Das braucht die Kinder­betreuung der Zukunft in Österreich

Eine neuer Masterplan zeigt drei Handlungsfelder für die Kinderbildung auf.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Game Changer:innen
  • Problemlöser:innen

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: David Sievers

Kinder spielen mit Schwungtuch i
New Africa | stock.adobe.com

Fachkräftemangel und Warnrufe von Pädagog:innen: Die Kinderbetreuung in Österreich braucht dringend ein Update, um den Anforderungen von Familie und Job gerecht zu werden. Die neue "Agenda Kinderbildung und Kinderbetreuung" der WKÖ zeigt 3 Maßnahmen auf, von denen Kinder, Eltern und Unternehmen profitieren.

Das Angebot der Betreuung von Kindern in Österreich steht auf dem Prüfstand, denn angesichts des Arbeitskräftemangels ist die Vereinbarkeit von Eltern und Beruf wichtiger denn je. Eine umfassendes und hochwertiges Bildungsangebot für junge Altersgruppen ist die Lösung - nicht zuletzt, um Mütter in Österreich aus der Teilzeitfalle zu holen.

65.200 Frauen sind es derzeit, die laut einer aktuellen Erhebung des AMS ihre Arbeitszeit erhöhen würden, wenn die Betreuungsquote für ihre Kinder höher wäre.

Dafür spricht sich auch die Wirtschaft aus: Eine market-Umfrage aus dem Jahr 2023 zeigt, dass 82 % der Unternehmen und der Bevölkerung mehr und bessere Kinderbetreuungsplätze als sinnvollstes und wichtigstes Mittel zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels in Österreich ansehen.

Kinderbetreuung: Eine Investition für die Zukunft

Mehr Mittel, mehr Pädagog:innen und längere Öffnungszeiten sind nicht nur eine notwendige, sondern auch eine kluge Zukunftsinvestition. Denn die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung einer besseren Betreuungsquote für Kinder geht weit über die Effekte am Arbeitsmarkt und die Entlastung von Eltern und Betreuungskräften hinaus. Was sich Österreich dabei von anderen EU-Ländern abschauen kann, erfährst du hier.

Der "Return on Early Education" liegt bei 1:8, und jeder in die frühkindliche Bildung und Erziehung investierte Euro kommt achtfach in die Gesellschaft in Österreich zurück. Logisch, denn ein höheres Bildungsniveau der Kinder steht im Erwachsenenalter im Zusammenhang mit höheren Einkommen und besserer Gesundheit.

Illustration Kinderbildung & Kinderbetreuung i
WKÖ

Agenda Kinderbildung und Kinderbetreuung

Mit der "Agenda Kinderbildung und -betreuung" zeigt die WKÖ Strategien und Handlungsfelder für die bessere Bildung und Betreuung unserer Kinder auf.

Hier findest du alle Forderungen


Drei Handlungsfelder der Agenda Kinderbildung und Kinderbetreuung

1. Frühkindliche Bildung

Die emotionalen und sozialen Fähigkeiten eines Kindes im Alter von null bis sechs müssen in Österreich besser gefördert werden. Dazu gehören ein zweites verpflichtendes und idealerweise kostenfreies Kindergartenjahr sowie ein Qualitätskriterien-Katalog für Einrichtungen.

2. Ausbau des Betreuungsangebots

Es braucht unbedingt eine höhere Betreuungsquote und ausgeweitete Öffnungszeiten nach den VIF-Kriterien (Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf) ein. Das bedeutet, dass Kindergärten und -krippen in jedem Bundesland mindestens 47 Wochen im Jahr, mindestens 45 Stunden pro Woche und an vier Tagen pro Woche mindestens 9,5 Stunden geöffnet haben müssen.

3. Personal- und Ausbildungsoffensive

Gut ausgebildete Fachkräfte im Bildungsbereich sind der Schlüssel zur Betreuungswende. Dazu gehören ein breiteres Ausbildungsangebot für Erwachsene, modulare Ausbildungen für Assistenten, ein duales Studium sowie bessere Informationen für angehende Kindergartenpädagog:innen für alle Bundesländer.

Kinderbetreuung: Kosten, die sich lohnen

Der Ausbau von Betreuungsangeboten ist natürlich mit Kosten verbunden. Anfang September hat die Bundesregierung angekündigt, bis 2030 zusätzliche Mittel in der Höhe von 4,5 Milliarden Euro für den Ausbau der Kinderbetreuung bereitzustellen. Zweifellos eine lohnende Investition auf die Mittel- und Langdistanz, denn eine höhere Wertschöpfung und Mehreinnahmen an Steuern und Sozialabgaben sind die Folge. Diese Investition ist jedoch nicht nur das, was die Bevölkerung und die Unternehmen wünschen, sondern sie wird sich auch mittel- bis langfristig finanziell auszahlen. 

Zusätzlich zu einem erweiterten Betreuungsangebot muss es allerdings auch qualitative Verbesserungen geben. Nur so gibt es mehr Chancengerechtigkeit für Kinder und echte Wahlfreiheit für Eltern. Es ist also klar, dass eine enorme Anstrengung und finanzielle Mittel erforderlich sind, um das Angebot der Kinderbetreuung und -erziehung auszubauen und einen größeren Schwerpunkt auf die frühkindliche Entwicklung zu legen.

Das Wichtigste in Kürze:
  • Qualitativ hochwertige Kinderbetreuung ist eine kluge Investition in die Zukunft, da sie langfristige Vorteile wie höheres Bildungsniveau, Einkommen und Gesundheit mit sich bringt.

  • Durch die von der Bundesregierung angekündigte Kinderbetreuungs-Offensive sollen bis 2030 4,5 Milliarden Euro in den Ausbau der Kinderbetreuung in Österreich fließen.

  • Zusätzlich braucht es auch qualitative Verbesserungen für mehr Chancengerechtigkeit für Kinder und echte Wahlfreiheit für Eltern. 

  • Die "Agenda Kinderbildung und Kinderbetreuung" der Wirtschaftskammer Österreich stellt konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der frühkindlichen Bildung, des Betreuungsangebots und der Personal- und Ausbildungsoffensive vor.