Um den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen, braucht es flächendeckende Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Der Arbeitskräftemangel ist 2023 in keinem EU-Land größer als in Österreich. Im Mai 2023 lag die Arbeitslosenquote bei 5,9 %, gleichzeitig gibt es aktuell rund 113.000 offene Stellen, für die kein Personal gefunden wird – das ist im internationalen EU-Vergleich ein absoluter Höchstwert. Bis 2040 wird Österreich dieser Arbeitskräftemangel teuer zu stehen kommen.
Berechnungen gehen davon aus, dass der österreichischen Wirtschaft ohne Gegenmaßnahmen 363.000 Beschäftigte fehlen, was Kosten in Höhe von 150 Milliarden Euro entspricht.
Spannende Updates für dich!
Mit der MARI€ MAIL erhältst du unsere wichtigsten Infos direkt in deine Mailbox.
Jetzt zum Newsletter anmeldenZu wenig Angebote für Kinderbetreuung in Österreich
Fehlende Beschäftigte sind nicht nur die Folge unzureichender Ausbildung, sondern insbesondere hoher Teilzeitbeschäftigung, die unter Eltern – und im Speziellen Frauen – in Österreich besonders weit verbreitet ist. Grund hierfür sind oftmals fehlende oder unzureichende Betreuungsangebote für Kinder, wobei der Mangel an Betreuungsplätzen die 0-3-Jährigen besonders betrifft.
Einer der wichtigsten Hebel zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels ist daher der Ausbau der Kinderbetreuung in Österreich. Sie sorgt nicht nur für neue Arbeitsplätze, sondern auch für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die zu mehr Vollzeit-Beschäftigungen führt.
Daten & Fakten zur Ausgangslage der Kinderbetreuung in Österreich
- Österreich liegt bei der Beschäftigungsquote von Frauen mit Kindern unter 6 Jahren mit 71,9 % nur an 11. Stelle im EU-Vergleich.
- Die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten ist besonders hoch und liegt bei Frauen 38% über dem EU-Schnitt.
- Nur 29,1 % der unter 3-Jährigen werden formell betreut. In Top-Ländern (Niederlande, Dänemark, Luxemburg) liegt diese Quote bei 60 %.
- Unter 3-Jährige werden größtenteils weniger als 30 Stunden pro Woche betreut.
Nur 6 von 10 unter 3-Jährige werden VIF-konform betreut. - Der bisherige Barcelona-Zielwert von 33 % für 2023 konnte bei Weitem nicht erreicht werden, der EU-Zielwert für 2030 liegt bei 45 % Betreuungsquote. Für Österreich wurde der Zielwert aufgrund der schlechten Ausgangslage sogar auf 31,9 % herabgesetzt.
Regionale Initiativen schaffen dringend benötigte Betreuungsangebote
Eine vielversprechende Möglichkeit zur Entlastung der Eltern sind neben Kinderbetreuung im sozialen Umfeld sowie Tagesmüttern und -vätern zahlreiche regionale Initiativen, die (neuartige) Angebote für Kinderbetreuung in Österreich schaffen und zur Sensibilisierung rund um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie beitragen. Drei dieser Initiativen wollen wir hier kurz vorstellen:
Franzlhof: Alternative Kinderbetreuung am Bauernhof
Im oberösterreichischen Pregarten werden Kinder ab zwei Jahren (und bis zum Schuleintritt) am biologischen Bauernhof-Kindergarten Franzlhof inmitten von Natur und im Zusammenspiel mit Tieren betreut. Eine Spielgruppe für Ein- bis Dreijährige, tiergestützte Pädagogik und pädagogisches Reiten bilden alternative Kinderbetreuung, die in Oberösterreich einzigartig ist.
Osttiroler Kinderbetreuungszentrum: Höchste Flexibilität in der Kinderbetreuung
Im Osttiroler Kinderbetreuungszentrum werden Kinder im Alter zwischen 1 und 14 Jahren in offener, kindgerechter und zeitgemäßer Atmosphäre in Kleingruppen betreut. Bring- und Abholdienste, besonders lange Öffnungszeiten und stundenweise Verrechnung machen diese Initiative zu einer besonders flexiblen Form der Kinderbetreuung, die sich gut an viele Arbeitszeitmodelle der Eltern anpassen lässt.
balanceUP: Digitale Plattform für Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Wie man als Unternehmer:in den Spagat zwischen beruflichen und privaten Verpflichtungen meistern kann, zeigt die digitale Plattform balanceUP. Sie bietet hilfreiche E-Learning Module, thematische Netzwerk-Zirkel und einen Blog mit Geschichten und Erfahrungsberichten erfolgreicher Unternehmer:innen, die als Eltern ihren Weg für eine qualitätsvolle Kinderbetreuung bereits gefunden haben.
Das Wichtigste in Kürze:
- Österreich leidet unter massivem Arbeitskräftemangel
- Insbesondere die hohe Anzahl an Teilzeit-Beschäftigten trägt dazu bei.
- Der Ausbau der Kinderbetreuung in Österreich gilt als einer der wichtigsten Hebel zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels.
- Regionale Initiativen schaffen Betreuungsangebote und entlasten Eltern.