Was Unternehmen zu Forschung und Entwicklung beitragen

Bei der F&E-Quote belegt Österreich stolz einen Stockerlplatz. Doch der Abstand zu anderen Ländern schmilzt. 


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Zahlenjongleur:innen
  • Wirtschaftsexpert:innen

Lesedauer:

4 Minuten

AutorIn: Connie Wagenhofer

Baum, der gleichzeitig ein menschliches Gehirn symbolisiert, um den sich verschiedene Idee und Verzweigungen aufbauen i
Leo | stock.adobe.com

Den Löwenanteil der F&E-Ausgaben in Österreich stemmen die Unternehmen mit einem Anteil von zwei Drittel. Um den Sprung an die internationale Spitze zu schaffen - und nicht in Rückstand zu geraten - braucht es aber weitere Aktivitäten.

In Österreich werden Forschung und Entwicklung (F&E) großgeschrieben. Innerhalb der EU hatte Österreich laut Daten der OECD 2021 die dritthöchste F&E-Quote: 3,3 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) werden dafür hierzulande investiert, mehr geben nur Belgien und Schweden aus. 


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Ambitionierte F&E bringt wichtige Innovationen

Laut dem aktuellen European Innovation Scoreboard liegt unser Land im EU-Vergleich auf Platz 6 im europäischen Innovationsranking und gehört damit der Gruppe der "Strong Innovators" an. Das ist gut, denn Innovationskraft spielt für unsere Wirtschaft eine bedeutende Rolle.

Ziel muss jedoch der Sprung in die Gruppe der "Innovationsleader" sein.

Denn: Als Exportnation ist Österreich von weltweiter Nachfrage abhängig. Je innovativer die heimischen Produkte und Dienstleistungen sind, umso besser kann sich Österreich im internationalen Wettbewerb durchsetzen. Dank innovativer Technologie hat die heimische Wirtschaft die Nase in vielen Sektoren vorn.

Was ist eigentlich F&E?

F&E steht für "Forschung und experimentelle Entwicklung" und bezeichnet den Prozess, bei dem durch gezielte Untersuchungen neues Wissen gesammelt wird, das praktisch angewendet wird, um Produkte oder Dienstleistungen zu verbessern oder neu zu erschaffen.

Dabei umfasst F&E drei Tätigkeitsbereiche: Grundlagenforschung, angewandte Forschung und experimentelle Forschung.

#1 Grundlagenforschung: Diese hat zum Ziel, neues Wissen zu erschaffen, indem sie zum Beispiel versucht, Erklärungen für bestimmte Phänomene zu finden.

#2 Angewandte Forschung: Diese wiederum versucht, Lösungen für konkrete Probleme der Gesellschaft zu finden.

#3 Experimentelle Forschung: Diese Art der Forschung testet wissenschaftliche Ideen, um herauszufinden, ob sie in der Praxis funktionieren und wie sie am besten angewendet werden können.

Zwei Drittel der Forschungsgelder kommen von Unternehmen

6 von 10 Unternehmen betreiben F&E und treiben damit die Forschungsquote in die Höhe. Mit diesen rund 60 % liegt Österreich über dem EU-Durchschnitt von 52,7 %. Im Klartext heißt das, dass auch die Finanzierung von F&E zu einem Großteil von Unternehmen gestemmt wird: Zwei Drittel der Ausgaben tragen sie. 


Öffentliche Förderungen sind Investitionsanreiz

Ein wirksamer Anreiz für private F&E-Investitionen sind öffentliche F&E-Förderungen. Wie Daten des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO zeigen, führt eine Anhebung der direkten F&E-Förderung um 1 Euro zu einer Steigerung der gesamten F&E-Ausgaben im Unternehmenssektor um 1,7 Euro.

Und auch die Auswirkungen von Förderungen auf die Wirtschaftsleistung können sich sehen lassen, wie die Bilanz von Horizon 2020, dem EU-Programm für Forschung und Innovation, zeigt.

Nach Informationen der EU-Kommission werden die zwischen 2014 und 2020 investierten 76 Mrd. Euro bis 2040 einen Beitrag von 429 Mrd. Euro zum BIP der EU leisten.

Innovationsvorsprung wird geringer

So solide die Basis für Forschung und Entwicklung hierzulande ist, so klar die Daten zeigen, wie ernst F&E in Österreich genommen werden, so laut muss man ein "Aber" dazusagen.

Noch hat unser Land laut dem European Innovation Scoreboard 2023 eine Innovationsperformance, die bei 119,9 % des EU-Durchschnitts liegt. Bei der Steigerung dieser Performance sieht die Sache schon anders aus. Die ist laut dem European Innovation Scoreboard zwischen 2016 und 2023 um nur 8,5 % gewachsen. Das ist weniger als der EU-Schnitt und bedeutet, dass unser Innovationsvorsprung geringer wird.

Im Verhältnis zu anderen führenden OECD-Ländern hinkt Österreich auch beim Thema Venture-Capital-Investition hinterher. Das Risikokapital macht lediglich 0,04 % des BIP aus. Diese Form der Finanzierung ist jedoch für Innovation bedeutsam, insbesondere für die Vermarktung von Innovationen, die Startups hervorbringen. 

Das Wichtigste im Überblick

  • Österreich hat die dritthöchste F&E-Quote innerhalb der EU, weltweit liegt es laut OECD auf Platz 9.
  • Unser Land belegt im Ranking des European Innovation Scoreboard den 6. Platz.
  • 6 von 10 Unternehmen sind in F&E aktiv. Das sind mehr als im EU-Durchschnitt.
  • Öffentliche Förderungen steigern private F&E-Ausgaben pro 1 Euro um 1,7 Euro.
  • Die 76 Mrd. Euro, die mit dem EU-Projekt Horizon 2020 in F&E investiert wurden, werden bis 2040 429 Mrd. Euro zum BIP der EU beitragen.
  • Zwar liegt die Innovationsperformance Österreichs bei 119,9 % des EU-Schnitts, sie ist zwischen 2016 und 2023 mit nur 8,5 % aber unterdurchschnittlich stark gewachsen.
  • Schwach ist Österreichs Einsatz von Risikokapital, das nur 0,04 % des BIP ausmacht. Für die Entwicklung von Innovation in Startups ist Venture-Capital jedoch wichtig.