Der Wunsch nach Selbstbestimmung wächst. Wer gründet – oder einen Betrieb übernimmt –, trägt auf eigenes Risiko viel zur Entwicklung der Wirtschaft bei. Höchste Zeit, das mit gezielten Maßnahmen zu unterstützen.
Die stagnierende Wirtschaft kann die Gründungsdynamik in Österreich nicht bremsen. Im ersten Halbjahr ging mit 21.128 Unternehmensgründungen (+9,5% im Vergleich zur Vorjahresperiode) eine wahre Gründungswelle durch das Land, wie die aktuellen Gründerzahlen der Wirtschaftskammer Österreich belegen.
Deutlicher Anstieg bei Unternehmensgründungen
Junge Menschen und Frauen gründen immer häufiger
Unter jungen Menschen ist der Drang zum eigenen Unternehmen besonders deutlich: Der Zuwachs bei den Gründungen ist in der Altersgruppe der unter 30-Jährigen und sogar der unter 20-Jährigen am stärksten. Insgesamt beträgt das Durchschnittsalter der Unternehmensgründer und -gründerinnen 36,7 Jahre.
Fast jedes zweite Unternehmen wird von einer Frau gegründet. Frauen stellen 45,4% aller Unternehmensgründungen in Österreich.
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Mehr als vier von fünf Neugründungen sind Einzelunternehmen
Mit 82,2% ist das Einzelunternehmen ganz allgemein die mit Abstand beliebteste Rechtsform bei Gründerinnen und Gründern.
Die zweitbeliebteste Rechtsform ist die GmbH mit 13,4%. 0,7% wählten die FlexKapG (Flexible Kapitalgesellschaft), die seit 2023 innovativen Startups und Gründer:innen in der Frühphase eine international wettbewerbsfähige Option bietet.
Nach Branchen betrachtet besetzen Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie und Werbung und Marktkommunikation die ersten zwei Plätze in den Charts der Unternehmensgründungen. An dritter Stelle kommt Versand-, Internet- und allgemeiner Handel, gefolgt von den Branchen Persönliche Dienstleister und Direktvertrieb.
Weniger Fremdbestimmung, mehr Gestaltungsfreiräume
Die meisten Gründer:innen in Österreich wollen vor allem eins: selbstbestimmt arbeiten und leben. 70,2% aller Gründer:innen nennen den Wunsch nach flexibler Zeit- und Lebensgestaltung als Hauptmotiv für die Unternehmensgründung. 69,9% der Befragten möchten die eigene Chefin oder der eigene Chef sein. 61,8% wollen durch die Selbstständigkeit mehr Geld verdienen.
Nur eine verschwindend geringe Minderheit von 1,5% gibt als Hauptmotiv für die Gründung an, in die Selbstständigkeit gedrängt worden zu sein.
Das brauchen Gründer:innen von EPU und KMU
- Digitale Gründung weiter ausbauen, vereinheitlichen und beschleunigen: Eine zentrale digitale Plattform soll Unternehmensgründungen für alle Rechtsformen vereinfachen und noch transparenter machen. So können Anträge einfacher gestellt und verwaltet, Durchlaufzeiten verkürzt und die Effizienz für Gründer:innen und Verwaltung gesteigert werden.
- Kapital mobilisieren, Innovation ermöglichen: Ein neuer Dachfonds soll bisher ungenutztes Kapital institutioneller Anleger, z. B. Pensionskassen, aktivieren – als neue Eigenkapitalquelle für Startups und KMU.
- Gewinnfreibetrag anheben: Ein höherer Gewinnfreibetrag entlastet österreichische Unternehmen und fördert die Eigenkapitalbildung, insbesondere von Einzelunternehmen und Personengesellschaften.
Plus von 4,9% bei Betriebsübergaben 2024
Ähnlich positive Zahlen wie für die Unternehmensgründungen präsentiert die WKÖ zum Thema Betriebsübergaben. Hier gab es im Jahr 2024 einen Anstieg um 4,9%, was 7.792 Unternehmen entspricht. Knapp die Hälfte der Unternehmen wurden innerhalb der Familie weitergegeben.
