Im Juli 2022 ist die Europäische Zentralbank (EZB) von ihrer Nullzinspolitik abgewichen. Seither hat sie den Leitzins in 3 Schritten auf insgesamt 2 % angehoben, um die Rekordinflation im Euroraum zu bekämpfen. Das hat 4 konkrete Auswirkungen.
Zunächst einmal: Die Leitzinserhöhung wirkt sich auch auf den Euro aus. Dessen Wechselkurs befindet sich aktuell gegenüber dem US-Dollar auf einem 20-Jahres-Tief. Was das konkret heißt, das haben wir für dich zusammengefasst:
Auswirkung #1: Höhere Zinsen stärken den Euro
"Wenn die Zinsen im Euroraum relativ zu denen im Dollarraum steigen, lässt das tendenziell auch den Wechselkurs des Euro gegenüber dem Dollar steigen", erklärte Volker Wieland, ehemaliger Wirtschaftsweiser und Professor für Monetäre Ökonomie an der Uni Frankfurt, unlängst gegenüber der FAZ.
Auswirkung #2: Zinserhöhung kann Wachstum dämpfen
Die Inflation in den USA unterscheidet sich deutlich von jener im Euroraum. Sie ist weniger durch steigende Energiepreise und viel mehr durch eine starke volkswirtschaftliche Nachfrage geprägt. Der schwache Euro ist nicht nur auf das Zinsdifferenzial zwischen den beiden Währungsräumen zurückzuführen, sondern auch auf die schlechteren Wachstumsaussichten in Europa.
Das ist genau das Dilemma der EZB: Während sie als oberstes Ziel die Preisstabilität hat, kann eine zu starke Erhöhung auch die Wirtschaft zusätzlich eindämmen. Höhere Zinsen durch die EZB können das erwartete Wirtschaftswachstum weiter verschlechtern und könnten damit jeden positiven Effekt auf den Euro-Wechselkurs relativieren.
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Gleich zum Newsletter anmelden!Auswirkung #3: Ein starker Euro bekämpft die Inflation
In vielen Bereichen ist der US-Dollar immer noch die wichtigste Leitwährung. Vor allem Erdöl wird meist in Dollar gehandelt. Ein schwacher Euro sorgt dadurch dafür, dass der Preis pro Barrell Öl in Euro ansteigt, auch wenn der Preis des Rohstoffes in Dollar unverändert bleibt. Ein Teil der aktuellen Inflation in Europa wird so importiert. Ein durch die Leitzinserhöhung gestärkter Euro kann hier entgegenwirken.
Auswirkung #4: Ein starker Euro macht Exporte teurer
Für die stark exportorientierte österreichische Wirtschaft wirkt sich ein starker Euro negativ aus. Werden Waren und Dienstleistungen in Länder außerhalb des Euroraums verkauft, steigen die Preise für die Kund:innen. Dadurch wird die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen aus dem Euroraum auf dem internationalen Markt geschwächt.
Fazit: Die aktuelle Entwicklung demonstriert die weiterhin enorme Strahlkraft des US-Dollars auf die globale Konjunktur. Beginnt die Federal Reserve einmal ihre Leitzinsen anzuheben, geraten andere Zentralbanken wie die EZB ebenso unter Zugzwang.
Das Wichtigste in Kürze:
- Seit Juli hat die EZB den Leitzins in 3 Schritten auf insgesamt 2 % angehoben.
- Höhere Zinsen lassen tendenziell auch den Euro-Wechselkurs im Vergleich zum US-Dollar steigen
- Eine zu starke Erhöhung der Zinsen kann aber auch das Wirtschaftswachstum eindämmen
- Ein durch die Leitzinserhöhung gestärkter Euro kann der Inflation entgegenwirken
- Werden Waren hingegen in Länder außerhalb des Euroraums verkauft, führt ein starker Euro dazu, dass Exporte teurer werden