Nachhaltigkeit im Tourismus: Längst mehr als ein Buzzword

Tourismus im Einklang mit Mensch und Natur? Österreich liegt international im Spitzenfeld.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Game Changer:innen
  • Umweltbewusste

Lesedauer:

Minuten

AutorIn: Eva Baumgardinger

Almhütte mit Photovoltaikanlage und Windrad i
Smoky | stock.adobe.com

Klimafreundliche Anreise, regionale Speisekarte oder kreislauffähige Architektur: Nachhaltigkeit ist im Tourismus mehr als ein Trend. Was das für Regionen, Betriebe und Angebotsgestaltung bedeutet.

Studien wie der Sustainable Travel Index 2023 zeigen: 80% der Reisenden weltweit sind bereit, mindestens 10% mehr für nachhaltige Angebote zu zahlen. Auch Österreich wird als nachhaltiger Tourismusstandort zunehmend international wahrgenommen und liegt im Index auf Rang drei.

Nachhaltigkeit muss spürbar und sichtbar sein

Ob am Frühstückstisch oder in der Bauplanung – nachhaltige Entwicklung beginnt im Detail. Gäste achten immer mehr auf regionale Herkunft, ökologische Materialien, kurze Lieferwege. Aber auch das große Ganze zählt: Wie wird Energie gewonnen? Welche Mobilität wird gefördert? Und wie konsequent ist die Umsetzung in der gesamten Wertschöpfungskette? Erfolgreiche Betriebe setzen auf ein stimmiges Gesamtbild und kommunizieren ihre Nachhaltigkeitsstrategie klar und transparent.

VIDEO:  Zukunft des Tourismus: So verändern Klimawandel & KI die Reisebranche

Wer dagegen nur auf Zertifikate ohne echte Veränderung setzt, riskiert unter Umständen Greenwashing-Vorwürfe und Vertrauensverlust. Um eben das zu vermeiden und zur Unterstützung bei der Wahl von geeigneten Zertifizierungen, haben Österreich Werbung, Wirtschaftskammer Österreich und das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft Empfehlungen erarbeitet, um der österreichischen Tourismusbranche Orientierung zu bieten.

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WKÖ/DMC

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Lebensraum statt Kulisse: Nachhaltigkeit neu denken mit Theorie U

Die "Theorie U" des MIT-Forschers Otto Scharmer liefert einen innovativen Denkansatz für nachhaltige Entwicklung im Tourismus. Sie fordert dazu auf, nicht sofort Lösungen zu liefern, sondern zuzuhören, wahrzunehmen, was eine Region wirklich braucht, und daraus gemeinsam mit allen Beteiligten neue Wege zu entwickeln. Der Fokus liegt auf dem Tourismus als Teil eines Lebensraums – nicht als äußeres Produkt, betonte Tourismusforscherin Eva Brucker von der FH Salzburg beim diesjährigen WKÖ-Tourismussymposium in Stuben am Arlberg.  

Gerade in Zeiten von "unbalacened tourism" und touristischen Hotspots, Klimakrise und Identitätsverlust entsteht durch diesen Zugang eine neue Form des Reisens: entschleunigt, achtsam, zukunftsfähig. Die Integration von Gemeinden, Wirtschaft und Natur fördert regionale Identität, lokale Wertschöpfung und eine resiliente Tourismusstruktur. Die Theorie U will dafür eine tragfähige Agenda für echte Transformation liefern.

3 Best-Practice-Beispiele aus Österreich

Beispiel #1: Nachhaltig vernetzt mit Circular Economy Vorarlberg
Das Innovationsnetzwerk Circular Economy Vorarlberg unterstützt mit unterschiedlichen Angeboten bei Projekten im Rahmen von Circular Economy bzw. Green Economy. Es steht allen interessierten Vorarlberger Betrieben offen.

Beispiel #2: Hotel Hochschober: Nachhaltigkeit als Haltung
Das Hotel Hochschober auf der Turracher Höhe ist ein Vorzeigebetrieb für nachhaltigen Tourismus. Durch energetische Sanierungen, moderne Heiz- und Lüftungstechnik sowie die Nutzung eines Hackschnitzelwerks konnte der CO₂-Ausstoß deutlich gesenkt werden. Besonders vorbildlich ist die enge Zusammenarbeit mit der Region: Rund 60 Prozent der Lebensmittel stammen aus der Umgebung, Bauprojekte werden mit lokalen Handwerksbetrieben umgesetzt.

Beispiel #3: Mithelfen statt konsumieren: Das Mitmachhotel am Pogusch
Das Spitzenrestaurant Steirereck am Pogusch, wie nachhaltiges Denken und Kreislaufwirtschaft neue touristische Konzepte ermöglichen. Gäste helfen in der Küche mit, lernen über Obst- und Gemüseanbau und zahlen dafür weniger. Angesprochen werden Menschen, die mehr als Konsum suchen und Wert auf Gemeinschaft legen. 

Nachhaltigkeit sells – wenn sie wirtschaftlich gedacht wird

Um Gäste und Investoren zu überzeugen, müssen heute alle 3 Dimensionen der Nachhaltigkeit –  Ökologie, Ökonomie und Soziales – bedacht und ins Gleichgewicht gebracht werden. Die Tourismusbranche verknüpft daher stets ihre Nachhaltigkeitsstrategie mit wirtschaftlichen Aspekten. Energieeinsparung, Effizienzsteigerung, Prozessoptimierung. Unternehmen, die das schaffen, stärken nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit, sondern positionieren sich klar am Markt.

Nachhaltigkeit ist zur Grundvoraussetzung von erfolgreichem Tourismus geworden.

Tourismusforscherin Eva Brucker

Nachhaltigkeit ist mehr als ein betrieblicher Aspekt – sie ist eine Kooperationsaufgabe. Integrierte Planungsansätze, Netzwerke und regionale Allianzen, um eine echte Agenda für nachhaltige Entwicklung zu etablieren, zeigen neue Wege im Tourismus auf. Das beginnt bei Herkunftsangaben für Lebensmittel und reicht bis zu gemeinsamen Mobilitätsstrategien oder Ressourcennutzung in der Region. Das Ziel: Ein Tourismus, der nicht von der Region lebt, sondern mit ihr.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Im österreichischen Tourismus ist Nachhaltigkeit längst vom Buzzword zum gelebten USP geworden. Die Nachfrage steigt, die Erwartungen auch.    
  • 80% der Reisenden weltweit sind bereit, mindestens 10% mehr für nachhaltige Reisen zu bezahlen.
  • Der heimische Tourismus liegt in Sachen Nachhaltigkeit im internationalen Spitzenfeld.
  • Laut Sustainable Travel Index 2023 ist Österreich nach Finnland und Schweden das dritt-nachhaltigste Urlaubsland der Welt. 
  • Tourismus mit Haltung ist gefragt. Wer heute in nachhaltige Entwicklung investiert, sich vernetzt, transparent kommuniziert und echte Verantwortung übernimmt, stärkt seine wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit im Tourismus.