KV-Verhandlungen 2025: Was man jetzt über die Lohn­runden wissen muss

Im Herbst starten traditionell die KV-Verhandlungen. Das musst du jetzt darüber wissen.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Wissenshungrige
  • Wirtschaftseinsteiger:innen

Lesedauer:

3

Minuten

AutorIn: Connie Wagenhofer

Illustration verschiedener Berufsfelder i
MH | stock.adobe.com

Die KV-Verhandlungssaison 2025 hat gestartet – und das mit einem Knalleffekt: Denn die Verhandlungen um die Kollektivverträge für Arbeiter:innen und Angestellte im Metallgewerbe und in der Metallindustrie kamen heuer so schnell zu einer Einigung wie noch nie in der Geschichte.

Aber von vorne: Eigentlich war für Montag, den 22. September, nur die Übergabe der Forderungen der Gewerkschaften GPA (Angestellte) und ProGE (Arbeiter:innen) der metalltechnischen Industrie, der Fahrzeugindustrie und des Metallgewerbes an die Fachverbände der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) angekündigt. Und erfahrungsgemäß geben die Kollektivvertrags-Verhandlungen der "Metaller" die Richtung auch für andere Berufsgruppen vor. Warum das so ist, erklären wir dir hier. Für heuer waren die Vorzeichen angesichts der Konjunkturlage und der hohen Inflation denkbar schlecht. 

Trotzdem gelang es den Kollektivvertragspartnern innerhalb nur weniger Stunden, sich zu einigen: Ein Plus von 1,4% und Einmalzahlungen für 2025 sowie 1,9% ab 1.11.2026 wurden kurz nach 18 Uhr präsentiert. Ein Abschluss mit Augenmaß, der hilft, die Teuerungsspirale zu durchbrechen und mit dem auch die Sozialpartnerschaft ein kräftiges Lebenszeichen gibt. Und zugleich nur der erste Schritt, denn weitere Sparten werden folgen.

Handel: Hohe Inflation bringt Doppelabschluss zu Fall

Der Handel hat 2024 zwar prinzipiell einen 2-Jahres-Kollektivvertrag abgeschlossen. Mit 3,0% zwischen Oktober 2024 und September 2025 hat die rollierende Inflation allerdings jenen Wert erreicht, der neue Verhandlungen für 2026 nötig macht. WKÖ-Handelobmann Rainer Trefelik erklärte, man wolle "in unaufgeregter Weise" verhandeln, um Arbeitsplätze und Betriebe zu erhalten. Einen genauen Termin für diese Verhandlungen gibt es aktuell noch nicht.

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WKÖ/DMC


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Vor der gleichen Situation steht die Reisebüro-Branche. Liegt die Inflation über 3% wird der Kollektivvertrag für die rund 8.000 Mitarbeiter:innen in zwei bis drei Runden im Zeitraum November bis Jänner neu verhandelt.

Kollektivvertrag für 2 Jahre – Modell für viele Berufe

Für eine ganze Reihe an Branchen im Gewerbe und Handwerk wurde der Kollektivvertrag im Vorjahr für zwei Jahre abgeschlossen. Dazu zählen das Baugewerbe und viele verwandte Berufe wie Fliesenleger, Steinmetz, Tapezierer und Tischler. Doch für die meisten Berufe gibt es jährliche Verhandlungsrunden der Interessenvertretungen.

Gastgewerbe-Kollektivvertrag: Verhandlungen erst im neuen Jahr 

Den Kollektivvertrag für das Gastgewerbe verhandeln die WKO-Fachverbände Gastronomie und Hotellerie gemeinsam. Traditionell finden die Verhandlungen im 1. Quartal des Jahres statt. Einen genauen Termin für die kommenden Verhandlungen gibt es derzeit noch nicht. Der Kollektivvertrag gilt für insgesamt 77.685 Betriebe und 241.213 unselbständig Beschäftigte.

Deutlich weniger Menschen, nämlich rund 1.500, sind vom Kollektivvertrag der Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe betroffen. Der Fachverband verhandelt mit der Gewerkschaft younion_Die Daseinsgewerkschaft (Arbeiter:innen) und der GPA (Angestellte) meist zu Beginn des Jahres. Die Lohn- und Gehaltserhöhungen orientieren sich am durchschnittlichen Verbraucherpreisindex im Zeitraum Februar des Vorjahres bis März des laufenden Jahres und treten mit 1. April in Kraft.

  • Alle Kollektivverträge, Lohntafeln und Gehaltstabellen findest du hier.
  • Mitreden: Diese 7 Begriffe zum Kollektivvertrag solltest du kennen.
  • Allgemeine Informationen zum Thema Kollektivvertrag und seinem Geltungsbereich findest du hier.

Was bringt ein Kollektivvertrag?

 Kollektivverträge werden zwischen den Sozialpartnern für ganze Branchen oder große Betriebe verhandelt. Auf Arbeitnehmerseite steht meist der Gewerkschaftsbund (ÖGB), auf Arbeitgeberseite vor allem die Wirtschaftskammern. Rund 450 Kollektivverträge werden jährlich verhandelt, bei gut 350 davon sitzen Vertreter:innen der WKÖ am Verhandlungstisch.

Die Kollektivverträge ergänzen das Arbeitsrecht und geben den Rahmen für die Arbeitsbedingungen von knapp 98% aller Arbeitnehmer:innen vor. Die Vereinbarungen regeln Löhne und Gehälter (samt Sonderzahlungen wie dem Urlaubs- und Weihnachtsgeld) und legen die sozialen Mindeststandards wie etwa die Zulagen, Überstundenzuschläge und – gemeinsam mit dem Urlaubsgesetz – die Ansprüche auf Urlaub fest. Bei den jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen geht es in erster Linie um die weitere Entwicklung der Löhne und Gehälter. 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Metaller machen den Auftakt der Herbstlohnrunden.
  • Der Handel hat 2024 einen Abschluss über zwei Jahre geschafft und verhandelt den Kollektivvertrag nur dann, wenn die Inflationsrate zwischen Oktober 2024 und September 2025 um mehr als 3% gestiegen ist.
  • Auch das Baugewerbe, das Baunebengewerbe, die Steinarbeiter, Tischler, Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure sowie die Reisebüro-Branche haben voriges Jahr einen 2-Jahreskollektivvertrag abgeschlossen.
  • Der Kollektivvertrag für das Gastgewerbe (Gastronomie und Hotellerie) findet traditionell im ersten Quartal statt.
  • Die Rechte von fast allen österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sind in einem Kollektivvertrag festgeschrieben, der zwischen den Sozialpartnern ausverhandelt wird.