Der mehrfach ausgezeichnete Lehrer und Junior Company-Coach Georg Frauscher-Emler erklärt, wie junge Menschen durch echte Verantwortung in der Schule über sich hinauswachsen – und dabei Europa erobern.
2024 hat die Junior Company "Treberei" vom BG/BRG Stainach vorgemacht, wie Wirtschaft in der Schule lebendig wird – mit nachhaltiger Idee, starkem Teamgeist und dem richtigen Mentor an der Seite. Georg Frauscher-Emler, seit über 25 Jahren engagierter Junior-Company-Begleiter und im Vorjahr als "Entrepreneurship Educator of the Year" und "Europe Teacher of the Year" ausgezeichnet, erzählt im Interview, warum Unternehmertum mehr ist als Zahlen und wie Schule junge Menschen bestärken kann, ihre Zukunft mutig und eigenverantwortlich zu gestalten.
 Warum Praxislernen wirkt: Unternehmertum als Unterricht 
Herr Frauscher-Emler, mit Ihrer Unterstützung haben es die Schüler:innen des BG/BRG Stainach in der Steiermark mit Ihrer Junior Company "Treberei" bis zum Europameistertitel geschafft. Was sind die wichtigsten Zutaten für eine erfolgreiche Junior Company?
Frauscher-Emler: Der Erfolg einer Junior Company ist kein Zufall – das haben an unserer Schule in den letzten 25 Jahren viele Junior-Teams eindrucksvoll bewiesen, allen voran unsere Europasieger Treberei und die Vize-Europameister [re]whey. Er ist das Ergebnis von Wissen, Engagement, Teamgeist und Mut junger Menschen. Eine solide betriebswirtschaftliche Basis, erworben etwa im Freigegenstand Unternehmerführerschein®, bildet das Fundament. Ebenso wichtig sind engagierte Schüler:innen mit Tatendrang und Verantwortungsbewusstsein sowie ein gutes Team, das zusammenhält – auch, wenn es schwierig wird.
Eine gut organisierte Geschäftsführung ist dabei das Herzstück jeder Company: Sie koordiniert Aufgaben, hält die Motivation hoch und agiert im Notfall auch als "Feuerwehr", wenn schnelle Entscheidungen gefragt sind. Fehler gehören dazu – entscheidend ist, daraus zu lernen. Wir fördern eine Haltung, bei der Herausforderungen als Chancen verstanden werden. Mut, Durchhaltevermögen und lösungsorientiertes Denken sind dafür unverzichtbar.
Da unsere Schule bereits seit dem Schuljahr 2001/02 sehr erfolgreich im Junior-Company-Programm tätig ist – sowohl national als auch auf europäischer Ebene – braucht es bei unseren "Junior Neulingen" auch die Bereitschaft, in große Fußstapfen zu treten und sich dem damit verbundenen Druck zu stellen. Erfolg haben jene Teams, die mit viel Herzblut zeitgemäße Geschäftsideen entwickeln und umsetzen – Ideen, die reale Probleme lösen und gleichzeitig Nachhaltigkeits- sowie soziale Aspekte berücksichtigen.
Junior Company: Jetzt Zukunft gestalten!
Du willst Wirtschaft erlebbar machen, Unternehmergeist fördern und deine Schüler:innen für Wirtschaftsthemen begeistern? Dann melde deine Klasse zur Junior Company 2026 an! Gemeinsam entwickeln die Jugendlichen eine Geschäftsidee, führen ein eigenes Mini-Unternehmen und lernen dabei mehr fürs Leben als jedes Schulbuch vermitteln kann.
Apropos Geheimzutat: Ihre Schüler:innen betonen, dass Sie und Ihre Motivationsfähigkeit maßgeblich am Erfolg für die Treberei beteiligt waren und sind. Was machen Sie besonders gut?
Frauscher-Emler: Ich übe meinen Beruf mit großer Leidenschaft aus und liebe es, mit meinen Schüler:innen herausfordernde Projekte umzusetzen. Meine Erfahrung aus fast 25 Jahren Junior-Company-Arbeit hilft, Teams gezielt zu unterstützen und rechtzeitig zu handeln. Wichtig ist mir, Vorbild für meine "Juniors" zu sein – Einsatz, Verlässlichkeit und Begeisterung sind Werte, die ich selbst vorlebe. Mit der Treberei bin ich im Laufe des Junior-Jahres eng zusammengewachsen, wir haben uns gegenseitig motiviert und Erfolge gemeinsam gefeiert. Ein besonderes Highlight in der Vorbereitungsphase auf die Treberei war unser Teambuilding-Wochenende auf einer Alm im Sölktal – fernab vom Schulalltag, mit Zeit für Austausch und Spaß. Solche Erlebnisse stärken den Zusammenhalt enorm.
Freude an der Arbeit überträgt sich – und wenn Schüler:innen spüren, dass ihr Coach mit Begeisterung dabei ist, steckt das an. Der Erfolg ist dann ein schöner Lohn für viel Engagement, das oft weit über das Normalmaß hinausgeht – und das gilt nicht nur für mich, sondern für viele engagierte Lehrer:innen und Junior-Coaches in ganz Österreich.
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                Ich sehe eine sehr positive Entwicklung: Das Interesse junger Menschen an Wirtschaftsthemen ist groß, und immer mehr Schulen öffnen sich innovativen Lernformaten.
