So wollen EPU in Österreich 2024 durchstarten

Österreichs über 350.000 EPU bereichern die Wirtschaft, brauchen aber Unterstützung von der Politik


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Gründer:innen
  • Kleinunternehmer:innen

Lesedauer:

4 Minuten

AutorIn: Connie Wagenhofer

Junge Unternehmerin in ihrem Geschäft i
nataliaderiabina | stock.adobe.com

Weniger Bürokratie, Steuererleichterungen und eine bessere soziale Absicherung stehen auf der Wunschliste ganz oben.

Keine Vorgesetzten und keine vorgegebenen Arbeitszeiten, aber auch kein regelmäßiges Einkommen und weniger soziale Sicherheit als unselbständig Beschäftigte – so leben die mehr als 350.000 Menschen, die sich in Österreich mit einem Ein-Personen-Unternehmen (EPU) selbständig gemacht haben.

Wie es ihnen damit geht, wie sie die Zukunft einschätzen und was sie von der Politik erwarten, hat das MARKET Marktforschungsinstitut im Auftrag der Wirtschaftskammer in der Online-Umfrage "EPU-Stimmungsbarometer" erhoben.

4 von 5 würden’s wieder tun

Längst sind EPU zu einem relevanten Teil der Wirtschaft geworden, die mit ihrem Angebot wichtige Impulse geben. Denn sie sind Unternehmer:innen mit Herzblut und Begeisterung: 79 % der 1.097 Befragten würden sich wieder selbständig machen, und das, obwohl 42 % einen Rückgang der Konjunktur erwarten. Der Weg in die Selbständigkeit ist für Mehrheit also keineswegs eine Notlösung.  

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WKÖ/DMC

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Optimismus im Hinblick auf die kommenden Monate

Fast die Hälfte der Ein-Personen-Unternehmer:innen blickt trotz der Herausforderungen durch die aktuelle Wirtschaftslage optimistisch auf die kommenden Monate. Selbständige mit Kund:innen aus dem B2C-Bereich sind optimistischer als jene, die überwiegend Privatkund:innen haben. Nur 23 % sind in Sorge über künftige Entwicklungen.

Nach der Entwicklung der vergangenen Monate gefragt, hat die größte Gruppe wenig Veränderungen wahrgenommen. 26 % hat sogar eher einen Aufwärtstrend gespürt.

Steuererleichterungen gefordert

Zwar prägen Optimismus und unternehmerische Leidenschaft Österreichs Ein-Personen-Unternehmen, aber einige Verbesserungen stehen dennoch ganz oben auf der Wunschliste. So befürworten 74 % der Befragten eine Verbesserung der Pauschalierung in Sachen Einkommenssteuer, konkret: eine Erhöhung der jährlichen Umsatzgrenze von 40.000 auf 85.000 Euro.

73 % der EPU plädieren dafür, die Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG) von derzeit 1.000 auf 1.500 Euro anzuheben. Ebenso spricht sich eine deutliche Mehrheit dafür aus, den Vorsteuerabzug für PKW auszuweiten und die Angemessenheitsgrenzen von 40.000 auf 60.000 Euro anzuheben.

Bessere Absicherung und ausgebaute Gesundheitsvorsorge

Viele Neugründer:innen trifft die Sozialversicherungskeule mit voller Wucht, nämlich dann, wenn ihre Pensionsbeiträge für die ersten drei Jahre nach der Gründung und Gewerbeanmeldung nachverrechnet werden. 64 % der Befragten gaben in der Online-Umfrage an, dass ihnen eine Reduktion wichtig wäre.

Sogar noch wichtiger schätzen EPU ihre Gesundheitsvorsorge ein. 77 % wünschen sich einen, Ausbau des erfolgreichen SVA-Vorsorgeprogramms "Selbständig gesund". Mehr als zwei Drittel halten einen früheren Anspruch auf Arbeitslosengeld und einen verbesserten Bezug für Selbständige für wichtig.

Mehr (digitale) Angebote für Bildung erwünscht

Sehr positiv äußerten sich die Befragten zu den Services der Wirtschaftskammer für Ein-Personen-Unternehmen. Die Zufriedenheit liegt bei 86 %. Vor allem digitale Aus- und Weiterbildung sind ein wichtiges Thema: 43 % wünschen sich dazu mehr. Diesem Wunsch trägt die WKÖ mit "wîse up" und Webinaren für EPU Rechnung.

Digitale Aus- und Weiterbildung für EPU

Politische Schwerpunkte aus Sicht der EPU

In der Online-Umfrage wurde auch abgefragt, welche Schwerpunkte die Regierung in ihrer Politik ganz allgemein setzen soll. Allen voran liegen den Ein-Personen-Unternehmer:innen die Themen Gesundheit und Bildung am Herzen. Vor allem bei den Jüngeren ist es auch der Klimaschutz, bei den Älteren sind es die Pensionen.

Was bedeutet die Abkürzung EPU?

EPU steht für "Ein-Personen-Unternehmen" und ist laut Definition ein Einzelunternehmen (94,7 %) oder eine Ein-Personen-GmbH (5,3 %). In beiden Fällen sind es Unternehmer:innen, die ohne Beschäftigte agieren, sich am Markt orientieren und ohne Mitunternehmertum tätig sind.

Wie viele EPU gibt es in Österreich?

Mehr als 350.000 EPU gibt es in Österreich. Das sind rund 61 % aller heimischen Unternehmen. Die meisten EPU sind in der Fachgruppe "Personenberatung und Personenbetreuung" tätig, danach folgen "Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie" und auf Platz 3 stehen "Persönliche Dienstleister".

Detailliertere Informationen dazu gibt es im Factsheet Wirtschaftsmotor EPU.

Das Wichtigste in Kürze:

  • 79 % der EPU würden sich wieder selbständig machen. Sie stehen daher für starken Unternehmergeist.
  • 43 % der Befragten gehen optimistisch in die nächsten Monate, nur 23 % sind in Sorge
  • Ein-Personen-Unternehmen in Österreich brauchen steuerliche Entlastungen, eine bessere soziale Absicherung und größere unternehmerische Gestaltungsspielräume, aber weniger Bürokratie.
  • 86 % sind mit den Services der Wirtschaftskammern sehr zufrieden.
  • Weiterbildung ist ein wichtiges Thema: 43 % wünschen sich mehr davon, vor allem als digitale Angebote.
  • In Österreich gibt es mehr als 350.000 EPU (rund 61 % der Unternehmen).