Warum Österreichs Inflation höher ist als im Euroraum

So setzt sich die Inflation zusammen und so groß ist der Unterschied zur Eurozone.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Wissenshungrige
  • Wirtschaftseinsteiger:innen

Lesedauer:

2 Minuten

AutorIn: Peter Draxler

Eine junge Frau kauft in einem Supermarkt Nudeln i
Drazen | stock.adobe.com

Um ganze 2,5 Prozentpunkte war die Inflation im April in Österreich höher als im Euroraum. Diese 3 Gründe sind dafür verantwortlich.

Alle Länder der Eurozone kämpfen gegen die Teuerung. In Österreich liegt die Inflation aber derzeit deutlich über dem EU-Schnitt, im April betrug sie laut Harmonisiertem Verbraucherpreis-Index (HVPI) 9,5 %. In der Eurozone ist die Inflationsrate im April ebenso gestiegen, aber nur auf 7 %. Wie sich die Inflation im Detail zusammensetzt, zeigt diese Grafik:


Ein Teil der Inflation in Österreich wird importiert (wie, das erfährst du in diesem Beitrag). Dass die Inflation in Österreich höher ist als im restlichen Euroraum, hat vor allem 3 wichtige Gründe:

Grund #1: Höhere Gewichtung von Dienstleistungen

1,6 von 2,5 Prozentpunkten Inflationsdifferenz gegenüber der Eurozone sind auf den Dienstleistungssektor zurückzuführen. Dieser spielt in Österreich eine überdurchschnittlich wichtige Rolle. Allerdings ist er besonders personalintensiv und daher in besonderem Ausmaß von hohen Lohnabschlüssen betroffen. Der Anteil der Arbeitskosten an den Gesamtkosten ist in diesem Bereich besonders hoch. Im Dienstleistungsbereich machen die Löhne 40 % der direkten Inputkosten aus, im Güterbereich nur 20 %.


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#2: Hohe Energiepreise

Auch die Energiepreise und die Industriegüter tragen in Österreich im April um 1,1 bzw. 0,6 Prozentpunkte mehr zur HVPI-Inflation bei als im Euroraum. Vor allem bei Energie ist zu berücksichtigen, dass die heimische Inflationsrate zu Beginn des Ukraine-Krieges deutlich unter jener der Eurozone gelegen ist. Dies deutet darauf hin, dass die Energiepreis-Entwicklungen an den Großhandelsmärkten in Österreich im Vergleich zu vielen anderen Euroländern langsamer an die Konsument:innen (und Unternehmen) weitergegeben wurden.

#3: Teure Möbel, Urlaube und Neuwagen

Zu den Kategorien, deren Teuerungsraten in Österreich deutlich über dem Durchschnitt des Euroraums liegen, zählen Möbel und andere Einrichtungsgegenstände, Tourismus- und Freizeitdienstleistungen und Neuwagen.

Dienstleistungen, vor allem der Tourismus, haben in Österreich einen besonders großen Stellenwert und damit ein höheres Gewicht bei der Berechung der Teuerung als das anderswo im Euroraum der Fall ist. Damit schlagen sich Preiserhöhungen in diesem Bereich stärker auf die gesamte Inflationsquote nieder.

Claudia Huber, Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik in der WKÖ

Das Wichtigste in Kürze:

  • In Österreich liegt die Inflation derzeit deutlich über dem EU-Schnitt, im April betrug sie 9,5 %.
  • In der Eurozone ist die Inflationsrate im April ebenso gestiegen, und zwar auf 7 %.
  • Gründe für die Differenz sind vor allem die hohen Energiepreise und Preisanstiege bei Möbeln, Tourismus- und Freizeitangeboten und Neuwagen.
  • Eine wichtige Rolle spielt dabei die stärkere Gewichtung des personalintensiven Dienstleistungssektor zu höheren Preisen.