Bildung mehr als reines Faktenwissen
Eine solide wirtschaftliche Grundbildung ist nicht nur für zukünftige Unternehmer:innen unerlässlich, sondern eigentlich für alle. Was sollte jede:r Schulabgänger:in in Österreich wissen?
Frauscher-Emler: Jede:r sollte ein solides Basiswissen in Wirtschaft und Finanzen besitzen, um wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen und kluge Entscheidungen treffen zu können und um sich selbstbestimmt in unserer Gesellschaft bewegen zu können. Ebenso wichtig sind aus meiner Sicht gute (Fremd-)Sprachkenntnisse und eine breite Allgemeinbildung, die es ermöglicht, aktiv am gesellschaftlichen Diskurs teilzunehmen und Probleme aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.
Bildung bedeutet heute weit mehr als reines Faktenwissen – sie befähigt junge Menschen dazu, kritisch zu denken, Lösungen zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen. Ein zentraler Aspekt ist auch die Förderung von Kreativität, denn sie ist die Grundlage für Innovation und Fortschritt. In einer Welt, die sich ständig verändert, braucht es junge Menschen, die querdenken, Neues wagen und Ideen mutig umsetzen.
Darüber hinaus brauchen junge Menschen Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Zeitmanagement, Kommunikationsstärke, Führungsfähigkeit und die Fähigkeit, Lösungsstrategien zu entwickeln – Fähigkeiten, die im Rahmen eines Juniorjahres besonders praxisnah erlernt werden. So entsteht Bildung, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern echte Handlungsfähigkeit schafft.
ÖSTERREICH KANN ZUKUNFT
Aber wie? Das zeigt die Wirtschaftkammer mit ihrer neuen Initiative. Auf den Punkt gebracht: Weniger Bürokratie, weniger Belastungen, mehr Freiräume für Entscheidungen und mehr Zutrauen in die, die unser Land jeden Tag am Laufen halten
Wirtschaftliche Bildung als zentraler Baustein
Oft wird kritisiert, dass in Österreichs Schulen zu wenig anwendbares Wirtschaftswissen vermittelt wird. Ist das heimische Bildungssystem hier gut aufgestellt oder sehen Sie noch Nachholbedarf?
Frauscher-Emler: Das hängt, wie immer, stark von der Schule und den Lehrpersonen ab. Grundsätzlich gibt es heute viele gute Programme, die praxisnahe Wirtschaftskompetenzen fördern – man muss sie nur aktiv nutzen. Ein zentraler Baustein ist das Fach "Geographie und Wirtschaftliche Bildung (GWB)", das solide Grundlagen vermittelt. Besonders wertvoll sind aber Programme wie die Youth Entrepreneurship Week, das mobile Finanzbildungsprojekt FLiP2Go und natürlich allen voran das Junior-Company-Programm – sie ermöglichen Lernen durch Tun.
Ich sehe eine sehr positive Entwicklung: Das Interesse junger Menschen an Wirtschaftsthemen ist groß, und immer mehr Schulen öffnen sich innovativen Lernformaten. Wenn es gelingt, diese Begeisterung weiter zu fördern und wirtschaftliche Bildung langfristig als fixen Bestandteil einer umfassenden Allgemeinbildung zu etablieren, ist Österreich auf einem sehr guten Weg.
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Wenn Ihnen eine gute Fee drei Wünsche zur Verbesserung der Wirtschaftsbildung erfüllen würde – welche wären das?
Frauscher-Emler: Erstens wünsche ich mir, dass Wirtschaftsbildung an allen Schulformen praxisnah verankert wird – nicht nur als Theoriefach, sondern mit direktem Bezug zur Lebenswelt der Schüler:innen. Wirtschaft betrifft uns alle, vom ersten Taschengeld bis zur Steuererklärung.
Zweitens: eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Schulen, Unternehmen und Institutionen, damit Schüler:innen echte Einblicke in wirtschaftliche Abläufe gewinnen und Wirtschaft begreifen, statt sie nur zu lernen.
Und drittens: dass unternehmerisches Denken als Schlüsselkompetenz verstanden wird – mit Fokus auf Kreativität, Verantwortung, Teamarbeit und lösungsorientiertes Handeln. Denn wirtschaftliche Bildung darf nie nur auf Zahlen reduziert werden – sie soll junge Menschen befähigen, ihre Zukunft aktiv und mutig zu gestalten.
Wenn diese drei Wünsche in Erfüllung gingen, wäre viel gewonnen – für unsere Schüler:innen, für die Schulen und letztlich auch für die Gesellschaft als Ganzes.
Das Wichtigste in Kürze:
- Erfolg in Schüler:innen‑Unternehmen ist kein Zufall: Basiswissen, klare Rollen und Teamzusammenhalt sind die Grundzutaten.
- Eine handlungsfähige Geschäftsführung im Team sorgt für Tempo und Verantwortung – inklusive "Feuerwehr" bei schnellen Entscheidungen.
- Fehlerkultur stärkt: Lernen aus Rückschlägen, lösungsorientiertes Denken und Resilienz machen junge Menschen unternehmerisch.
- Wirtschaftsbildung muss praktisch sein: Lernen durch Tun verbindet BWL‑Grundlagen mit Kompetenzen wie Kommunikation, Sprachen, digitale Skills, Kreativität und Führung.
- Drei Wünsche an das System: flächendeckende Wirtschaftsbildung, enge Kooperation Schule–Unternehmen und Unternehmergeist als Schlüsselkompetenz für alle.
 
                    