Eine Frage der Wettbewerbs­fähigkeit

So wirken sich aktuelle Probleme und Konflikte auf Österreichs Exportwirtschaft aus.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Global Player
  • Exporteur:innen

Lesedauer:

3 Minuten

KolumnistIn: Michael Otter

Michael Otter, Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA i
WKÖ

Michael Otter

Warum Inflations- und Lohnentwicklung maßgebliche Parameter sind, wenn es um Aufträge auf den Weltmärkten geht und welche Trends die Exportwirtschaft derzeit beschäftigen, erklärt Michael Otter, der Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT ÖSTERREICH.

Jeden Tag stellen sich mehr als 63.000 heimische Exportbetriebe dem internationalen Wettbewerb, der durch Inflation und Energiekosten immer härter wird. Denn: Sind Teuerung und damit das Lohnwachstum über einen längeren Zeitraum höher als bei unseren Mitbewerbern, verlieren wir gegenüber diesen an Wettbewerbsfähigkeit. Weitere Internationalisierungsbremsen sind eine schwache wirtschaftliche Entwicklung in wichtigen Exportmärkten wie Deutschland oder internationale Handelskonflikte.

Welche Folgen hat dieser Mix für die österreichische Exportwirtschaft und welche Trends können wir derzeit beobachten?


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Trend #1: Hohe Qualität um welchen Preis?

Innovative Produkte und Dienstleistungen österreichischer Unternehmen genießen rund um den Globus einen hervorragenden Ruf. Trotz konjunkturellen Gegenwinds konnten die heimischen Warenexporte im ersten Halbjahr 2023 erstmals die Schallmauer von 100 Milliarden Euro durchbrechen. ABER: Treiber für das nominelle Exportwachstum ist naturgemäß auch die Inflation – das Export-Plus bei Waren von rund 6 Prozent wurde in den ersten sechs Monaten von Inflationsraten zwischen 8 und 11 % (VPI) getoppt.

Die entscheidende Frage für viele Betriebe lautet, wie die steigenden Preise ihrer Produkte und Dienstleistungen angehoben werden können, ohne Kunden zu verlieren. Oder wie lange sie es durchhalten, steigende Preise nicht weiterzugeben, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Umso wichtiger ist es für Österreich, standortrelevante Kosten - Stichwort Energiepreise - in den Griff zu bekommen.

Trend #2: Mehr Flexibilität in Richtung Wachstumsmärkte 

Rund 80 % unserer Ausfuhren haben Europa als Ziel. Mittelfristig geht es auch darum, flexibler zu werden und globale Wachstumszentren direkt anzusteuern – zumal für Europa in den nächsten beiden Jahren geringes Wachstum prognostiziert wird. Derzeit machen die Exporte nach Afrika nur 1,1 % oder nach Süd- und Südostasien nur 1,7 % unserer Gesamtexporte aus.

Der aktuelle Trend zeigt in die richtige Richtung: So haben die USA Italien im ersten Halbjahr mit einem Plus von 14 % als zweitwichtigste Export-Destination überholt, die Warenausfuhren nach Afrika oder Australien wuchsen um je 15 %. Insgesamt gibt es hier aber noch deutlich Luft nach oben.

Internationalisierung, Innovation, Information

Alle Infos rund um das Thema Export findest du bei der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA!

Trend #3: Neue Globalisierungstrends erkennen und nutzen.

Wir erleben eine neue Dimension der Globalisierung, in der einzelne Wirtschaftsblöcke mit ihren regionalen Wertschöpfungsketten immer wichtiger werden. Bestes Beispiel ist Asien, wo kapitalstarke High-Tech-Länder wie Japan oder Südkorea, mit Ländern in Südostasien mit Lohnvorteilen und großem Wachstumspotenzial wie Malaysia oder Vietnam, durch intraregionalen Handel immer stärker verbunden sind – und dieser Block auf Europa immer weniger angewiesen ist. Das "Jahrhundert Asiens" ist Realität geworden.

Um hier profitieren zu können, müssen unsere Unternehmen künftig noch stärker vor Ort vertreten sein und investieren. Gleichzeitig ist es wichtiger denn je, dass der Standort Europa nachhaltig gestärkt wird und sich mit den Wachstumszentren dieser Welt durch zukunftsweisende Handelsabkommen verbindet. 

In einer Welt, geprägt von Veränderung und Innovation, geopolitischen Spannungen und steigender Komplexität, gilt: "The only constant is change". Dabei können sich unsere Betriebe auf das starke internationale Netzwerk der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA in mehr als 70 Ländern verlassen.