Der EU-Emissions­handel einfach erklärt

So funktioniert das europäische Emissionshandelssystem und diese Änderungen sind geplant.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Umweltbewusste
  • Problemlöser:innen

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Stephanie Dirnbacher-Krug

Containerschiff am Meer i
Yellow Boat | stock.adobe.com

Wie funktioniert das europäische Emissionshandelssystem und welche Änderungen sieht dessen Reform vor? Das und mehr erfährst du hier.

Das europäische Emissionshandelssystem (EHS) wird reformiert. Wir erklären, wie es funktioniert und was sich ändern wird.

Wie funktioniert der Emissionshandel?

Das EHS ist das wichtigste Instrument der EU zur Reduktion von Treibhausgasen. Treibhausgase sind CO₂ und andere Gase, die alle in Tonnen CO₂ bemessen werden. Das EHS gibt vor, wie viel Treibhausgase bestimmte energieintensive Sektoren ausstoßen dürfen. Unternehmen, die dem EHS unterliegen, müssen für jede Tonne CO₂, die sie ausstoßen, ein Emissionszertifikat erwerben. Die Emissionszertifikate (EUAs) werden von den Mitgliedstaaten ausgegeben und am Markt gehandelt. Der aktuelle Preis liegt bei rund 90 Euro pro Tonne CO₂. Die Gesamtmenge ist begrenzt – diese Obergrenze nennt man "Cap" – und wird über die Zeit sukzessive reduziert, wodurch die Preise für die Zertifikate steigen.

Welche Unternehmen unterliegen dem EHS?

Derzeit gilt das EHS für

  • energieintensive Industrieanlagen (z.B. Eisen- und Stahlerzeugung),
  • Anlagen der Energiewirtschaft und
  • Luftverkehrsunternehmen innerhalb der EU.

Diese Bereiche verursachen zusammen circa 40 % aller Treibhausgasemissionen in der EU. 

Weitere Informationen rund um den EU-Emissionshandel 

Was bedeutet der Emissionshandel für die Industrie?

Für die Unternehmen, die am EHS teilnehmen, werden im Zeitverlauf der CO₂-Ausstoß immer teurer und der Anreiz zur Reduktion von Treibhausgasen immer größer. Zusätzlich wird der Strom, den die Industrie, braucht auch teurer. Das Problem ist, dass das EHS nur für die EU gilt. EU-Unternehmen sind daher durch die damit verbundenen Kosten gegenüber Unternehmen in Ländern ohne vergleichsweise CO₂-Preise in einem Wettbewerbsnachteil.

Um ein Abwandern der Industrie in solche Länder aus Kostengründen, das sogenannte "Carbon Leakage", zu verhindern, bekommen energieintensive Industriezweige in der EU deshalb basierend auf Benchmarks eine bestimmte Menge an Emissionszertifikaten kostenlos zugeteilt, wobei die effizienten Anlagen mehr bekommen. 

Teaser für Anmeldung zum MARIE MAIL i
WKÖ/DMC

Spannende Updates für dich!

Mit der MARI€ MAIL erhältst du unsere wichtigsten Infos direkt in deine Mailbox.

Gleich zum Newsletter anmelden


Was ändert sich am Emissionshandelssystem?

In ihrem "Fit for 55"-Paket hat die EU das EHS verschärft. Hier sind die 6 wichtigsten Änderungen des EHS:

  1. Die Emissionen, die unter das EHS fallen, müssen bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 62 % statt wie bisher 43 % sinken.
  2. Das EHS wird auf den Seeverkehr ausgeweitet.
  3. Für den Verkehrs- und den Gebäudesektor wird ab 2027 ein eigenes Emissionshandelssystem etabliert - in Österreich sind diese Sektoren bereits vom nationalen Emissionshandelssystem erfasst.
  4. Ab 2034 soll es keine Gratiszertifikate mehr geben, bis dahin wird die Menge an Gratiszertifikaten jährlich reduziert.
  5. Bis 2034 erhalten Unternehmen nur dann Gratiszertifikate in vollem Umfang der Benchmarks, wenn sie Energie-Audits durchlaufen und die identifizierten Maßnahmen umsetzen.
  6. Es wird ein CO₂-Grenzausgleichssystem (CBAM für Carbon Border Adjustment Mechanism) geschaffen, das aber nur den Import bestimmter Produkte betrifft und daher das Carbon Leakage nicht gänzlich verhindern kann.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Das europäische Emissionshandelssystem ist ein zentrales Instrument für die EU, um ihre Klimaziele zu erreichen.
  • Emissionsintensive Industrieanlagen, die Energiewirtschaft und der Luftverkehr müssen für ihre CO₂-Emissionen Zertifikate erwerben.
  • Eine Schwäche des EHS ist, dass es nur für die EU gilt.
  • Um ein Abwandern der Industrie in Länder ohne CO₂-Preise zu verhindern, erhalten bestimmte Industriezweige Gratiszertifikate auf Basis strenger Benchmarks.
  • Die Gratiszertifikate sollen bis 2034 sukzessive auslaufen. Stattdessen wird ein CO₂-Grenzausgleichssystem geschaffen, das aber nur den Import bestimmter Produkte betrifft.