Was Österreichs junge Unternehmen 2024 brauchen

Steuerentlastung Thema Nummer 1, "New Work" gekommen um zu bleiben


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Entrepreneur:innen
  • Gründer:innen

Lesedauer:

4 Minuten

AutorIn: Connie Wagenhofer

Gründungsteam vor Wand, die mit diversen Ideen bemalt ist i
peshkova | stock.adobe.com

Zwar steigt die Stimmung unter Österreichs Jungunternehmer:innen leicht, aber sie brauchen spürbare Entlastung, vor allem bei Steuern und Abgaben. Wir haben uns das im Detail angesehen. 

Etwas positiver als in den vergangenen Jahren sehen Österreichs junge Unternehmer:innen heuer die Wirtschaftsentwicklung. Nach dem aktuellen Konjunkturbarometer des Marktforschungsinstituts Market im Auftrag der Jungen Wirtschaft (JW), glauben zwar nur 21 % der gut 1.500 Befragten an einen wirtschaftlichen Aufschwung. Aber es mischt sich wieder etwas mehr Optimismus in die Konjunkturprognose.

"Ungefähr ein Drittel rechnet mit dem Rückgang der Konjunktur", sagt David Pfarrhofer, Vorstand des Market-Instituts und fügt hinzu: "Es gibt Indizien für eine leichte Entspannung." Bereits 29 % der Befragten gaben an, keinen Rückgang der Kundenausgaben zu verzeichnen.

Zum Vergleich: Im Vorjahr lag dieser Wert noch niedriger bei 25 %.

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Leichte Entspannung bei Kosten, Ertragslage weiter herausfordernd

Der Trendvergleich zeigt auch ein leichtes Abflachen des Kostendrucks, selbst wenn nahezu die Hälfte davon ausgeht, dass sie mit höheren Kosten rechnen müssen. Ganz anders sehen die Prognosen für die Verkaufspreise aus. Hier glaubt mehr als die Hälfte der Befragten an einen Anstieg.

Für ebenso viele bleibt die Inflation in den kommenden 12 Monaten die zentrale Herausforderung, gefolgt von erwarteten Umsatzeinbußen (46 %) und den nach wie vor hohen Kosten für Energie, Rohstoffe und Vorleistungen (41 %). Auch der Arbeitsmarkt mit den hohen Arbeitskosten und dem Arbeitskräftemangel belastet die junge Wirtschaft.

Trotz der schwierigen Situation wollen junge Unternehmer:innen in Österreich anpacken: 28 % der Betriebe beabsichtigt, neue Mitarbeiter:innen einzustellen, ein Fünftel plant neue Investitionsaktivitäten. Doch um all das zu stemmen, brauchen die Betriebe verbesserte Rahmenbedingungen.

Ganz oben auf der Liste: Steuern runter.

Steuerentlastung und "New Work"

"Mehr als zwei Drittel (68 %) – das ist der höchste Zustimmungswert aller bisherigen Erhebungen – erklären, dass der größte Handlungsbedarf der Bundesregierung bei der Senkung der Steuern besteht", so Pfarrhofer.  

Erstmals Teil des JW-Konjunkturbarometers war auch das Thema "New Work". Die Befragung zeigt, dass in vielen Betrieben die neue Arbeitswelt bereits Realität ist. Aus der Sicht von 45 % der Befragten hat sich die Arbeitsweise in den vergangenen drei Jahren nachhaltig verändert, 51 % haben Lösungen im eigenen Unternehmen realisiert.

Dabei geht es in erster Linie um flexiblere, nicht kürzere Arbeitszeiten (44 %) und Homeoffice (34 %). Als Folge von "Remote Work" wurden von 32 % der Befragten neue Technologien und digitale Tools eingeführt.

Alle Studien seit 2010

Schau dir alle JW-Konjunkturbarometer seit 2010 an: Umfrageergebnisse

Höhere Mitarbeiterzufriedenheit, mehr Effizienz durch "New Work"

Die Auswirkungen dieser Veränderung sind positiv, wie die Studie zeigt. 46 % der Befragten haben eine Zunahme der Mitarbeiterzufriedenheit festgestellt, fast ebenso viele (45 %) die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, 41 % verzeichneten eine Effizienzsteigerung.

Rund ein Fünftel plant noch weitere Aktivitäten rund um die neue Art des Arbeitens.

Das Hauptmotiv dabei: eine weitere Steigerung der Effizienz und der Mitarbeiterzufriedenheit. Dabei geht es sehr stark darum, die Digitalisierung voranzutreiben und vermehrte Weiterbildungsaktivitäten zu setzen.

Auch in Sachen "New Work", der neuen Arbeitswelt, haben Jungunternehmer:innen hohe Erwartungen an die Politik. Als wesentliches Handlungsfeld schätzen die Befragten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (49 %) ein, aber auch die Arbeitszeitflexibilisierung (37 %) und der Aufbau der digitalen Infrastruktur (24 %) rangieren hoch.

Stärkere Unterstützung auf europäischer Ebene gewünscht

Im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament wurde zudem die Stimmungslage rund um Europathemen erhoben.

Ein klares Bekenntnis zum Binnenmarkt: Österreichs junge Unternehmen sind in Europa bereits stark grenzüberschreitend aktiv. 35 % berichten von wirtschaftlichen Aktivitäten in Europa, weitere 13 % planen solche.

Wesentliches Thema für die Europapolitik allerdings ist die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen und europäischen Wirtschaft angesichts gestiegener Arbeitskosten und der nach wie vor hohen Inflation.

Das Wichtigste zum JW-Konjunkturbarometer in Kürze:

  • Das neuste Konjunkturbarometer der Jungen Wirtschaft dokumentiert eine leichte Aufhellung mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Stimmung,
  • 21 % der Befragten glauben, dass die Konjunktur in Österreich anziehen wird, während 37 % mit einer Stagnation und 36 % mit einem Rückgang rechnen,
  • in Sachen Konsumausgaben nehmen 29 % kein verringertes Kaufvolumen bei ihren Kund:innen wahr. Im Juli 2023 waren es hingegen 25 % - ein Indikator für eine leichte Aufhellung der Stimmung,
  • die Ertragslage wird auch etwas positiver als im Juli 2023 gesehen: 22 % prognostizieren ein Wachstum (2023: 17 %), 
  • Österreichs Jungbetriebe fordern immer stärker von der Regierung eine steuerliche Entlastung (68 %),
  • "New Work" ist Realität und soll Effizienz erhöhen - zentrale Themen hier sind Digitalisierung und Weiterbildung,
  • junge Betriebe sind grenzüberschreitend aktiv und fürchten um europäische Wettbewerbsfähigkeit,
  • Herausforderungen wie hohe Inflation und Arbeitskosten, Energiekrise und Fachkräftemangel erfordern, dass sich die Europapolitik zentral mit der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft beschäftigen muss.