Der starke Anstieg der Lohnstückkosten im Vergleich zu unseren internationalen Mitbewerbern verschlechtert die preisliche Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes. Wir erklären dir, was die Lohnstückkosten eigentlich genau sind und wie Österreich im Vergleich dasteht.
Die Zahlen der Europäischen Kommission sprechen eine klare Sprache: Österreichs Lohnstückkosten galoppieren davon. Mit einer Steigerung von 37,6% seit 2015 lag die Erhöhung bis zum Vorjahr um rund 10 Prozentpunkte über dem EU-27- und sogar um 11 Prozentpunkte über dem Euroraum-Schnitt. Im Vergleich zu unserem wichtigsten Handelspartner und Mitbewerber Deutschland sind Österreichs Lohnstückkosten um rund 4 Prozentpunkte stärker gestiegen.
Bis 2026 werden die Lohnstückkosten in Österreich laut Prognosen der Europäischen Kommission sogar um 44,1% höher als noch 2015 sein – und damit um rund 11 Prozentpunkte mehr als im EU-27-Durchschnitt und um 12 Prozentpunkte mehr als im Euroraum sowie um 5 Prozentpunkte stärker als in Deutschland.
In anderen Worten: Die Arbeitskosten steigen relativ zur Produktivitätsentwicklung in Österreich viel stärker an als in anderen Ländern.
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Jetzt zum Newsletter anmelden!GRAFIK: So entwickeln sich die Lohnstückkosten bis 2026
Höhere Lohnstückkosten bedeuten geringere Wettbewerbsfähigkeit
Erhöhen sich die Lohnstückkosten in einem Land stärker als in einem Vergleichsland, verschlechtert das die preisliche Wettbewerbsfähigkeit dieses Standortes und der exportierenden Unternehmen. Umgekehrt verbessert sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft, wenn die Lohnstückkosten weniger stark steigen als im Vergleichsland. Die Lohnstückkosten gelten daher als besonders wichtiger Indikator, um die preisliche Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu analysieren.
Was sind Lohnstückkosten?
Die Lohnstückkosten sind die Arbeitskosten pro Stunde geteilt durch die Produktivität. Die Arbeitskosten setzen sich dabei aus dem Lohn / Gehalt (brutto) und den Sozialbeiträgen der Arbeitgeber:innen zusammen. Die Entwicklung der Lohnstückkosten hängt neben der Entwicklung der Arbeitskosten somit auch von der Entwicklung der Produktivität ab. Doch auch die Produktivitätsentwicklung ist in Österreich derzeit ungünstig.
Lohnnebenkostensenkung verbessert Lohnstückkosten
In Österreich sind die Lohnnebenkosten im Vergleich zum EU-27-Durchschnitt besonders hoch. Diese zu senken ist laut der Expertise von Fachleuten ein wirksames Mittel, um die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs wieder zu stärken.
Mehr dazu in "Warum die Lohnnebenkosten jetzt sinken müssen"
Das Wichtigste in Kürze:
- Österreichs Unternehmen kämpfen nicht nur mit hohen Energiekosten, sondern auch mit im internationalen Vergleich stark steigenden Lohnstückkosten.
- Ungünstige Entwicklung: Die Lohnstückkosten sind hierzulande im Zeitraum zwischen 2015 und 2024 um 37,6% gestiegen. Das war um 10,1 Prozentpunkte über dem EU-27-Schnitt und um 10,9 Prozentpunkte über dem Euroraum-Schnitt, 4,2 Prozentpunkte über Deutschland und 20,3 Prozentpunkte über Italien.
- Die Lohnstückkostenentwicklung bleibt herausfordernd, die Schere zu unseren internationalen Mitbewerbern geht weiter auf: Bis 2026 werden die Lohnstückkosten in Österreich nach den Prognosen der Europäischen Kommission sogar um 44,1% im Vergleich zum Jahr 2015 gestiegen sein, während im Eurozonen-Durchschnitt bloß ein Plus von 31,7 % erwartet wird.
- Die Lohnstückkosten ergeben sich aus der Entwicklung der Arbeitskosten und der Produktivität.
- Die Produktivitätsentwicklung war in Österreich seit 2015 schwach und im Jahr 2023 sogar rückläufig.