COP28: Wie Österreich von der Klimakonferenz profitiert

Die Weltklimakonferenz COP28 spielt auch für viele heimische Betriebe eine Rolle.


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  • Umweltbewusste

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3 Minuten

AutorIn: Stephanie Dirnbacher-Krug

Illustration zum Thema Grüne Energie i
Atchariya63 | stock.adobe.com

Auf der Klimakonferenz COP28 in Dubai hat die heimische Green-Tech-Branche die Chance, ihr Know-how zur Reduktion der CO₂-Emissionen zu präsentieren.

Wenn 75.000 Vertreter:innen von mehr als 190 Ländern in Dubai über die Klimakrise diskutieren, bietet sich für österreichische Innovator:innen eine großartige Bühne. Jürgen Streitner, Abteilungsleiter für Umwelt- und Energiepolitik in der WKÖ, schildert im MARI€-Interview, was die COP28 für die heimische Wirtschaft bedeutet.

Herr Streitner, die WKÖ reist mit einer Wirtschaftsmission zur Klimakonferenz. Warum?

Jürgen Streitner: Weil das Klima ein Thema ist, das Auswirkungen auf die gesamte österreichische Wirtschaft hat. Österreich hat eine beachtliche Green-Tech-Branche mit einer ausgeprägten Export-, Forschungs- und Innovationskraft. Die Exportquote der Branche liegt bei etwa 72 %, der Umsatz bei rund 15 Milliarden Euro. Fast 50.000 Menschen arbeiten in der heimischen Green-Tech-Branche. 


Teaserbild LOOKAUT-Video COP28 i
LOOKAUT

Energiewende: Durchbruch bei der COP28?

Ist die Weltklimakonferenz COP28 von 2023 ein Wendepunkt in der globalen Klimapolitik? Und welche Auswirkungen hat der gefasste Beschluss auf Klimaschutz und Energiepolitik?

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Österreichische Umwelttechnologien spielen für den Klimaschutz weltweit eine große Rolle. In vielen Bereichen nehmen heimische Unternehmen eine Spitzenposition ein. Das möchten wir in den Auslandsmärkten noch stärker bewerben. Die COP28 bietet dafür eine Bühne.

Darüber hinaus können Unternehmen bei der Konferenz internationale Geschäftskontakte knüpfen, sich mit Stakeholder:innen aus dem Gastgeberland verknüpfen und ihre Produkte und Dienstleistungen in der sogenannten "Green Zone" präsentieren.

Worum geht es bei der Klimakonferenz?

Kern der diesjährigen Konferenz ist eine globale Bestandsaufnahme, der sogenannte Global Stocktake. Diese Bestandsaufnahme soll offenlegen, wo wir uns aktuell auf dem Weg zur Erreichung der Pariser Klimaziele befinden und wo es eine Kurskorrektur braucht. Wir können jetzt schon sagen, dass wir uns nicht auf dem Zielpfad zum 1,5 Grad-Ziel befinden. Der Erfolg der Konferenz wird daran zu messen sein, ob es gelingt, gemeinsame Vereinbarungen zu einer Phase-Out von fossilen Energieträgern festzulegen, dem alle Vertragsparteien zustimmen.

Jürgen Streitner, Umwelt- und Energiepolitik in der WKÖ i
WKÖ

In Österreich und Europa sind wir Vorreiter: Österreich hat seine Emission gegenüber 2005 um 22 % gesenkt.

Jürgen Streitner, Leiter der Abteilung für Umweltpolitik in der WKÖ

Ein zweiter wichtiger Punkt auf der Agenda ist der Fonds für Schäden und Verluste der Klimakrise. Die Einrichtung des Fonds wurde auf der COP27 beschlossen, auf der COP28 sollen die formelle Beschlussfassung und eine Einigung über die Mittelaufbringung erfolgen. Österreich hat sich bereits 2022 dazu bekannt, den Fonds zu unterstützen. Ein großes Fragezeichen gibt es in Bezug auf die Beteiligung von China.

Welche Auswirkungen hat die Klimakonferenz auf die österreichische Wirtschaft?

