Der Papierkrieg in der EU und in Österreich ist teuer und vor allem für KMU kaum zu gewinnen. Ändern kann das die EU, aber auch die nationale Politik.
Während Österreich vor seinem dritten Rezessionsjahr in Folge steht und die Bundesregierung heuer 6,5 Milliarden Euro einsparen muss, laufen in Österreichs Wirtschaft pro Jahr rund 10 bis 15 Milliarden Euro an Bürokratiekosten auf.
Das drückt auf Österreichs Wettbewerbsfähigkeit. Lagen wir im weltweiten "Competitiveness Ranking" der Schweizer Business School IMD 2020 noch auf dem 16. Platz, hat es im Vorjahr nur noch für Platz 26 gereicht. Und auch auf Investitionen hat der Bürokratieaufwand einen negativen Effekt.
VIDEO: Zu viel Bürokratie? Warum Österreichs Wirtschaft leidet
Die Bürokratie mit ihren ausufernden Vorgaben und Informationspflichten trifft vor allem Klein- und Mittelbetriebe (KMU) hart. Bis zu 19,3 Stunden, also fast 2,5 Arbeitstage pro Woche, müssen sie in Papierkram investieren. Das hat eine von der WKÖ beauftragte Studie des Marktforschungsinstituts market ergeben. Was sie ebenfalls belegt: 88 % der österreichischen Betriebe halten die Entbürokratisierung für die Top-Priorität, um Österreichs Wirtschaft voranzubringen.
Doch ob sich was in Sachen Bürokratieabbau tut, hängt nicht nur vom Willen der österreichischen Politik ab. Denn viele Regeln wurden auf EU-Ebene – gemeinsam mit den Mitgliedstaaten – beschlossen.
Zeitfenster für Bürokratieabbau
Das politische Ziel vieler regulatorischen Maßnahmen, die aus Brüssel kommen, ist der Schutz der Umwelt und die Vorreiterschaft bei der Nachhaltigkeit. Doch in der Praxis bringt ihre Umsetzung vor allem eine extreme, teils nicht stemmbare Belastung für die Unternehmen.
Der Kritik aus vielen Ländern hat sich die EU gestellt und unlängst die ersten sogenannten Omnibus-Vereinfachungsvorschläge vorgestellt. Mit ihren Initiativen hat sich die EU-Kommission das Ziel gesetzt, bis 2029 die Bürokratiekosten für alle Unternehmen um mindestens 25 % zu senken, für KMU sogar um 35 %.
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In einem ersten Schritt sollen dazu Berichtspflichten entrümpelt, Doppelgleisigkeiten in den Vorgaben für Nachhaltigkeitsberichte beseitigt sowie die EU-Taxonomie, die Lieferketten-Richtlinie sowie der CO₂-Grenzausgleichsmechanismus überarbeitet/vereinfacht werden. Mehr dazu im Schwerpunkt zum ersten Omnibus-Vorschlag auf wko.at. Für 2025 sind weitere Vereinfachungsvorschläge der EU-Kommission angekündigt.
Das Wichtigste im Überblick:
- Bürokratie kostet die österreichischen Unternehmen 10-15 Milliarden Euro pro Jahr.
- Österreichs Wettbewerbsfähigkeit ist im globalen Ranking der Schweizer Business School IMD zwischen 2020 und 2024 um 10 Plätze auf den 26. Platz gesunken.
- Bis zu 19,3 Stunden, also fast 2,5 Arbeitstage pro Woche, sind österreichische KMU mit Bürokratie beschäftigt.
- 88 % der österreichischen Unternehmen sehen Entbürokratisierung als Top-Priorität für die nächsten drei Jahre, wenn es um das Wachstum der Wirtschaft geht.
- Die Wirtschaftskammer setzt sich auf europäischer und nationaler Ebene stark für den Abbau der Bürokratie ein.
- Die EU-Kommission hat mit dem ersten Omnibus-Vorschlag im Bereich Nachhaltigkeit auf Kritik der EU-Länder und der Wirtschaft reagiert. Mit der neuen Initiative soll die Bürokratie vor allem für KMU abgebaut werden. Der Vorschlag ist ein erster Beitrag, dass KMU 35 % weniger Bürokratiekosten haben, größere Unternehmen 25 % weniger.