Kinder­betreuung: Betriebs­kindergarten als Wettbewerbs­vorteil

Betriebskindergärten verbessern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und bringen auch den Unternehmen etliche Vorteile. 


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Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Stephanie Dirnbacher-Krug

Kinder und Betreuerin im Betriebskindergarten der Greiner AG i
WKÖ

Ob Betriebskindergarten oder Ferienbetreuung – immer mehr heimische Unternehmen investieren in Kinderbetreuung. Warum und welche Erfahrungen sie damit machen, liest du hier.

Bei der Bekämpfung des Arbeitskräftemangels spielt die Kinderbetreuung eine wichtige Rolle. Das erkennen auch immer mehr heimische Unternehmen und schaffen eigene Kinderbetreuungseinrichtungen. Hier erfährst du, welche Vorteile das hat.

Österreich hat Aufholbedarf bei Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Fast drei Viertel aller erwerbstätigen Frauen mit Kindern unter 6 Jahren in Österreich arbeiten nur Teilzeit. Ein Grund dafür ist die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Hier liegt Österreich im internationalen Vergleich auf Platz 20 von 29. Um dieses Manko zu beheben, werden immer mehr Unternehmen selbst aktiv und schaffen eigene Betreuungsangebote für die Kinder ihrer Mitarbeiter:innen. 



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Familienfreundliche Unternehmen schaffen Betriebskindergärten

Erst kürzlich investierte die voestalpine 10 Millionen Euro in den Ausbau des Betriebskindergartens am Standort in Linz. Ab September haben Mitarbeiter:innen des Stahlkonzerns im Schichtbetrieb sogar die Möglichkeit, ihre Kinder dort 24 Stunden betreuen zu lassen. "Damit kommen wir der steigenden Nachfrage nach individuellen und flexiblen Betreuungszeiten nach", sagt Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG. 

Fakten zum Arbeitsmarkt und zur Kinderbetreuung in Österreich

  • 71,9 % beträgt die Beschäftigungsquote von Frauen mit Kindern unter 6 Jahren (EU-27: 65 %), davon arbeiten 71,6 % Teilzeit (EU-27: 33,6 %).
  • 73 % aller erwerbstätigen Frauen mit Kindern unter 15 Jahren arbeiten Teilzeit.
  • 9,4 % der erwerbstätigen Männer mit Kindern unter 6 Jahren arbeiten Teilzeit (EU-27: 5,8 %).
  • Mehr als vier Fünftel aller Frauen, die Teilzeit arbeiten und Kinder unter 15 Jahren haben, geben ihre Betreuungspflichten als Grund für ihre Teilzeitbeschäftigung an.
  • 29,1 % der 0- bis 2-jährigen Kinder in Österreich sind in formeller Kinderbetreuung.

Vorteile von betrieblicher Kinderbetreuung

Von dem Kinderbetreuungsangebot im Unternehmen profitieren jedenfalls nicht nur die Mitarbeiter:innen. Es hat auch etliche Vorteile für Arbeitgeber:innen, hier die 4 wichtigsten: 

Vorteil #1: Hebel zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels

Eine betriebliche Kinderbetreuung kann ein Schlüsselfaktor bei der Bekämpfung des Arbeitskräftemangels sein. Dann nämlich, wenn Betreuungsumfang und -zeiten es den Eltern ermöglichen, wieder rasch und zeitlich flexibel ihrem Beruf nachzugehen. Für die KASTNER Gruppe im Waldviertel war das unter anderem ein Grund, eine Kooperation mit der Kinderbetreuungseinrichtung Apfelbäumchen zu starten, in der die Kinder der Mitarbeiter:innen im Alter von 1 bis 6 ganzjährig betreut werden. "Vor allem im ländlichen Raum gibt es einen großen Aufholbedarf bei der Kinderbetreuung. Mit unserem Angebot erleichtern wir Jungmüttern und -vätern den flexiblen Jobeinstieg bereits ab dem ersten Lebensjahr des Kindes, wodurch uns unsere qualifizierten Köpfe wieder früher zur Verfügung stehen", erklärt Christof Kastner, Geschäftsführender Gesellschafter des Lebensmittelgroßhändlers. 

Axel Kühner, CEO der Greiner AG i
WKÖ


Jede Mutter, die wieder berufstätig werden will, ist insbesondere in Zeiten des Arbeitskräftemangels ein Gewinn.

Axel Kühner, CEO der Greiner AG

Ähnlich sieht es Axel Kühner, CEO der Greiner AG. Seit 2003 steht den Mitarbeiter:innen des Anbieters von Kunststoff- und Schaumstofflösungen am Standort in Kremsmünster eine betriebseigene Krabbelstube für ihre 1- bis 3-jährigen Kinder zur Verfügung. Die Krabbelstube ist durchgängig ohne Sommerpause geöffnet – ein großer Vorteil gegenüber öffentlichen Betreuungseinrichtungen. "Jede Mutter, die wieder berufstätig werden will, ist insbesondere in Zeiten des Arbeitskräftemangels ein Gewinn", so Kühner.

Vorteil #2: Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt

Ein betriebliches Kinderbetreuungsangebot bringt auch einen Vorteil im Recruiting: Es wird von Bewerber:innen als Pluspunkt verzeichnet. "Eine Kinderbetreuungsmöglichkeit ist ein großes Thema bei der Wahl eines neuen Jobs", weiß Kastner. Auch der Greiner AG verschafft die betriebseigene Krabbelgruppe eine bessere Position im Wettbewerb um die besten Fachkräfte, ist sich Kühner sicher.

Vorteil #3: Mehr Motivation, weniger Fluktuation

Studien zeigen, dass familienfreundliche Unternehmen motiviertere Mitarbeiter:innen, eine bessere Mitarbeiterbindung und folglich eine geringere Fluktuation haben. "Wenn Eltern ihre Kinder in guten Händen wissen und sich deshalb besser auf ihre Arbeit konzentrieren können, führt das zu einer Produktivitätssteigerung und höheren Effizienz", sagt Kastner.

Vorteil #4: Kosteneinsparung durch weniger Personalengpässe

Natürlich ist die betriebliche Kinderbetreuung auch eine Kostenfrage. Kühner ist jedoch überzeugt, dass sie sich rechnet: Mitarbeiter:innen kehren früher in den Job zurück, dadurch gibt es weniger unbesetzte Stellen und weniger Aufwand für das Einstellen und die Einschulung von Ersatzarbeitskräften. "Eine unbesetzte Stelle kostet Arbeitgeber im Schnitt 29.000 Euro jährlich; in größeren Unternehmen können sich die Kosten sogar auf bis zu 70.000 Euro belaufen. Das heißt, die Investition in die Krabbelstube rechnet sich sehr schnell", rechnet Kühner vor. 

Das Wichtigste in Kürze:

  • In Österreich arbeiten 71,6 % aller erwerbstätigen Frauen mit Kindern unter 6 Jahren Teilzeit, ein Hauptgrund ist die unzureichende Kinderbetreuung.
  • Ausreichende Kinderbetreuung ist ein Schlüssel zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels.
  • Unternehmen, die eigene Kinderbetreuungsangebote für ihre Mitarbeiter:innen schaffen, haben Vorteile beim Recruiting, motiviertere Mitarbeiter:innen und weniger Personalengpässe.