US-Zölle: "Weiterhin das bestimmende Thema unserer Exportwirtschaft"

Was der Zolldeal mit den USA für Österreichs Unternehmen bedeutet.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Wirtschaftseinsteiger:innen
  • Exporteur:innen

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Peter Draxler

Symbolbild Einigung USA-EU i
bboriss | stock.adobe.com

Thomas Moschig, WKÖ-Wirtschaftsdelegierter in Washington D.C., erklärt, wie sich die Zoll-Einigung zwischen den USA und der EU auf die heimischen Unternehmer:innen auswirkt.

Nach langem Tauziehen im Zollstreit – und kurz vor Ablauf der Deadline – einigten sich die USA und die EU auf handelspolitische Rahmenbedingungen. Was wiederum fehlte, waren die Details. Neuigkeiten brachte eine gemeinsame Erklärung zum Handelsdeal, auf die sich USA und EU verständigen konnten.

Und es bleibt dabei: Warenlieferungen aus der EU in die USA werden für die überwiegende Mehrheit der EU-Ausfuhren mit einem Zoll in der Höhe von 15% belegt. Daneben gibt es aber auch Ausnahmen, aber nicht im positiven Sinn – Stichwort Stahl und Aluminium. 

Was bedeutet das für die heimische Wirtschaft und die Unternehmer:innen? Darüber haben wir mit Thomas Moschig, dem WKÖ-Wirtschaftsdelegierten in der US-Hauptstadt Washington D.C., gesprochen.

Wen trifft der Deal? Auswirkungen auf Österreichs Exportwirtschaft

Herr Moschig, wie ist aktuell die Situation, gibt es bei Ihnen vermehrt Anfragen von österreichischen Exporteur:innen?  

Thomas Moschig: Das Sommerloch blieb 2025 definitiv aus. Das Thema US-Zölle ist weiterhin das bestimmende Thema unserer Exportwirtschaft. Auch wenn es jetzt eine gemeinsame Erklärung der EU und der USA zu den Rahmenbedingungen des Transatlantikhandels gibt, bleiben die Bedingungen schwierige. Zuletzt wurde die Liste der Stahl- und Aluminium-Produkte und -Derivate mit erhöhtem Zollsatz von 50% um knapp 400 Positionen erweitert. Das trifft viele Unternehmer:innen, zum Beispiel aus den Sektoren Automotive, Metallverarbeitung sowie Maschinen- und Anlagenbau.

SERVICETIPP: Info-Point US-Zölle

WEBTIPP: Nach dem "Deal" : Eskalation abgewendet; Unsicherheit bleibt

In ihrem Chart of the Week analysiert die Abteilung Wirtschaftspolitik in der WKÖ die aktuellen Entwicklungen rund um den "Zolldeal". Dabei zeigt sich, dass das reale BIP der Eurozone infolge des EU-US-Zollabkommens kurzfristig um -0,11 % sinken könnte. Die Auswirkungen auf Länderebene zeigt die folgende Grafik:

GRAFIK: Österreichs BIP könnte kurzfristig um -0,15 % schrumpfen

Reale BIP-Verluste, kurzfristig 


Was raten Sie ihnen? Wie sollen Betriebe, die in die USA exportieren wollen, jetzt vorgehen? 

Moschig: Auch wenn es nicht einfach ist: Versuchen Sie, den Überblick zu bewahren! Aktuell ändert sich die geltende Rechtslage in einer bemerkenswerten Geschwindigkeit. Vertrauen Sie dabei aber bitte nicht auf Sekundärquellen, sondern prüfen Sie am besten die Primärquellen der US-Behörden, die Sie natürlich auf unserem "Zollinfopoint USA" auf wko.at finden.

Und: Sprechen Sie mit Spezialisten über Ihren individuellen Geschäftsfall. Gerne stehen Ihnen die AußenwirtschaftsCenter in den USA mit unserem Netzwerk an Expert:innen vor Ort zur Verfügung.

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Welche Branchen besonders betroffen sind

Wie sieht es mit den heimischen Pharmabetrieben aus – könnte es zu Produktionsverlagerungen in die USA kommen? 

Moschig: Wie schon eingangs erwähnt, sind klassische Exportgüter Österreichs stark betroffen. Auch die Pharmaindustrie ist aktuell noch durch Unsicherheit geprägt. Zwar gibt es nun ein gemeinsames Statement von EU und USA mit einem Höchstzollsatz von 15% auf Pharmaprodukte in die USA, dennoch besteht weiterhin ein Restrisiko. Produktionsverlagerungen in die USA entsprächen wohl dem Ziel der aktuellen US-Zollpolitik, nur darf man sich das nicht so einfach vorstellen: Der Prozess einer Verlagerung dauert wesentlich länger als beispielsweise eine Amtsperiode eines US-Präsidenten.

Timeline: Entwicklung der US-Zölle unter Donald Trump

Große Rückzugswelle nicht zu befürchten 

Rechnen Sie damit, dass österreichische Produkte wegen der Zölle vom US-Markt verschwinden? 

Moschig: Es ist wohl nicht auszuschließen, dass einige heimische Produkte möglicherweise temporär vom Markt verdrängt werden. Beispielsweise durch den Wegfall der De-Minimis Regel, die bis vor Kurzem Zollfreiheit auf Sendungen mit einen Warenwert unter 800 US-Dollar gewährt hat. Das betrifft viele Klein- und Kleinstunternehmer:innen, weil ihr Business Plan für die USA mit dieser Änderung über Nacht verworfen wurde.

Eine große Rückzugswelle ist jedoch – Stand heute - nicht zu befürchten. Zu groß und zu wichtig ist der US-Markt, der größte Handelspartner Österreichs außerhalb der EU. Denkbar ist aber, dass die erhöhten US-Importzölle zu steigenden Preisen von heimischen Produkten in den USA führen. Qualitätsprodukte aus Österreich werden aber weiterhin stark nachgefragt werden – auch unter schwierigeren Bedingungen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Trotz gemeinsamer Erklärung der EU und der USA zu den Rahmenbedingungen bleiben die Bedingungen für Unternehmen schwierig.
  • Österreich stark betroffen: Über 4.000 heimische Unternehmen exportieren in die USA.
  • Sowohl Exporteure als auch Produktionsstandorte österreichischer Firmen in den USA spüren die Belastung.
  • Eine große Rückzugswelle ist jedoch – Stand heute - nicht zu befürchten.
  • WKÖ unterstützt: AußenwirtschaftsCenter Washington und der WKÖ-Infopoint bieten Infos und individuelle Beratung.