Studie zeigt: Unter­nehmens­spirit treibt EPU an

Ein-Personen-Unternehmen brennen für ihre Arbeit, brauchen aber Entlastung.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Entrepreneur:innen
  • Gründer:innen

Lesedauer:

4 Minuten

AutorIn: Connie Wagenhofer

Jungunternehmerin sitzt in ihrem Office und erledigt Bestellungen i
(JLco) Julia Amaral | stock.adobe.com

EPU-Monitoringbericht: Wunsch nach Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit sind wichtigste Treiber. Hoher Frauenanteil und immer mehr Silverpreneur:innen. 

Österreichs rund 360.000 Ein-Personen-Unternehmen (EPU) sind Wirtschaftstreibende aus Überzeugung. Das zeigt der aktuelle EPU-Monitoringbericht (Factsheet als PDF herunterladen) ganz deutlich, den die KMU Forschung Austria im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich erarbeitet hat.

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Pull-Faktoren für Gründungen deutlich wichtiger als Push-Faktoren

Der Wunsch nach Unabhängigkeit steht bei EPU-Gründungen in Österreich mit 80% im Vordergrund, gefolgt von weiteren Pull-Faktoren wie Selbstverwirklichung (76%) und flexiblere Zeiteinteilung (70%). Der letztgenannte Faktor stellt insbesondere für Frauen, die 51,2% der EPU ausmachen (Anteil steigend), ein starkes Gründungsmotiv dar.

Push-Faktoren stehen hingegen im Hintergrund und sind rückläufig: Nur 29% der Befragten arbeiten selbständig, weil sie mit ihrem vorherigen Arbeitsplatz unzufrieden waren und nur 20%, weil sie keine Aufstiegsmöglichkeiten gesehen haben. Bei ebenfalls 20% war Arbeitslosigkeit das Gründungsmotiv.

GRAFIK: Gründungsmotive von EPU

Anteil in %

Die meisten EPU haben gegründet, weil sie unabhängig sein und sich selbst verwirklichen wollen.

Unternehmergeist bleibt auch in der Pension wach

Dass EPU leidenschaftliche Unternehmer:innen sind, zeigt auch ihre Einstellung zum Thema Arbeit im Alter. 16% aller EPU werden von sogenannten Silverpreneur:innen betrieben, die neben ihrer Pension ein Unternehmen führen. Dieser Anteil wird voraussichtlich steigen, denn ein hoher Prozentsatz der Befragten (40%) gibt an, auch nach Pensionsantritt weiterhin selbstständig tätig sein zu wollen. 

GRAFIK: Tätigkeitsformen der EPU 2024

Anteil in %

16% aller EPU sind trotz Pensionsantritt noch aktiv. Das zeugt von ihrer großen unternehmerischen Leidenschaft.

Stabilisierung der Wirtschaftslage nach Corona, EPU immer stärker im Export

Starker Unternehmerspirit spiegelt sich auch in den Umsätzen wider. Rund ein Fünftel der EPU erwirtschaftete mehr als 100.000 Euro. Zwei Drittel (64%) verfügten zudem in den vergangenen 12 Monaten über mehr als zehn Kund:innen. Die wirtschaftliche Lage bei Ein-Personen-Unternehmen (EPU) in Österreich dürfte sich somit nach der Corona-Pandemie wieder stabilisiert haben.

Eine zunehmend wichtige Rolle bei der Umsatzentwicklung der EPU spielen Exportgeschäfte: 26% der EPU sind im Exportgeschäft tätig. Ein Drittel von ihnen macht 50% und mehr des Umsatzes im Ausland. Hauptexportländer sind mit 77% Deutschland, gefolgt von der Schweiz (29%) und Italien (24%).

Siehe dazu auch "7 Export-Tipps für österreichische EPU".

GRAFIK: Anteil exportierender EPU nach Sparten

Anteil in %

Mehr als ein Viertel der EPU ist im Export von Waren oder Dienstleistungen aktiv.

Schlüsseltechnologie der Zukunft: Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) ist ein wesentlicher Treiber des gesellschaftlichen Wandels. Drei Viertel aller EPU schätzen KI daher als relevant für ihre unternehmerische Tätigkeit ein. Zu den größten Herausforderungen/Problemen beim Einsatz von KI in EPU zählen die geringe fachliche Expertise im Unternehmen, datenschutzrechtliche Bedenken und der Mangel an Klarheit über rechtliche Konsequenzen. Daher wünschen sich knapp 80% der EPU Weiterbildungsmaßnahmen und Beratung. 

KI-Support für EPU

  • Die Webinar-Reihe "KI für Ein-Personen-Unternehmen" zeigt Unternehmer:innen, wie sie KI-Technologien nutzen können, um Ihre Geschäftsprozesse zu optimieren, Kundenbeziehungen zu stärken und ihre Effizienz zu steigern.
  • Der "Trendguide Künstliche Intelligenz" setzt sich damit auseinander, wie KI in die eigenen Unternehmensprozesse integriert werden kann.
  • Ein "Schwerpunkt KI" klärt umfassend darüber auf, was es beim Thema zu beachten gilt. 
  • Auf der digitalen Aus- und Weiterbildungsplattform wîse up gibt es spezifische Lernstrecken zum Thema KI.

5 Maßnahmen, die EPU wirklich unterstützen

Was der EPU-Monitoringbericht ebenfalls zeigt: Auch wenn sich Österreichs EPU-Landschaft positiv entwickelt, braucht es mehr Spielraum für unternehmerisches Handeln; denn die Mehrheit fordert Entbürokratisierung und steuerliche Entlastung:

  • Maßnahme 1: Erhöhung der Umsatzsteuerbefreiungsgrenze auf 85.000 Euro und Erhöhung der jährlichen Umsatzgrenze für die Kleinunternehmerpauschalierung von 40.000 Euro auf 85.000 Euro.
  • Maßnahme 2: Anheben der Abschreibungsgrenze für Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG) von 1.000 Euro auf 2.000 Euro
  • Maßnahme 3: Ausweitung des Vorsteuerabzugs für PKW und Anhebung der Angemessenheitsgrenzen von 40.000 Euro auf 60.000 Euro
  • Maßnahme 4: Bessere soziale Absicherung durch den Ausbau des SVS-Vorsorgeprogramms und ein früherer Anspruch auf Arbeitslosengeld sowie eine geringere Beitragsverrechnung bei der Pensionsversicherung für Neugründer:innen
  • Maßnahme 5: Bürokratieabbau durch praxistaugliche Sorgfalts- und Berichtspflichten bei Nachhaltigkeitsthemen

Siehe dazu auch den Bericht über das aktuelle EPU-Stimmungsbarometer: So wollen EPU in Österreich 2024 durchstarten

Das Wichtigste in Kürze:

  • Rund 60% der Unternehmen in Österreich sind EPU. In absoluten Zahlen sind das rund 360.000 EPU.
  • 80% hat der Wunsch nach Unabhängigkeit dazu motiviert, ein Unternehmen zu gründen, bei 76% ging es um Selbstverwirklichung.
  • Auch nach der Pension wollen im Schnitt 40% der EPU weiterarbeiten. Bereits jetzt beträgt der Anteil an Silverpreneur:innen 16%.
  • 26% der EPU sind im Exportgeschäft tätig.
  • KI ist für drei Viertel aller EPU relevant.
  • Die Steuerbelastung für EPU muss gesenkt, die Bürokratie abgebaut werden.
  • EPU brauchen weniger Bürokratie und mehr steuerliche Entlastung.