Standortfaktor Lohnstückkosten

Die Lohnstückkosten steigen in Österreich deutlich stärker als im EU-Schnitt. Das droht auch so zu bleiben. 


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Wissenshungrige
  • Weiterdenker:innen

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Connie Wagenhofer

Industriearbeiter geht mit Helm in der Hand in Richtung Ausgang einer Lagerhalle i
dusanpetkovic1 | stock.adobe.com

Die hohen Lohnstückkosten verschlechtern die preisliche Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes. Wir erklären dir, was diese eigentlich genau sind und wie Österreich im Vergleich dasteht. 

Die Zahlen der Europäischen Kommission sprechen eine klare Sprache: Österreichs Lohnstückkosten galoppieren davon. Mit einer Steigerung von 30,4% seit 2015 lag die Erhöhung bis zum Vorjahr um rund 10 Prozentpunkte über dem EU-27- und dem Euroraum-Schnitt.

Bis 2025 werden die Lohnstückkosten nach den Prognosen der Europäischen Kommission sogar um 43,5% gestiegen sein – und damit um rund 15 Prozentpunkte mehr als in den Ländern der EU-27 oder im Euroraum.

In anderen Worten: Die Arbeitskosten bei der Herstellung von Waren und Dienstleistungen relativ zur Produktivitätsentwicklung steigen in Österreich viel stärker an als in anderen Ländern. 

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Höhere Lohnstückkosten bedeuten geringere Wettbewerbsfähigkeit

Erhöhen sich die Lohnstückkosten in einem Land stärker als in einem Vergleichsland, verschlechtert das die preisliche Wettbewerbsfähigkeit dieses Standortes und der exportierenden Unternehmen. Umgekehrt verbessert sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft, wenn die Lohnstückkosten weniger stark steigen als im Vergleichsland. Die Lohnstückkosten gelten daher als besonders wichtiger Indikator, um die preisliche Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu analysieren.

Was sind Lohnstückkosten?

Die Lohnstückkosten sind die Arbeitskosten pro Stunde geteilt durch die Produktivität. Die Arbeitskosten setzen sich dabei aus dem Lohn / Gehalt (brutto) und den Sozialbeiträgen der Arbeitgeber:innen zusammen.

Die Entwicklung der Lohnstückkosten hängt neben der Entwicklung der Arbeitskosten somit auch von der Entwicklung der Produktivität ab. Braucht man für die gleiche Leistung weniger Arbeitsstunden als ein anderes Land, so sinken die Lohnstückkosten, selbst, wenn die Arbeitskosten etwas stärker steigen als im Vergleichsland.

Doch auch die Produktivität entwickelt sich in Österreich momentan weniger positiv. 

Lohnnebenkostensenkung verbessert Lohnstückkosten

In Österreich sind die Lohnnebenkosten im Vergleich zum EU-27-Durchschnitt besonders hoch. Diese zu senken ist laut der Expertise von Fachleuten ein wirksames Mittel, um die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs wieder zu stärken. 

Mehr dazu in "Warum die Lohnnebenkosten jetzt sinken müssen"

Das Wichtigste im Überblick

  • Österreichs Unternehmen kämpfen nicht nur mit hohen Energiekosten, sondern auch mit steigenden Lohnstückkosten. Diese sind zwischen 2015 und 2023 um 34,4% gestiegen.
  • Der Anstieg lag damit seit 2015 um 10 Prozentpunkte über dem EU-27- und Euroraum-Schnitt, 5,4 Prozentpunkte über Deutschland und 17,1 Prozentpunkte über Italien.
  • Bis 2025 werden die Lohnstückkosten nach den Prognosen der Europäischen Kommission sogar um 43,5% gestiegen sein.
  • Die Lohnstückkosten ergeben sich aus der Entwicklung der Arbeitskosten und der Produktivität.
  • Die Produktivität ist in Österreich in den letzten Jahren kaum gestiegen und war zuletzt rückläufig.