Die Lebensmittelpreise gehen nach oben – warum der Handel nicht der Preistreiber ist und staatliche Eingriffe keine Lösung bieten.
Preise, die steigen und kein Ende in Sicht – in Österreich sorgen Lebensmittelpreise derzeit für erhitzte Diskussionen, Finanzminister Markus Marterbauer denkt sogar über Preiseingriffe bei Lebensmitteln nach. Doch nach Ansicht von Experten ist die Forderung nach staatlichen Eingriffen in die Preisgestaltung gar keine tragfähige Lösung. Doch woran liegt es dann, wenn Lebensmittel immer teurer werden?
Nicht der Supermarkt – die gesamte Lieferkette ist betroffen
Der Lebensmittelhandel steht am Ende einer langen Kette, erklärt Christian Prauchner, der Obmann des WKÖ-Bundesgremiums Lebensmittelhandel. Die eigentlichen Ursachen für hohe Preise liegen viel weiter vorne, etwa in der Landwirtschaft, in der Logistik und auf globalen Rohstoffmärkten. Wer also an der Supermarktkasse den Preisschock erlebt, sollte den Blick auf das große Ganze richten.
Beispiele zeigen die Realität
Ein Beispiel sind etwa die aktuellen Rekordpreise am Rindfleischmarkt. Nach Angaben der Agrarmarkt Austria (AMA) ist der Auszahlungspreis für Schlachtkühe, den Schlachthöfe zahlen, im Jahresvergleich um 52,7% angestiegen. Hier wird deutlich: Die Preise steigen wegen der gestiegenen Produktionskosten und wegen Tierkrankheiten wie der Maul-und Klauenseuche oder der Blauzungenkrankheit – alles Faktoren, die Händler:innen nicht beeinflussen können. Ähnliches gilt für Milch (+50% in den vergangenen 5 Jahren) oder Importprodukte wie Kaffee und Kakao, deren Preise sich durch Wetterextreme und globale Krisen vervielfachten.
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Staatliche Vorgaben und Bürokratie als Preistreiber
Hinzu kommen steigende Gebühren, die den heimischen Handel zusätzlich belasten: Zahlreiche Gemeinden haben in den vergangenen Monaten die Gebühren für Wasser, Kanal, Müll und Parkraumbewirtschaftung erhöht. Zu den bereits hohen Energiekosten kommen zusätzlich stark gestiegene Netzentgelte und Belastungen durch die CO₂-Bepreisung. Für Lebenshandelsobmann Prauchner "ein perfektes Beispiel dafür, wie überbordende Bürokratie am Ende auch die Inflation treibt".
Warum Spanien kein Vorbild für Österreich ist
Die Idee, Spanien als Vorbild für staatliche Eingriffe zu nennen, hält einer genauen Prüfung nicht stand. Spanien setzte auf Steuerentlastungen bei Lebensmitteln und Energiepreissenkungen – nicht auf Eingriffe in Lebensmittelpreise. Zudem unterscheiden sich Lebenshaltungskosten und Strukturen in Österreich stark von jenen in Spanien.
Das Wichtigste in Kürze:
- Ursachen hoher Preise liegen vor allem in Landwirtschaft, Logistik und globalen Rohstoffmärkten.
- Rindfleisch und Milchpreise steigen durch höhere Produktionskosten und Tierkrankheiten deutlich.
- Klimabedingte Ernteausfälle bei Kaffee und Kakao sorgen international für Preisexplosionen.
- Bürokratische Vorschriften und kommunale Gebühren treiben Kosten zusätzlich in die Höhe.
- Spanien ist als Vorbild ungeeignet – Österreich braucht gezielte Maßnahmen statt Symbolpolitik.