US-Zölle: "Massive Heraus­forderung, aber Schlimmeres verhindert"

Was der Zolldeal mit den USA für Österreichs Unternehmen bedeutet.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Wirtschaftseinsteiger:innen
  • Exporteur:innen

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Peter Draxler

Symbolbild Einigung USA-EU i
bboriss | stock.adobe.com

Irene Lack-Hageneder, WKÖ-Wirtschaftsdelegierte in Washington D.C., erklärt, wie sich die Zoll-Einigung zwischen den USA und der EU auf die heimischen Unternehmer:innen auswirkt.

Nach langem Tauziehen haben sich die USA und die EU auf handelspolitische Rahmenbedingungen geeinigt: Warenlieferungen aus der EU in die USA werden für die überwiegende Mehrheit der EU-Ausfuhren mit einem Zoll in der Höhe von 15% belegt. Das erklärte US-Präsident Donald Trump nach einem Gespräch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Was bedeutet das für die heimische Wirtschaft und die Unternehmer:innen? Darüber haben wir mit Irene Lack-Hageneder, der WKÖ-Wirtschaftsdelegierten in der US-Hauptstadt Washington D.C., gesprochen.

Wen trifft der Deal? Auswirkungen auf Österreichs Exportwirtschaft

Frau Lack-Hageneder, monatelang wurde verhandelt, jetzt steht der Zolldeal zwischen den USA und der EU. Wie ist ihre erste Einschätzung?

Irene Lack-Hageneder: Die Vereinbarung zwischen den USA und der EU ist und bleibt schmerzhaft sowie eine massive Herausforderung für die Firmen. Viele österreichische Exporteure in die USA haben mit einer Erhöhung der Zölle gerechnet und arbeiten seit Monaten daran, sich so gut wie möglich darauf einzustellen. Grundsätzlich positiv ist, dass Schlimmeres verhindert und zumindest eine Eskalation des Handelskonflikts vermieden werden konnte. Im Sinne der Planungssicherheit ist zu hoffen, dass die handelspolitischen Rahmenbedingungen durch die getroffene Vereinbarung mittelfristig wieder berechenbarer werden.

SERVICETIPP: Info-Point US-Zölle

Welche Auswirkungen hatte die Debatte um die Höhe der Zölle bisher?

Lack-Hageneder: Schon die Androhung der Zölle sowie die bereits im Frühjahr in Kraft getretenen Zölle haben zu einem deutlichen Rückgang im US-Geschäft geführt. Die USA sind und bleiben ein wichtiger Markt für die heimische Exportwirtschaft. Allerdings sind die US-Exporte in den ersten vier Monaten des Jahres um knapp 13 % im Jahresvergleich eingebrochen.

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Welche Branchen besonders betroffen sind

Welche Branchen und Unternehmen werden die neuen Zölle besonders spüren – und wie?

Lack-Hageneder: Von den Zöllen sind nahezu alle Firmen betroffen: sowohl österreichische Exporteure als auch österreichische Unternehmen mit einer Niederlassung in den USA. Diese Niederlassungen werden von den US-Zöllen belastet, da sie für ihre Produktion ja auch nicht vollständig US-Produkte verwenden, sondern ebenfalls aus dem Ausland importieren müssen. Seit Monaten wägen viele Unternehmen ab, in welchem Ausmaß Zölle weiterverrechnet werden können, ohne die Beziehungen zu den US-Abnehmern zu gefährden. Insgesamt ist davon auszugehen, dass sich die Zölle auch auf die US-Wirtschaft negativ auswirken werden, etwa durch Preiserhöhungen, höhere Inflation, geringere Investitionen und den Verlust von Arbeitsplätzen. 

Timeline: Entwicklung der US-Zölle unter Donald Trump

Werden die höheren Zölle die Produktion in die USA zurückholen?

Lack-Hageneder: Wir haben in letzter Zeit mit Unternehmen gesprochen, die vermehrt in den USA produzieren möchten. Allerdings ist der Import der für die Produktion erforderlichen Maschinen und Anlagen durch die Zölle derart verteuert, dass das unleistbar wird.

Direkte Hilfe über den WKÖ-Zoll-Infopoint

Was können heimische Unternehmen jetzt tun, wenn sie Fragen rund um die US-Zölle haben?

Lack-Hageneder: Unser AußenwirtschaftsCenter in Washington ist erster Ansprechpartner für Unternehmen, die Information und Beratung rund um das Thema US-Zölle benötigen. Zudem hat die WKÖ einen Infopoint US-Zölle eingerichtet. Hier sind alle aktuellen Entwicklungen abgebildet, ebenso gibt es praktische Tipps für Unternehmen für den Umgang mit US-Zöllen.  

Das Wichtigste in Kürze:

  • USA und EU einigen sich auf Zolldeal: Künftig 15 % Zoll auf EU-Warenexporte in die USA.
  • Österreich stark betroffen: Über 4.000 heimische Unternehmen exportieren in die USA – mit deutlichen Einbußen im ersten Quartal.
  • Unsicherheit bleibt: Trotz Einigung bleibt das Abkommen eine große Herausforderung für Planbarkeit und Kostenstruktur.
  • Viele Branchen betroffen: Sowohl Exporteure als auch Produktionsstandorte österreichischer Firmen in den USA spüren die Belastung.
  • WKÖ unterstützt: AußenwirtschaftsCenter Washington und der neue WKÖ-Infopoint bieten Infos und individuelle Beratung.