung noch groß ist. Bei den großen Unternehmen (mehr als 250 Mitarbeiter:innen) liegen die Auftragserwartungen per Saldo hingegen bereits im positiven Bereich.

Investitionspläne 2025: Warum Zurückhaltung weiter dominiert

Generell bleibt die Unsicherheit hoch, das zeigt sich speziell bei jenen Indikatoren, die längerfristige Entscheidungen erfordern: So bleiben die Investitionspläne der Unternehmen verhalten. Nur 15% der Betriebe planen, ihr Investitionsvolumen in den kommenden zwölf Monaten auszuweiten. Demgegenüber beabsichtigt etwas mehr als ein Drittel, das Investitionsvolumen zu reduzieren. Rund die Hälfte der Befragten geht von einem zumindest gleichbleibenden Investitionsniveau aus.

WEBTIPP: WKÖ-WIRTSCHAFTSBAROMETER

Der WKÖ-Wirtschaftsbarometer (WBA) ist die größte Umfrage der gewerblichen Wirtschaft und wird zweimal jährlich durchgeführt. So bietet der WBA stets ein aktuelles Stimmungsbild aus Österreichs Wirtschaft. Am aktuellen WBA für Sommer 2025 haben sich österreichweit rund 3.200 Unternehmen beteiligt. 

Alle Infos findest du hier!

Hohe Arbeitskosten und Bürokratie bremsen Wettbewerbsfähigkeit

Und auch bei den Beschäftigtenzahlen, die bisher weitgehend konstant gehalten werden konnten, deuten die aktuellen Erwartungen auf einen etwas stärkeren Rückgang hin als in den vergangenen 12 Monaten.

"Dieses Stimmungsbild spiegelt die generell hohen Unsicherheiten im wirtschaftlichen Umfeld wider. Hintergrund sind anhaltende geopolitische Spannungen, aber auch schwächelnde Nachfrage", erklärt Huber. Die weitere Entwicklung hängt zudem auch davon ab, wie man strukturellen Herausforderungen im Inland begegnet. 77% sagen, die hohen Arbeitskosten schränken ihre Wettbewerbsfähigkeit ein. Weitere 60% nennen in dem Zusammenhang bürokratische und regulatorische Anforderungen.  



Claudia Huber, Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik in der WKÖ i
WKÖ/Nadine Studeny

Je stabiler und zuversichtlicher die Unternehmen in ihren Zukunftsaussichten sind, desto eher sind sie bereit, langfristig ausgerichtete Investitionen zu tätigen.

Claudia Huber, Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik in der WKÖ

Insgesamt zeigen die aktuellen Umfrageergebnisse, dass der Erholungsprozess nach der Rezession bisher verhaltener verläuft als in früheren vergleichbaren Phasen.   

"Je stabiler und zuversichtlicher die Unternehmen in ihren Zukunftsaussichten sind, desto eher sind sie bereit, langfristig ausgerichtete Investitionen zu tätigen. Umso wichtiger ist es nun, die ersten positiven Tendenzen zu festigen und so den Weg für eine nachhaltige Trendwende ebnen", betont Claudia Huber und verweist auf die wirtschaftspolitischen Prioritäten der Betriebe.

Wirtschaftspolitische Prioritäten: Entlastungspaket für Aufschwung

An erster Stelle steht die Entlastung bei den Arbeitskosten: 88% fordern eine Senkung der Lohnnebenkosten. Darüber hinaus sprechen sich drei Viertel der Betriebe für einen umfassenden Bürokratieabbau aus, 69% fordern mehr Leistungsanreize im Steuersystem. 

 "Hier gilt es anzusetzen. Damit die gerade aufkeimende Stimmungsaufhellung anhält und gestärkt wird, braucht es gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen. Sie müssen darauf ausgerichtet sein, mehr Freiheit und Handlungsspielräume für unsere Unternehmen zu ermöglichen, bürokratische Belastungen deutlich zu reduzieren, staatliche Förderstrukturen effizienter zu machen und international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für unsere Mitglieder zu sichern", unterstreicht Ökonomin Huber.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Leichte Stimmungsaufhellung nach zweijähriger Rezession, Gesamtklima bleibt gedämpft.
  • Export und Großbetriebe optimistischer als KMU bei Auftragslage und Ausblick.
  • Investitionen zurückhaltend: Nur 15 % planen Aufstockung, ein Drittel Kürzungen.
  • Zurückhaltung auch bei anderen längerfristigen Entscheidungen wie Personalentscheidungen.
  • Hauptbremsen: Hohe Lohnnebenkosten und Bürokratie – Entlastung gefordert.