Wo junge Menschen sind, sind auch potenzielle Lehrlinge. TikTok ist so ein Ort. Doch muss man wissen, was dort ankommt – und was nicht.
Viele große Unternehmen setzen derzeit bei der Lehrlingssuche auf das soziale Video-Netzwerk TikTok. "Klar, weil die Jungen dort sind", sagt Karim Saad, Spezialist für digitale Kommunikation, "es ist die richtige Plattform für die richtige Zielgruppe." Sein Unternehmen, der Bildungs-Influencer ClassNinjas hat Kunden wie Porr, die Raiffeisen Bank, Peek & Cloppenburg und andere Firmen mit Kampagnen auf TikTok unterstützt, die passenden Lehrlinge zu finden. "Das sind Unternehmen, die wissen, dass junge Leute nicht mehr auf Instagram sind, sondern auf TikTok", sagt Saad.
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Jetzt zum Newsletter anmelden!Überbuchter Schnuppertag nach TikTok-Kampagne
Für die 1a Installateure hat ClassNinjas unterhaltende Erklärvideos zum Installateurberuf konzipiert, produziert und ausgespielt. Die ersten 10 Videos hatten über 1 Million Views. "Doch darum kann man sich noch nichts kaufen", sagt Saad, "es braucht den Transfer in die reale Welt." Der nächste Schritt war eine Lead-Kampagne für einen Schnuppertag, zu dem man sich über ein kurzes Formular anmelden konnte.
"Die weitere Kommunikation lief dann über WhatsApp", sagt Saad, "damit ist man ganz nah dran an den Menschen." Das Ergebnis: Der Schnuppertag war in Wien innerhalb von 6 Stunden 3-fach überbucht. Am Schnuppertag selbst standen etwa alleine bei einem Betrieb in Wien-Floridsdorf 14 junge Leute pünktlich um 8:30 Uhr vor der Türe. "No-shows gab es praktisch nicht", sagt Saad.
Gerade in der jungen Zielgruppe haben alle eine Meinung, die sie äußern wollen. Aber man muss sie im Video triggern, um dann wirklich Kommentare zu bekommen.
Viel Wirkung auch für kleine Budgets möglich
Wie das Beispiel der 1a Installateure zeigt, braucht man für eine wirksame Kampagne nicht unbedingt einen eigenen Kanal auf TikTok. "Besser wäre es, aber es geht auch ohne", sagt Saad, "mit zwei-, dreihundert Euro für das Werbetool kann man schon ganz schön was aufbauen, wenn man weiß, wie’s geht." Nur ohne guten Content geht es nicht. Die Videos müssen den Nerv treffen und die richtige Sprache sprechen. "Ein altes Video einer anderen Plattform zu recyceln ist ein No-Go", sagt Saad, "man muss immer originär produzieren."
Dafür braucht es nicht unbedingt große Budgets oder eine Agentur, die sich um alles kümmert. "Für die generelle Kompetenz und das Verständnis für die Plattform würde ich aber auf jeden Fall jemanden von extern reinholen", rät Saad, "denn TikTok ist eine ganz andere Welt, eine ganz andere Kreation als bei Instagram und Facebook." Zumindest solle man daher mit einem Workshop starten. "Das kann sich auch ein kleines Unternehmen leisten", sagt Saad.
Views und Kommentare wichtiger als die Zahl der Follower
Möglichst viele Follower zu bekommen, ist der Fetisch vieler Unternehmen, die auf TikTok aktiv sind. "Follower haben aber gar nicht so viel Relevanz", sagt Saad, dessen ClassNinjas-Kanal auf TikTok mehr als 450.000 Follower hat, "Follower waren vielleicht früher wichtig, aber der Algorithmus ist jetzt anders. Es zählen die Views." Wird ein Video oft geklickt, verbreitet es sich eher.
Eine wichtige Währung auf TikTok sind auch die Kommentare zu den Videos, die in den Algorithmus einzahlen. "Gerade in der jungen Zielgruppe haben alle eine Meinung, die sie äußern wollen", sagt Saad, "aber man muss sie im Video triggern, um dann wirklich Kommentare zu bekommen." Damit das klappt, müsse man aber die aktuellen TikTok-Trends kennen und wissen, was gerade viral ist.
Ein Tipp zum Schluss: "Antworte ich auf jeden Kommentar, verdoppelt das die Zahl der Kommentare zu meinem Video", sagt Saad, "außerdem baut man einen guten Kontakt zur Zielgruppe und eine loyale Community auf."
Das Wichtigste im Überblick:
- Mit dem richtigen Content erreicht man auf TikTok die jungen Leute, die als Lehrlinge in Frage kommen.
- Eine wirksame Kampagne muss nicht teuer sein, aber gutes Basis-Knowhow ist nötig.
- Auf TikTok zählen für den Erfolg einer Kampagne Views, nicht die Zahl der Follower.
- Einen eigenen Kanal auf TikTok aufzubauen, ist gut, muss aber nicht sein.
- Nur guter Content garantiert Reichweite.
- Ohne Interaktion in den Kommentaren geht’s nicht.