Es geht um weit mehr als ein Plus am Lohnzettel

Warum ein zu hohes Lohnplus weit­reichende Konsequenzen hat, erklärt unsere Expertin Claudia Huber.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Wissenshungrige
  • Wirtschaftseinsteiger:innen

Lesedauer:

2 Minuten

KolumnistIn: Claudia Huber

Hand und Grafiken i
nateejindakum | stock.adobe.com

Wie sich hohe Lohn- und Gehaltserhöhungen auf den heimischen Wirtschaftsstandort auswirken, erklärt Claudia Huber, die Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik in der WKÖ.

Seit Anfang Oktober laufen die Kollektivvertrags-Verhandlungen der Metaller, die am 30.11. mit einer Einigung beendet wurden. Weiterhin laufen die Gespräche im Handel sowie Gewerbe und Handwerk.

Starke Lohnerhöhungen gefährden Arbeitsplätze

Man kann darüber diskutieren, ab wann eine Erhöhung der Löhne und Gehälter zu hoch ist. Aber Tatsache ist: Wachstum und Beschäftigung sind bedroht, wenn Löhne und Gehälter übermäßig angehoben werden. Diese Gefahr ist gerade jetzt so groß, weil viele Unternehmen nicht wissen, wie sie die derzeit enorm hohe Kostenlast schultern sollen. Viele Belastungen kommen zusammen: Hohe Energiepreise, Steuern- und Abgabenbelastung, fehlende Aufträge und Umsätze, schrumpfende Wirtschaft – all das verschärft die Unsicherheit und  bringt  Betriebe ans Limit.

Teaser für Anmeldung zum MARIE MAIL i
WKÖ/DMC

Spannende Updates für dich!

Mit der MARI€ MAIL erhältst du unsere wichtigsten Infos direkt in deine Mailbox.

Jetzt zum Newsletter anmelden!


Handel: Betriebsschließungen drohen

Zu hohe Lohnabschlüsse auch im Handel der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen könnte. Im Handel sehen wir es jetzt schon: Unternehmen wissen oft nicht, wie sie die Kosten stemmen sollen, vielerorts stehen Betriebsschließungen  im Raum. Dabei haben diese Arbeitgeberbetriebe die Kosten aus den laufenden KV-Verhandlungen noch gar nicht eingepreist.


Claudia Huber, Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik in der WKÖ i
WKÖ/Nadine Studeny

Bei der Lohnfindung geht es nicht nur um Jobs und Wettbewerbsfähigkeit. Es geht um den Wirtschaftsstandort insgesamt - und um unser aller Wohlstand.

Claudia Huber, Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik in der WKÖ

Kostendruck im Export nimmt zu 

Ein hoher Kostendruck hat vielfache Konsequenzen. Auch die traditionell starke Exportorientierung der österreichischen Wirtschaft ist betroffen. Österreichische Produkte und Dienstleistungen behaupten sich seit Jahren sehr gut im internationalen Wettbewerb. Und das, obwohl sie vergleichsweise hochpreisig sind und die Lohnstückkosten seit Jahren überdurchschnittlich stark steigen. Solange die Märkte bereit sind, die Preise für hoch qualitative Waren und Dienstleistungen made in Austria zu zahlen, geht sich dieser Balanceakt aus. 

GRAFIK: Lohnstückkosten in Österreich steigen überdurchschnittlich stark

Es geht um unseren Wohlstand

Bei der Lohnfindung geht es um weit mehr als das Plus auf einem Gehaltszettel. Es geht um Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze. Es geht um den gesamten Wirtschaftsstandort – und um unser aller Wohlstand.

Lösungen im Sinn des Standortes finden

Um diesem Faktum Rechnung zu tragen, haben sich die Verhandler in der Metallindustrie auf eine sogenannte "Wettbewerbssicherungs-Klausel" für Betriebe mit hoher Personalkostenbelastung geeinigt, die eine Reduktion der IST-Erhöhung ermöglicht. Teile der Lohnerhöhung können so flexibel umgewandelt werden, die konkrete Ausgestaltung wird noch fixiert. Erstmals wird ein Kollektivvertrag mit einem Zweijahresabschluss geregelt. Auch in den anderen Branchen ist die Zeit für kreative Lösungen gekommen, um KV-Abschlüsse mit Augenmaß zu finden. 

Das Wichtigste in Kürze:

  • In den aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen verhandeln Vertreter:innen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern Lohn- und Gehaltserhöhungen.
  • Zu starke Lohnerhöhungen würden die derzeit ohnehin schon belasteten Betriebe noch weiter unter Druck bringen.
  • Wenn die schon jetzt überdurchschnittlich hohen Lohnstückkosten weiter steigen, verliert der Standort Österreich an Wettbewerbsfähigkeit.
  • Erstmals wird ein Kollektivvertrag mit einem Zweijahresabschluss geregelt, neu ist eine "Wettbewerbssicherungs-Klausel" für Betriebe mit hoher Personalkostenbelastung