Mit seinem Startup Viebeg und einer datengetriebenen Beschaffungsplattform sorgt der Wiener Tobias Reiter dafür, dass Krankenhäuser rechtzeitig mit OP-Masken, Spritzen und medizinischen Geräten versorgt sind.
Die Zahl ist erschreckend: Jede Minute sterben fünf Menschen in Entwicklungsländern – die meisten davon in Afrika – an Krankheiten, die man eigentlich behandeln könnte. Verhindern könnte man das, wenn die richtigen medizinischen Produkte zur richtigen Zeit am richtigen Ort wären. Wer dieses Problem löst, rettet viele Menschenleben – und kann auch einen großen Markt erschließen. Der 29-jährige Wiener Tobias Reiter geht das Problem mit seinem Impact-Startup Viebeg an
Medizinischen Bedarf matchen
Gemeinsam mit seinem Co-Gründer Alex Musyoka (32) hat Reiter eine datengetriebene Beschaffungsplattform für medizinische Geräte und Dienstleistungen entwickelt. "Die meisten Krankenhäuser in Afrika arbeiten noch analog, mit Heften, in denen sie vermerken, wie viele Masken, Handschuhe oder Betten sie haben. Oft basieren die Erhebungen auf einem Bauchgefühl."
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Die medizinischen Dienstleistungen, die die Plattform anbietet, reichen von Labortests bis zu dringend benötigten Operationen. "In einer bestimmten Region im Westen Ruandas gibt es beispielsweise nur drei HNO-Ärzte für 1,5 Millionen Menschen. Basierend auf den demografischen Daten und Krankheitsmustern und anderen Daten können wir die Nachfrage prognostizieren und die Ressourcen besser matchen."
Beschaffungsplattform mit 3 Ebenen
- Zugänglichkeit: Auch Krankenhäuser im ländlichen Raum können über die Online-Plattform modernes Equipment auswählen und bestellen und Zugang zu Krediten bekommen.
- Leistbarkeit: Cut out the middleman – Viebeg arbeitet ohne Zwischenhändler, dadurch werden die Produkte erschwinglicher.
- Qualität: Ein Team aus Ärzt:innen aus den Bereichen Biomedizin-Technik, Zahnmedizin und Pharmazie wählt gemeinsam mit den Herstellerfirmen das jeweils optimale Produkt für einen bestimmten lokalen Markt aus.
Aktuell ist das Unternehmen in Ruanda, Kenia und dem Kongo aktiv, der Markteinstieg in Uganda und Tansania ist in Vorbereitung. "Wir möchten den gesamten Markt in Zentral- und Ostafrika bedienen und effiziente Lieferkette aufbauen", sagt Reiter. "Wir sehen uns als eine Art Amazon für Medizinprodukte."
Niemand kauft online ein Röntgengerät um 80.000 Euro, ohne es vorher gesehen zu haben
"Mehr als nur Geldverdienen"
In derzeit drei Showrooms können Krankenhausbetreiber:innen Geräte vor Ort testen und sich beraten lassen. "Niemand kauft online ein Röntgengerät um 80.000 Euro, ohne es vorher gesehen zu haben", sagt Reiter, der als BWL-Student einen Trading-Algorithmus entwickelte, den er mit Mitte 20 erfolgreich verkaufte, um für seine Masterarbeit nach Afrika zu gehen, weil er "mehr als nur Geldverdienen wollte."
Norrsken Foundation als Investor
Derzeit hat Viebeg 50 Mitarbeiter:innen. Das Headquarter befindet sich in Kigali (Ruanda), das Distributionszentrum in Nairobi. In zwei Series A-Finanzierungsrunden wurden bisher 3,5 Millionen Euro eingesammelt. Investoren sind unter anderem Beyond Capital Ventures aus den USA, die Norrsken Foundation von Klarna-Mitgründer Niklas Adalberth, Global Ventures Dubai und Pandion Innovation for Impact. 2023 peilt man einen Umsatz von 4 Millionen an.
Das Wichtigste in Kürze:
- Afrika hat ein großes Problem mit der medizinischen Versorgung.
- Das Startup Viebeg begegnet diesem Problem mit einer KI-gesteuerten Beschaffungsplattform.
- Basierend auf demografischen Daten oder Krankheitsmustern kann Viebeg Nachfrage prognostizieren und effiziente Lieferketten aufbauen.