Mehr als ein Fünftel aller Kinder hat beim Schuleintritt Probleme mit Deutsch. Dabei ist die Beherrschung der Sprache Voraussetzung für Bildung und beruflichen Erfolg.
Die Sprachentwicklung der Kinder in Österreich gibt Anlass zur Sorge. Seit dem Schuljahr 2019/2020 steigt der Anteil der Kinder, die zum Volksschuleintritt keine ausreichenden Deutschkenntnisse haben und deshalb als außerordentliche Schüler:innen eingestuft werden. 2023/2024 beherrschten mehr als ein Fünftel aller Erstklässler:innen nicht ausreichend Deutsch, um dem Unterricht problemlos zu folgen.
Gutes Sprachverständnis bringt Vorteile im Job
Das hat nicht nur Auswirkungen auf die weitere Bildungskarriere der Kinder, sondern in Folge auch auf deren Jobaussichten und den Wirtschaftsstandort. Denn die Beherrschung der Sprache spielt eine wesentliche Rolle, um in einem sich schnell verändernden Arbeitsumfeld erfolgreich zu sein.
TIPP: Was weitere Schlüsselkompetenzen für eine erfolgreiche berufliche Zukunft sind, erklärt dir Bildungsexperte Jöran Muuß-Merholz in diesem MARI€-Interview.
Während früher ein wichtiger Bildungsauftrag darin bestand, überhaupt an Wissen zu kommen und sich dieses zu merken, ist es heute entscheidend, wichtiges von unwichtigem Wissen zu trennen.
"Wir leben in einer Welt, in der wir das Problem haben, zu vielen Informationen ausgesetzt zu sein. Während früher ein wichtiger Bildungsauftrag darin bestand, überhaupt an Wissen zu kommen und sich dieses zu merken, ist es heute entscheidend, wichtiges von unwichtigem Wissen zu trennen. Dies gelingt nur, wenn man sprachlich schnell und auf den Punkt erfassen kann, um was es geht", erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck.
Mehr Sprachförderung in der Elementarpädagogik
Dabei hält es Beck für wichtig, möglichst früh mit der Sprachförderung anzusetzen, "denn Sprache kann man nicht in jedem Alter gleich gut lernen – je früher man damit beginnt, umso besser".
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Investitionen in Sprachförderung in Kindergärten zahlen sich aus
Dass Sprachförderung im Kindergarten tatsächlich wirkt, ist durch Zahlen belegt: So sank der Deutsch-Förderbedarf bei den Vier- und Fünfjährigen in Betreuungseinrichtungen innerhalb eines Jahres durch gezielte Sprachförderung von 29% auf 23%.
Investitionen in die Sprachbildung der Jüngsten kommen aber nicht nur den Betroffenen zugute, sie liegen auch im Interesse der Gesamtgesellschaft und des Wirtschaftsstandorts: Laut dem Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft ibw kommt jeder in Elementarpädagogik investierte Euro achtfach in die Gesellschaft zurück – durch höhere Beschäftigung, niedrigere Arbeitslosigkeit, besseres Einkommen und damit höhere Steuer- und geringere Sozialleistungen.
Darüber hinaus sind laut einem EU-Report Investitionen in frühkindliche Bildung wesentlich günstiger als alle Methoden, Bildungsversäumnisse später aufzuholen oder zu kompensieren.
Gleiche Chancen in allen Bildungseinrichtungen
Laut der Bildungspsychologin Christiane Spiel sollten Qualifizierungsmaßnahmen flächendeckend und verpflichtend implementiert werden. "Es sollte nicht dem Zufall überlassen werden, ob ein Kind von geschultem oder nicht geschultem Personal betreut wird, je nachdem, in welcher Elementareinrichtung es einen Platz findet", fordert Spiel.
Andere Länder setzen auf frühe Förderung von Kindern
Länder wie Australien und Schweden haben die Bedeutung der frühkindlichen Förderung erkannt und entsprechende Maßnahmen ergriffen. Australien hat sich etwa mit einem Zehn-Jahres-Plan eine Strategie für die Entwicklung von Kindern im Alter von 0 bis 5 Jahren auferlegt.
Das Wichtigste in Kürze:
- Sprache ist eine Schlüsselkompetenz für eine erfolgreiche Ausbildung und beruflichen Erfolg.
- Jedes fünfte Kind in Österreich beherrscht beim Eintritt in die Volksschule nicht ausreichend Deutsch, um dem Unterricht folgen zu können, und schleppt dieses Problem oft über Jahre mit.
- Mit gezielter frühkindlicher Sprachförderung kann der Förderbedarf reduziert werden, weil Kinder spielerisch besonders gut lernen.
- Investitionen in die frühkindliche Förderung machen sich 1:8 bezahlt – durch höhere Beschäftigung, niedrigere Arbeitslosigkeit, besseres Einkommen und damit höhere Steuer- und geringere Sozialleistungen.