So viel kostet uns der Arbeitskräfte­mangel

Im Jahr 2040 könnten 363.000 Beschäftigte zusätzlich fehlen, die Kosten für die Volkswirtschaft wären enorm.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Zahlenjongleur:innen
  • Wirtschaftseinsteiger:innen

Lesedauer:

2 Minuten

AutorIn: Peter Draxler

Ingrid Schneider und Silvia Kraschowetz vom Hotel Bauer i
WKÖ/DMC

Erstmals wurde berechnet, wie stark die österreichische Volkswirtschaft unter dem aktuellen (und zukünftigen) Mangel an Arbeitskräften leidet.

Er betrifft alle Wirtschaftsbereiche, große Unternehmen genauso wie kleine, schwächt die Wirtschaft massiv – und er wird von Jahr zu Jahr schlimmer: der Arbeitskräftemangel. 2022 gab es in Österreich rund 206.500 offene Stellen, über 40 % mehr als 2021 und mehr als 60 % mehr als 2019. Aufgrund der Arbeitslosenzahlen decken sich Angebot und Nachfrage bei den Arbeitskräften heuer noch weitgehend. Ohne Gegenmaßnahmen wird hier allerdings eine Lücke entstehen. So prognostiziert das Institut Synthesis Forschung, dass dem österreichischen Arbeitsmarkt im Jahr 2040 rund 363.000 Arbeitskräfte zusätzlich fehlen werden.


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WKÖ/DMC

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Massiver Einnahmenentfall

WKÖ-Expert:innen haben jetzt die finanziellen Auswirkungen des Arbeitskräftemangels berechnet. Das Ergebnis ist ernüchternd: Wird nicht gegengesteuert, fällt das heimische Bruttoinlandsprodukt (BIP) um rund 9 % oder fast 50 Milliarden Euro geringer aus als mit ausreichend Arbeitskräften. Durch den Entfall der Einnahmen bei

  • Lohnsteuer,
  • Einkommenssteuer,
  • Körperschaftsteuer,
  • Umsatzsteuer und bei den
  • Sozialversicherungsbeiträgen

würde die österreichische Volkswirtschaft von 2023 bis 2040 in Summe 150 Milliarden Euro verlieren – mehr als die gesamten Steuereinnahmen eines Jahres. Zum Vergleich: Im Zuge der Finanzkrise 2008 schrumpfte das BIP um 3,8 %. Die Corona-Krise führte zu einem Rückgang des BIP um 6,5 %. 

Tun wir nichts, droht eine Spirale abwärts und diese führt entweder zu Abstrichen im Sozialstaat oder zu immer höhere Steuern.

Rolf Gleißner, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik in der WKÖ


Drohende Abwärtsspirale

"Die größte Bremse für Unternehmen ist schon jetzt der Arbeitskräftemangel", sagt Rolf Gleißner, der Leiter der Abteilung für Sozialpolitik in der WKÖ. "Tun wir nichts, droht eine Spirale abwärts: Weniger Wertschöpfung, weniger Wohlstand, weniger Steuereinnahmen – gleichzeitig steigen die Kosten für Pensionen, Gesundheit und Pflege rasant. Die Spirale führt entweder zu Abstrichen im Sozialstaat oder zu immer höhere Steuern. Daher: Jetzt handeln, um die nötigen Arbeitskräfte zu gewinnen."

Das Wichtigste in Kürze:

  • Schon heute leiden die österreichischen Betriebe unter einem Arbeitskräftemangel, aktuell hält sich Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt allerdings in etwa die Waage.
  • Ohne Gegenmaßnahmen werden dem Arbeitsmarkt bis 2040 363.000 Beschäftigte fehlen.
  • Dadurch würde die österreichische Volkswirtschaft in Summe 150 Milliarden Euro verlieren – mehr als die gesamten Steuereinnahmen eines Jahres.