Österreich und der Weltraumsektor

So prägt Österreich die Weltraumforschung in Europa


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  • Nerds und Nerdettes

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: David Sievers

Startende Rakete vor blauem Himmel i
barmaleeva | stock.adobe.com

Von Trägerraketen zur bemannten Raumfahrt, Europa spielt eine wichtige Rolle im Weltraumsektor. Welchen Beitrag Österreich dafür leistet, erklärt New Space Pionier Matthias Spott.

"Tokio, wir haben kein Problem" – so oder ähnlich positiv lässt sich das Signal interpretieren, welches der japanische Mondlander SLIM am 19. Jänner 2024 von der Oberfläche des Erdtrabanten sendet.

Im Kontrollraum der japanischen Raumfahrtagentur JAXA bricht Jubel aus, denn Japan ist die fünfte Nation, der eine sanfte Mondlandung gelingt – noch dazu in einem vorab definierten Radius von der Größe eines Fußballfeldes. Eine gigantische Leistung, an der Raumsonden aus Russland und den USA noch vor kurzem scheiterten.

Nun stellt sich angesichts der asiatischen und amerikanischen Vorreiterrolle im All die Frage, welche Rolle Europa im Weltraumsektor spielt – und welchen Beitrag Österreich dabei leistet.

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New Space wird zum Wirtschaftsfaktor

Ein großer Name der hiesigen Weltallszene ist der deutsche New Space-Pionier Matthias Spott, der seit über 10 Jahren in bedeutende Raumfahrtprojekte investiert.

Tipp: Matthias Spott hat zum Thema Chancen des Wirtschaftsraums Weltall bei der Zukunftsreise der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA in München spannende Insights gegeben. 

Unter New Space versteht man die zunehmende Kommerzialisierung der Weltraumindustrie unter starker Involvierung der (Privat-)Wirtschaft. 

Ironie der Geschichte ist, dass Spott von niemand geringerem als Elon Musk beim Start einer europäischen Satellitenflotte für irdische Funknetze ausgestochen wurde – jedoch nicht aufgrund mangelnder Zielstrebigkeit, sondern wegen der zaghaften Haltung europäischer Wagniskapitalgeber:innen.

Ans Aufgeben dachte der 53-jährige Entrepreneur trotzdem nicht, im Gegenteil – als Investor und Berater prägt er heute führende New Space Projekte wie eightyLEO, Polaris Spaceplanes und Axiom Space.

"Mit der aufkommenden New Space Bewegung Mitte der 2010-Jahre bin ich ins Silicon Valley gegangen und mit eigenen Geschäftsideen zurück nach Europa gekommen", lässt Spott Revue passieren. "Die Beharrungskräfte waren seiner Zeit immens, aber am Ende hat sich auch in dieser komplexen Industrie die Disruption durchgesetzt."

Und heute? Da tut sich einiges, sagt Spott: "Der Großraum München ist ohne Zweifel einer der Hotspots für New Space in Europa. Die Herausforderung wird jedoch sein, im internationalen Wettbewerb zu bestehen, und da brauchen wir Visionen, Ambitionen und strategische Ziele in ganz Europa."

5 Meilensteine der europäischen Raumfahrt

  • 2014 | Rosetta Mission: Der europäische Philae-Lander setzt erstmals auf einem Kometen auf.
  • 2016 | ExoMars Trace Gas Orbiter: Ein europäisch-russischer Orbiter liefert wertvolle Daten aus der Marsatmosphäre.
  • 2016 | Galileo für alle: Die europäische GPS-Alternative Galileo wird für die öffentliche Nutzung geöffnet.
  • 2018 | Start von Aeolus: Der Aeolus Satellit soll globale Windprofile aus dem Weltraum liefern.
  • 2020 | Solar Orbiter Start: Gemeinsam mit der NASA wird der Solar Orbiter entsandt, um hochauflösende Bilder von der Sonnenoberfläche zu liefern.

Upstream im Aufwind

Ob New Space oder Space 4.0, mehr als 150 Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand sind hierzulande unmittelbar im hochtechnologischen Weltraumsektor aktiv. So werden jährliche Einnahmen von mindestens 209 Millionen Euro generiert, 88 % davon im Upstream.

Dieser Bereich schließt die Entwicklung und Bereitstellung von Technologien mit ein, die Verwendung in der Raumfahrt finden. Kurz gesagt: So wie Österreich auch eine bedeutende Stellung in der Entwicklung von Komponenten und Subsystemen für die Automobilindustrie hat, sieht es auch im Weltraum aus.

TIPP: Auch LOOKAUT hat sich näher mit dem Thema Space Tech beschäftigt.

Matthias Spott über die Zukunft dieser Spezialisierung: "Wer im Weltraum nicht aktiv ist, wird auch auf der Erde kein Technologieführer sein. Österreich sollte definitiv über den Aufbau und Betrieb von Weltrauminfrastruktur nachdenken, denn am Ende geht es um die Erschließung eines neuen Wirtschaftsraums."

Ein wahrer Hidden Champion der hiesigen Weltraumbranche ist ENPULSION, das 2016 als Spin-off aus der FH Wiener Neustadt hervorging. Das Unternehmen entwickelt Ionentriebwerke, die für kleinere Kurskorrekturen von Satelliten und Sonden zum Einsatz kommen – mehr als 60 davon sind heute bereits im Einsatz im Weltraum.

Für alle, die in das Thema Weltraumwirtschaft noch tiefer eintauchen wollen

Veranstaltung "Space4Economy goes Yuri's Night" - inklusive Gespräch mit Prof. Christiane Helling, Direktorin des Instituts für Weltraumforschung, und Diskussionsrunde mit aktuellen Raumfahrt-Startups aus Österreich. 

Alle Informationen

Nachhaltigkeit im Weltall

Und für die Zukunft? Die österreichische Weltraumstragie 2030+ hat engagierte Ziele und sieht seine Stärke darin, Vorstöße im Weltraum mit Klimazielen auf der Erde zu vereinen.

So soll ein "European Office of Space Commerce" mit Standort in Österreich gestartet und der Einsatz für die nachhaltige Nutzung des Weltraums im Rahmen der Weltraumdiplomatie auf UN-Ebene gefördert werden.

"To boldly go where no man has gone before!" ist nicht mehr nur das Motto von Captain Kirk, sondern von real existierenden Visionär:innen der Weltraumwirtschaft. So sieht auch Matthias Spott für die Zukunft einen regen Linienverkehr im Weltall, der es auch heimischen Unternehmen ermöglicht, neue Märkte und Produkte zu erschließen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Europa spielt durch Meilensteine wie die Rosetta Mission oder den Start des Solar Orbiters eine immer wichtigere Rolle im Weltraumsektor.
  • Auch Österreich mischt im Upstream-Business als Zulieferer mit und erwirtschaftet jährliche Umsätze von 209 Millionen Euro.
  • Die österreichische Weltraumstragie 2030+ möchte technologische Vorstöße im Weltraum mit Klimazielen auf der Erde zu vereinen.