Die USA sind Österreichs zweitwichtigster Handelspartner. Peter Hasslacher, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in New York, analysiert die möglichen Auswirkungen der US-Wahl auf die heimischen Unternehmen.
Die bevorstehende US-Wahl sorgt weltweit für Aufmerksamkeit. In knapp einem Monat ist es so weit. Besonders Österreich, das mit den USA wichtige wirtschaftliche Verbindungen pflegt – nach Deutschland sind die USA Österreichs wichtigster Exportmarkt – blickt gespannt auf die Entwicklungen. Peter Hasslacher, WKÖ-Wirtschaftsdelegierter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA in New York, erklärt im MARI€-Interview, wie die Wahl Wirtschaft und Wohlstand in Österreichs und Europa beeinflussen könnte.
Herr Hasslacher, welche Rolle spielt die Wirtschaft im US-Wahlkampf und wie ist die Stimmung, besonders im Vergleich zu Europa?
Peter Hasslacher: "Jobs, Jobs, Jobs. In den USA stehen die Schaffung von Arbeitsplätzen und wirtschaftliches Wachstum im Mittelpunkt des Wahlkampfs. Die Wachstumsprognosen für die USA liegen deutlich über der EU... Gesellschaftliche und soziale Themen spielen ebenfalls eine große Rolle. Insgesamt dominieren innenpolitische Themen ganz klar den Wahlkampf."
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Jetzt zum Newsletter anmelden!Welche wirtschaftspolitischen Schwerpunkte sind nach der US-Wahl zu erwarten? Wo sehen Sie Aufholbedarf in den USA?
Hasslacher: "Der Slogan 'Built in America' wird nach der Wahl noch dominanter. Der Fokus wird auf heimischer Produktion, Energiegewinnung und Infrastrukturreformen liegen. Die USA wollen sich modernisieren und ihr Wachstum vorantreiben. Während in Europa viel über Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion diskutiert wird, steht in den USA die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft im Vordergrund."
INFOBOX: Österreich und die USA
- Wachstum der US-Wirtschaft: 2023 verzeichnete die USA ein Wirtschaftswachstum von 2,4%, während Europa mit geringeren Wachstumsraten kämpfte. Für 2024 prognostiziert der IWF in den USA 2,7% Wachstum, für die EU nur 1,1%.
- Österreichische Exporte in die USA: 2023 erzielten Exporte in die USA einen Rekordwert von 14,7 Mrd. Euro, wobei die USA nun nach Deutschland der wichtigste Exportmarkt für Österreich sind.
- Österreichische Produkte in den USA: Vor allem Maschinen, Anlagen und Automotive-Produkte sind in den USA stark nachgefragt. Im ersten Halbjahr 2024 konnten die Austro-Exporte um 12,1% zulegen.
- Staatliche Investitionen in den USA: Infrastrukturprojekte wie Bahnausbau und Digitalisierung bieten heimischen Unternehmen, die in diesen Bereichen spezialisiert sind, große Chancen.
- Unterstützung durch das AußenwirtschaftsCenter New York: Österreichische Unternehmen werden aktiv bei der Markteinführung in den USA unterstützt, um die wirtschaftlichen Beziehungen zu stärken.
Wie sehen österreichische Unternehmen die wirtschaftliche Situation in den USA?
Hasslacher: "Österreichische Unternehmen schätzen die USA als unternehmensfreundlich ein. Es gibt grundsätzlich keine eindeutige Präferenz für den Wahlausgang, aber österreichische Unternehmen würden von einer Senkung der Zölle auf ausländische Waren oder wenn diese zumindest nicht angehoben werden, profitieren. Dies ist jedoch von keinem der beiden Kandidaten zu erwarten."
Österreichische Firmen haben gute Chancen in Bereichen wie Maschinenbau, Automobilzulieferung und innovativen Technologien.
Welche Chancen eröffnen sich für heimische Unternehmen in den USA?
Hasslacher: "Österreichische Firmen haben gute Chancen in Bereichen wie Maschinenbau, Automobilzulieferung und innovativen Technologien. Ein wachsender Hotspot ist der Südosten der USA, besonders in Staaten wie Georgia und North Carolina, wo die Produktionskapazitäten ausgebaut werden sollen."
VERANSTALTUNGSTIPP
Am 25. Oktober 2024 veranstaltet das AußenwirtschaftsCenter New York in Chicago ein Event unter dem Titel "Bringing back manufacturing to North America" zu den Chancen für österreichische Betriebe in den USA.
Erwarten Sie Änderungen bei US-Förderprogrammen wie dem Inflation Reduction Act?
Hasslacher: "Die bestehenden Programme zur Förderung der heimischen Wertschöpfung werden wahrscheinlich fortgesetzt und ausgebaut. Selbst bei einem möglichen Sieg von Trump ist nicht zu erwarten, dass diese Förderungen vollständig eingestellt werden."
Das Wichtigste in Kürze:
- 2023 erzielten Exporte in die USA einen Rekordwert von 14,7 Mrd. Euro, wobei die USA nun nach Deutschland der wichtigste Exportmarkt für Österreich sind.
- Nach dem Motto "Built in America" wird nach der US-Wahl eine Fokussierung auf heimische Produktion, Energie und Infrastruktur erwartet.
- Für österreichische Unternehmen können sich dadurch Chancen am US-Markt in Bereichen wie Maschinenbau, Automobilzulieferung und innovative Technologien ergeben.
- Förderprogramme wie der Inflation Reduction Act werden wahrscheinlich unabhängig von einem möglichen Machtwechsel im Weißen Haus fortgesetzt, analysiert Peter Hasslacher, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in New York.