Kinder­betreuung: Das kann sich Österreich von anderen abschauen

Andere EU-Länder, andere Konzepte zur Kinderbetreuung. Diese Ideen könnten auch Eltern in Österreich helfen.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Weiterdenker:innen
  • Problemlöser:innen

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Connie Wagenhofer

Kinder in einer Spielgruppe i
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Eine funktionierende Kinderbetreuung ist der Schlüssel zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das kann Österreich hier von anderen Ländern lernen. Ein Vergleich.

In kaum einem Land kann man so lange in Elternkarenz gehen wie in Österreich. Doch Eltern, die es zurück an den Arbeitsplatz zieht, stehen häufig vor einem Problem: Wohin mit dem Kind – oder gar den Kindern? Nicht überall entsprechen die Betreuungsangebote dem, was Eltern brauchen, um echte Wahlfreiheit und Flexibilität zu haben. Trotz Arbeitskräftemangel bleibt daher vielen nichts anderes übrig, als in Teilzeit zu arbeiten.

Andere Länder in der EU investieren laut einer Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung der Universität Wien wesentlich mehr als Österreich in die frühkindliche Betreuung. Wir haben uns im EU-Ausland umgeschaut und 5 Punkte gefunden, die sich die österreichische Politik in Sachen Kinderbetreuung, Betreuungseinrichtungen und Vereinbarkeit von Beruf und Familie abschauen kann: 

Punkt 1: Ausreichend viele Kinderkrippen

Bereits ab einem Alter von 2 Monaten können französische Kinder in eine "Crèche", eine Kinderkrippe, gegeben werden. Insgesamt stehen 469.000 Crèches – öffentlich und privat – für die 1.712.114 französischen Kinder im Alter zwischen 0 und 3 Jahren zur Verfügung.

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Punkt 2: Kindergärten 12 Stunden lang offen, teils auch nachts

Ganz ohne gesetzliche Regelung halten die meisten Kindergärten in Schweden von 6:30 bis 18:30 Uhr offen. Das sind 12 Stunden pro Tag. Schwedische Gemeinden müssen aber auch eine Nachtbetreuung organisieren, wenn die Eltern nachts arbeiten. In Österreich ist die Voest Vorreiterin bei der nächtlichen Kinderbetreuung: Der Kindergarten im Unternehmen hat seit kurzem 24 Stunden pro Tag Betrieb.

Nicht ganz so lang, aber deutlich länger als im österreichischen Normalfall haben die Pariser Kindergärten geöffnet: von 8 bis 18:30 Uhr offen, private Kindergärten in der Regel von 8:30 bis 19:00 Uhr, manchmal sogar bis 19:30 Uhr. 

Punkt 3: Ein:e Betreuer:in für 3 Kinder

Die Niederlande haben das Betreuungsverhältnis zwischen pädagogischen Fachkräften und Kindern festgelegt. In den Babygruppen der 0- bis 1-Jährigen darf eine Betreuungsperson maximal 3 Kinder betreuen. Je älter die Kinder sind, desto mehr können von einer Person betreut werden. Bis die Kinder dann ab 7 Jahren in einen Hort kommen, steigt die Zahl der betreuten Kinder schrittweise an. Maximal darf sich dann ein:e Pädagog:in um je 12 Kinder kümmern.

Auch in Dänemark gelten Mindeststandards, die bis 2024 umgesetzt werden müssen: In Krippen muss eine Betreuungsperson für je 3 Kinder abgestellt sein, im Kindergarten sind es 6 Kinder. Bereits im Jahr 2021 lag der Durchschnitt mit 2,9 Kindern pro Betreuer:in in Krippen und 5,7 Kindern pro Betreuer:in im Kindergarten darunter. In Österreich müssen sich ein:e Pädagog:in und ein:e Assistentin zum Teil um Gruppen von bis zu 25 Kindern kümmern.

Punkt 4: Ausgaben für Kinderbetreuung voll steuerlich absetzbar

Sämtliche Ausgaben für Kinderbetreuung können in Portugal von der Steuer abgesetzt werden. Bis 2018 war die Absetzbarkeit in Österreich mit einer Höhe von 2.300 Euro pro Kind und Jahr gedeckelt. Seit Jänner ersetzt der Familienbonus Plus die steuerliche Abzugsfähigkeit der Kinderbetreuungskosten und den Kinderfreibetrag.

Punkt 5: Kinderbetreuung kein Tabu

In Frankreich gehört es zum guten Ton, selbst sehr junge Kinder fremdbetreuen zu lassen. Es wird als Form der Integration in die Gesellschaft empfunden. Auch in Dänemark ist es völlig normal, schon Babys in Betreuung zu geben. Das Gleiche gilt für die Niederlande. Die hohe Akzeptanz liegt auch daran, dass es keine Karenzzeit wie in Österreich gibt.

Das könnte Österreichs Eltern helfen:

  • Eine ausreichend große Zahl an Kinderkrippen wie in Frankreich
  • Kindergärten mit 12 Stunden Öffnungszeit wie etwa in Schweden
  • Eine Betreuungsperson für je 3 Kleinkinder wie in den Niederlanden oder maximal 6 Kindergartenkinder pro Pädagog:in wie in Dänemark
  • Volle steuerliche Absetzbarkeit für die Kosten der Kinderbetreuung wie in Portugal
  • Gesellschaftliche Anerkennung für frühkindliche Betreuung wie in Frankreich und Dänemark