Diese Chancen warten 2023 auf Österreichs Wirtschaft

Wo liegen 2023 Chancen, wo Risiken für heimische Unternehmen? Wirtschafts-Expertin Claudia Huber hat die Antworten.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Weiterdenker:innen
  • Wirtschaftsexpert:innen

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Petra Medek

Illustration, die eine Person zeigt, die auf ansteigende rot-weiß-rote Balken blickt i
jozefmicic | stock.adobe.com

2022 war überschattet vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Viele Risiken bleiben auch heuer, aber es tun sich für Betriebe auch viele Chancen auf. Wirtschaftspolitik-Expertin Claudia Huber zeichnet für uns ein "Big Picture 2023".

"Frau Huber, drei Jahre Pandemie und der russische Angriffskrieg haben Spuren hinterlassen. Welche Krisenfolgen bekommen unsere Betriebe auch heuer noch zu spüren?"

Im vergangenen Jahr wurde vieles vom Krieg überschattet. Zwar hat sich der Wirtschaftsstandort generell in den vergangenen Krisenjahren erfreulich gut gehalten, und auch der Rekord-Anstieg der Energiepreise hat sich zuletzt etwas eingebremst. Dieses Thema ist aber – zumindest vorerst - gekommen, um zu bleiben, sprich: Energie bleibt auch mittelfristig in Europa teurer als in anderen Wirtschaftsräumen.

"Die Energiepreise waren ja Haupttreiber der Inflation im vergangenen Jahr – wie geht es heuer mit der Teuerung weiter?"

Entspannung ist in Sicht. Die Europäische Kommission prognostiziert für Österreich aktuell eine durchschnittliche Inflationsrate von 6,7 % im Jahr 2023. Gegen Ende des Jahres dürfte die Inflation im Jahresvergleich in die Nähe der 3 %-Marke absinken. Zumindest, wenn sich das geopolitische Umfeld nicht zu sehr verändert und keine neuen Bottlenecks entstehen. 


Teaser für Anmeldung zum MARIE MAIL i
WKÖ/DMC

Spannende Updates für dich!

Mit der MARI€ MAIL erhältst du unsere wichtigsten Infos direkt in deine Mailbox.

Jetzt zum Newsletter anmelden!

"Haben die massiven Auswirkungen des russischen Angriffskrieges nur den Blick verstellt auf die Mega-Trends Digitalisierung und Ökologisierung, oder sind diese Transformationsprozesse krisenbedingt eingebremst worden?"

Gebremst würde ich nicht sagen, im Gegenteil, sogar angetrieben. Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung einen Schub verliehen. Und die Energiekrise hat uns ja deutlich gezeigt, dass nicht nur der Klimawandel den Ausbau der erneuerbaren Energien notwendig macht. Denn je mehr erneuerbare Energien, desto weniger Abhängigkeit von russischem Gas.

Und das ist ein Riesen-Potenzial für unsere Betriebe: Wenn wir uns ansehen, was in den Sektoren Energie, Industrie, Gebäude und Verkehr zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2030 alles noch investiert werden muss, so ergibt das die stattliche Summe von 145 Mrd. Euro. Und da sprechen wir nur vom Investitionsbedarf im Inland, dazu kommen noch große Potenziale auf Auslandsmärkten für rot-weiß-rote Technologien.

Claudia Huber, Leiterin der Abteilung für Wirtschaftspolitik in der WKÖ i
WKÖ/Ian Rehm

Die Erschließung neuer Wachstumsmärkte lässt Österreichs Wirtschaftsleistung nicht nur wachsen, sondern macht sie auch sicherer gegenüber lokalen und regionalen wirtschaftlichen Erschütterungen.

Claudia Huber, Leiterin der Abteilung für Wirtschaftspolitik in der WKÖ

"Stichwort Auslandsmärkte: Als kleine Volkswirtschaft sind wir auf die Exportwirtschaft angewiesen. Woher sollen heuer Zuwächse kommen, wenn wichtige Handelspartner wie Deutschland nur sehr schaumgebremst wachsen?"

Mehr als 1,2 Millionen Arbeitsplätze in Österreich hängen an den Erfolgen der Exportwirtschaft. Exportdiversifizierung heißt das Stichwort. Die Erschließung neuer Wachstumsmärkte lässt Österreichs Wirtschaftsleistung nicht nur wachsen, sondern macht sie auch sicherer gegenüber lokalen und regionalen wirtschaftlichen Erschütterungen. Das ist für uns in Österreich besonders wichtig, weil wir über viele führende Technologieanbieter und globale Nischenplayer verfügen, die tief in Wertschöpfungsnetzwerke integriert sind. 

"Wo liegen hier die Potenziale für heimische Betriebe?"

Besonders hohe ungenutzte Potenziale liegen im Export von Maschinen, Kraftfahrzeugen, Pharma-Komponenten, Kunststoffen, Metallen und Metallerzeugnissen sowie Chemikalien. Die geografische Marktbetrachtung zeigt, dass Südamerika, Afrika und Südostasien interessante Chancen für österreichische Exporteure bieten. Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA steht interessierten Unternehmen mit Rat und Tat zur Seite.

Chancen und Herausforderungen 2023

Mehr über die Chancen und Herausforderungen, die das Jahr 2023 für die österreichische Wirtschaft bereithält, erfährst du in den Analysen der Abteilung für Wirtschaftspolitik in der WKÖ:

"Wo liegen Wachstumschancen für jene Unternehmen, die sich hier nicht angesprochen fühlen? Ich denke da vor allem an Klein- und Kleinstbetriebe."

Gerade KMU können in Sachen Digitalisierung noch vieles herausholen: zum Beispiel durch das Öffnen digitaler Vertriebswege oder neuer innovativer Geschäftsfelder. Künstliche Intelligenz etwa kann in vielen Geschäftsbereichen zum Einsatz kommen, im Kundensupport beispielsweise oder bei der Datenanalyse.  Studien zeigen, dass Unternehmen mit höherem Digitalisierungsgrad ein deutlich größeres Wachstum generieren, mehr Jobs schaffen und resilienter sind. Der Schritt zur Digitalisierung ist also auch ein Schritt zu mehr wirtschaftlicher Sicherheit – für das einzelne Unternehmen genauso wie für die Gesamtwirtschaft.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Europäische Kommission prognostiziert für Österreich aktuell eine durchschnittliche Inflationsrate von 6,7 % im Jahr 2023
  • Der Ausbau von erneuerbaren Energien im Zuge der Energiekrise bietet großes Potenzial für österreichische Betriebe und heimische Technologien
  • Exportdiversifizierung lässt Österreichs Wirtschaftsleistung wachsen und macht sie sicherer gegenüber lokalen und regionalen wirtschaftlichen Erschütterungen
  • Ungenutzte Potenziale liegen im Export von Maschinen, Kraftfahrzeugen, Pharma-Komponenten, Kunststoffen, Metallen und Metallerzeugnissen sowie Chemikalien
  • Im Bereich Digitalisierung gibt es für KMU noch vieles herauszuholen - Stichwort KI