Die meisten Betriebsübernahmen gab es in der Gastronomie, gefolgt von der Branche Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie. Auch bei den Fußpfleger:innen, Kosmetiker:innen und Masseur:innen, im Versand-, Internet- und allgemeiner Handel sowie in der Hotellerie sind im Vorjahr zahlreiche Betriebe übergeben worden.
Mehr als 35.000 Betriebsübernahmen seit 2020
Fast 700.000 Arbeitsplätze vom Erfolg der Betriebsübergabe abhängig
In unserer Dekade – zwischen 2020 bis 2029 – stehen laut des außeruniversitären Forschungsinstituts KMU-Forschung 51.500 KMU (ohne EPU) vor der Herausforderung, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden. Das sind 23% aller Arbeitgeberbetriebe.
Für die Wirtschaft und die Bevölkerung ist das ein wichtiger Faktor: Bei den Betriebsübergaben geht es in diesen zehn Jahren um die Sicherung von 692.000 Arbeitsplätzen, 22% aller Beschäftigen sind davon betroffen.
Mehr Investitionen und Umsatz durch Betriebsübernahmen
Gelingen die Betriebsübernahmen, sind das gute Nachrichten für die Wirtschaft. Seit 2020 wurden mehr als 35.000 Unternehmen erfolgreich übernommen. Die wirtschaftliche Analyse zeigt:
- Knapp zwei Drittel (61%) konnten den Umsatz steigern.
- Knapp zwei Drittel investieren mehr als ihre Vorgänger:innen.
- Die Beschäftigungssituation blieb in etwa der Hälfte der Unternehmen stabil, während 36% der Nachfolger:innen zusätzliches Personal einstellten.
Mehr Unterstützung für Nachfolger:innen in Unternehmen
Angesichts der Bedeutung von gelungenen Betriebsübernahmen für die heimische Wirtschaft braucht es eine stärkere Unterstützung für die Nachfolger:innen.
- Die Erhöhung des Freibetrags für Veräußerungsgewinne von derzeit 7.300 auf 45.000 Euro und eine bessere Anwendbarkeit ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.
- Die Einführung eines Beteiligungsfreibetrag von bis zu 100.000 Euro – über fünf Jahre absetzbar – soll private Investitionen in Betriebsnachfolgen attraktiver machen.
- Eine eigene Taskforce für Betriebsnachfolge, angelehnt an den Startup-Rat, soll die Bedeutung der Betriebsübernahme im öffentlichen Bewusstsein verankern.
WEBTIPP: Infos zur Betriebsnachfolge
Du willst Nachfolger:in werden? Alle Infos zur Betriebsnachfolge findest du hier:
- www.nachfolgeboerse.at ist die größte österreichische Online-Börse mit 1.000 aktiven Inseraten
- Der Gründungsservice WKÖ bietet einen informativen Leitfaden zur Betriebsnachfolge.
TOPTIPP: Cover-Testimonial fürs Gründerservice werden
Du hast eine inspirierende Unternehmensgeschichte, die andere motivieren könnte? Dann ist jetzt deine Chance gekommen! Erzähle deine Unternehmensgeschichte, gewinne ein exklusives Fotoshooting – und werde Cover-Testimonial des Gründungsleitfadens 2026!
Das Wichtigste in Kürze:
- 21.128 Neugründungen im ersten Halbjahr 2025 (+9,5% zum Vergleichszeitraum 2024) beweisen den ungebrochenen Unternehmergeist in Österreich.
- Der Anteil der Gründerinnen in Österreich ist hoch: Fast jede zweite Neugründung geht auf eine Frau zurück (45,4%).
- Die mit Abstand beliebteste Rechtsform bei Gründer:innen ist das Einzelunternehmen (82,8%), gefolgt von der GmbH (13,4%).
- Gewerbe und Handwerk verzeichneten dabei mit 39% die meisten Unternehmensgründungen, gefolgt vom Handel (26,1%) und Information und Consulting (20, %).
- Ebenfalls einen Aufwärtstrend gibt es mit einem Plus von 4,9% bei den Betriebsübernahmen. Das sind 7.792 Unternehmen. Rund die Hälfte waren Übernahmen innerhalb der Familie.