Für die österreichische Wirtschaft ist es zentral, dass es gelingt, möglich konkrete Beschlüsse zur Dekarbonisierung für alle Staaten zu treffen. So können Wettbewerbsverzerrungen vermieden und ein global level playing field (einheitliche, verbindliche, faire und vergleichbare Rahmenbedingungen, Anm.) geschaffen werden: somit gut für das Klima und gut für den Wirtschaftsstandort.

INFOBOX: Was ist überhaupt die COP28?

Die COP ist die jährlich stattfindende Konferenz der Vereinten Nationen, bei der Maßnahmen zum Klimaschutz diskutiert und beschlossen werden. COP steht für Conference of Parties und umfasst alle 197 Länder sowie die EU, die das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen zum Klimawandel unterschrieben haben. Ziel der COP ist, den Klimaschutz weltweit voranzutreiben und ärmere Länder, die von dem Klimawandel und dem Anstieg der Temperaturen besonders betroffen sind, zu unterstützen. 

Wird es konkrete Empfehlungen beziehungsweise neue Vorgaben geben, die die heimische Wirtschaft betreffen?

In Österreich und Europa sind wir Vorreiter: Österreich hat seine Emission gegenüber 2005 um 22 % gesenkt. Mit dem europäischen Emissionshandelssystem haben wir in der EU die strengsten Reduktionsverpflichtungen wie keine andere Region auf der Erde. Daher geht es vielmehr darum, dass andere Länder nachziehen und vergleichbare Ambitionen zeigen.

Welche Rolle spielt die Öl- und Gasindustrie im Kampf gegen den Klimawandel?

Gerade Unternehmen aus dem fossilen Bereich können einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase und zur Beschränkung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius leisten. In diesen Unternehmen besteht großes Know-how für Zukunftstechnologien und der Bereitstellung von klimaneutraler Energie: Deshalb müssen wir die heimischen Unternehmen im Öl- und Gasbereich an Bord haben. Der Kampf gegen den Klimawandel darf nicht gegen sie, sondern muss gemeinsam mit ihnen geführt werden. 

Sind die Vereinigten Arabischen Emirate ein glaubwürdiger Ort für eine Klimakonferenz?

Es stimmt, dass die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) großen Handlungsbedarf in Sachen Klimaschutz haben. Mehr als 90 % des Stroms werden von Gaskraftwerken produziert. Dementsprechend sind auch die CO₂-Emissionen pro Kopf sehr hoch.

Allerdings haben die VAE mit der Energy Strategy 2050 eine ambitionierte Strategie für den Klimaschutz vorgelegt: Bis 2050 sollen in Summe 163 Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energie und Nachhaltigkeit investiert werden und der Anteil regenerativer Energien auf 44 % ansteigen.

Welche Chancen bieten sich hier für österreichische Unternehmen?

Die VAE werden beispielsweise in Zukunft zum Wasserstoff-Exporteur, den Österreich dringend braucht. Aber österreichische Unternehmen können auch bei der Transformation mitwirken: Ein aktuelles Beispiel für erfolgreiche heimische Green-Tech-Power in den VAE ist der Mohammed-bin-Rashid-Al Maktoum-Solarpark in Dubai, der seit 2013 schrittweise den Betrieb aufnimmt. Derzeit sind etwa 2.000 Megawatt Produktionskapazität am Netz, größtenteils in Form von Photovoltaik. Die österreichischen Top-Unternehmen Züblin-Strabag und Andritz wirken hier an der Errichtung eines Pumpspeicherkraftwerks mit, das den Solarstrom zwischenspeichern wird. 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Kern der Klimakonferenz COP28 in Dubai ist eine globale Bestandsaufnahme hinsichtlich der Pariser Klimaziele.
  • Für die österreichische Wirtschaft wäre es wichtig, dass die teilnehmenden Staaten konkrete Beschlüsse zur Dekarbonisierung aller Länder fassen. Damit können Wettbewerbsverzerrungen vermieden werden.
  • Österreich und Europa sind Vorreiter in Sachen Klimaschutz, nicht zuletzt wegen des Emissionshandelssystems.
  • Die Green-Tech-Branche in Österreich erwirtschaftet jährlich rund 15 Milliarden Euro Umsatz, die Exportquote liegt bei 72 %.
  • Die COP28 dient für heimische Unternehmen als Bühne und bietet die Möglichkeit, Geschäftskontakte zu knüpfen.