Die immer noch hohe Inflation wirkt auf Löhne und Preise über Zweitrundeneffekte. Aber wie tut sie das? Und was ist eigentlich eine Lohn-Preis-Spirale?
Die Inflation ist zwar rückläufig, lag aber im 1. Halbjahr 2023 im Schnitt mit mehr als 9,6 % immer noch deutlich zu hoch. Grund dafür war der gigantische Energiepreisanstieg, der für Unternehmen wie Haushalte weite Kreise zieht und in mehrfacher Hinsicht für uns alle spürbar wird.
Kommt eine Lohn-Preis-Spirale – oder ist sie schon da?
Deswegen wird derzeit häufig über eine Lohn-Preis-Spirale diskutiert. Drohen wir in diesen Strudel zu kommen, wo sich Preise und Löhne gegenseitig aufheizen? Oder sind wir sogar schon drinnen?
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Jetzt zum Newsletter anmelden!Expert:innen sind sich uneinig darüber. Dass es dafür keine eindeutige Definition gibt und dieses Phänomen – je nach Argumentation – unterschiedlich ausgelegt wird, macht die Sache nicht einfacher. Diese 3 Fakten sind dafür unstrittig:
Fakt #1: Ein Zusammenhang macht noch keine Spirale
Es ist eine Tatsache, dass Löhne und Preise zusammenhängen. Das allein macht noch keine Lohn-Preis-Spirale aus. Genauso wie steigende Betriebsüberschüsse in manchen Sektoren kein Beweis für eine "Profit-Preis-Spirale" sind.
Fakt #2: Genaue Auswirkung ist noch unbekannt
Dennoch heizen unter anderem Löhne die Preise an. Eine 10 %-ige Lohnsteigerung erhöht die Inflation laut Berechnungen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) um rund 3 Prozentpunkte. Diese Rechnung basiert auf historische Daten, das heißt: Unter den jetzigen Bedingungen hoher Inflation könnte diese Relation noch höher ausfallen.
Fakt #3: Löhne holen Kaufkraftverlust auf
2022 ist die Inflation – also der Preisanstieg – hauptsächlich bei den Profiten gelandet. Dieser Effekt verschiebt sich gerade, weil die Löhne den Kaufkraftverlust wieder aufholen. Das bedeutet, dass die Löhne und Gehälter in den nächsten beiden Jahre die Inflation stärker antreiben werden.
Was kann die Inflation bremsen?
Um die Inflation zu bremsen, werden internationale und national verschiedene Hebel bewegt, von der EZB-Geldpolitik bis zu nationalen Hilfsleistungen. Im Fokus sind in dem Zusammenhang auch die Herbstlohnrunden, die gerade in diesem Jahr mit besonderem Augenmaß geführt werden sollten, damit die Löhne die Preise nicht weiter anheizen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Aktuell wird häufig über eine Lohn-Preis-Spirale diskutiert.
- Expert:innen sind sich aber noch uneinig, ob wir uns bereits in einer Lohn-Preis-Spirale befinden.
- Der Zusammenhang zwischen Preisen und Löhnen allein macht noch keine Lohn-Preis-Spirale aus.
- Eine Berechnung der OeNB zeigt, dass eine 10 %-ige Lohnsteigerung die Inflation um rund 3 Prozentpunkte erhöht.
- Aktuell holen die Löhne den Kaufkraftverlust des Vorjahres wieder auf.
- Damit die Löhne die Preise nicht weiter anheizen, müssen die Herbstlohnrunden mit besonderem Augenmaß geführt werden.