Österreichs Wett­bewerbs­fähigkeit: Wo stehen wir?

Österreich muss sich behaupten, dafür brauchen Unternehmen optimierte Rahmenbedingungen.


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Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Rosa Schwalbe

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Александр Бердюгин | stock.adobe.com

Geringere Lohnnebenkosten, weniger Bürokratie, mehr Fachkräfte für den Arbeitsmarkt und eine verbesserte Investitions- und Innovationsförderung sind die Hebel für eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und ein Ankurbeln der Konjunktur. 

Die Welt ist im Wandel - in vielerlei Hinsicht. Die alte, auf gegenseitigem Vertrauen basierende Ordnung bröckelt; neue geopolitische Allianzen formieren sich. Der einstige Leitspruch „Wandel durch Handel“ hat in einer Welt, in der Kriege geführt, Protektionismus geschürt und neue Wirtschaftsmachtblöcke gebildet werden, an Bedeutung eingebüßt.

Wohlstand verteidigen 

Die österreichische Wirtschaft spürt die Auswirkungen dieser Veränderungen besonders stark, da sie in hohem Maße von Exporten abhängt. Mehr als die Hälfte des heimischen BIP wird im Ausland erwirtschaftet. Zudem ist der Außenhandel ein Jobmotor für Österreich. Wie Österreich im internationalen Standortwettbewerb abschneidet, hat daher weitreichende Konsequenzen.

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Platz im guten Mittelfeld

Fakt ist: Im internationalen Vergleich befindet sich Österreich – noch – im Mittelfeld. 

Das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos hat die Stärken und Defizite der heimischen Wirtschaft genauer untersucht und dafür einen Vergleich mit 21  anderen hoch entwickelten Volkswirtschaften im Zeitraum von 2014 bis 2023 erstellt. Das Ergebnis: Österreich liegt im guten Mittelfeld – bei Standortfaktoren wie "Arbeitsqualifikation & Qualifikation" sowie "Resilienz" sogar in der Führungsriege.

GRAFIK: 5 Standortfaktoren im internationalen Vergleich

Die Maximal- und Minimalwerte zeigen den höchsten und geringsten Wert unter den betrachteten 22 Ländern für jeden Standortfaktor.

Eindeutiger Nachholbedarf zeigt sich laut der Prognos-Studie vor allem in den Bereichen "Infrastruktur" – konkret bei der Cybersecurity – sowie "Innovation & Wissenschaft", wo bessere Rahmenbedingungen für Venture Capital-Geber ein wichtiger Hebel für die Belebung im Startup-Bereich wären. Im Bereich "Wirtschaftsumfeld" ist Österreichs Wirtschaft zudem mit hohen Arbeitskosten und einem beträchtlichen Bürokratieaufwand konfrontiert. Bei der Belastung des Faktors Arbeit belegt Österreich den unrühmlichen 3. Platz aller 38 OECD-Länder. Sie beträgt in Österreich 47,2%, während der OECD-Schnitt bei nur 34,8% liegt.

Das Arbeitskräftepotenzial ist niedrig und wird weiter sinken, was den Fachkräftemangel erhöht und die Finanzierung der Sozialsysteme erschwert. Die alternde Bevölkerung bedroht das Arbeitskräfteangebot nachhaltig. Zudem arbeiten wir heute um fast 1,5 Stunden pro Woche weniger als vor der Pandemie. Konkret betrug die tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit im Vorjahr nur 29,2 Stunden, 2019 waren es noch durchschnittlich 30,6 Stunden.

Was also tun? Die große Herausforderung besteht darin, Österreichs Schwächen im internationalen Umfeld schrittweise abzubauen.

Fachkräfte sichern

Auch auf dem Arbeitsmarkt herrscht Handlungsbedarf: Es gilt alle inländischen Potenziale zu heben, nötig sind daher stärkere Anreize für Vollzeitarbeit und längeres Arbeiten. Zur Deckung des Fachkräftebedarfs braucht es gezielte Maßnahmen zur Rekrutierung von Kräften aus dem In- und Ausland. Zu den Stärken des Standortes Österreich zählen zweifelsohne Österreichs Bildungseinrichtungen. Vor allem das duale Bildungssystem gilt international als Erfolgsrezept und ein Wettbewerbsfaktor.

Podcast-Tipp: Sound of Business

Mein Produkt, meine Nische, meine Zielgruppe: Michael Otter, Experte für Export und Internationalisierung und Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, erzählt im neuen Podcast Sound of Business mit Christoph Hahn, welche Möglichkeiten es rund um das Thema Export gibt und wie man damit starten kann.

Wettbewerbsfähige Energiepreise

2- bis 5-mal so hoch sind die Energiepreise in Österreich verglichen mit den wichtigsten außereuropäischen Handelspartnern. Maßnahmen für wettbewerbsfähige Energiepreise und Versorgungssicherheit sind zu setzen.

Prognos simuliert, wie sich Verbesserungen bei der Wettbewerbsfähigkeit auswirken. Dafür verbessert sich Österreich in einem Positiv-Szenario um jeweils fünf Plätze relativ zu den anderen Ländern. In Summe ergibt dies ein um 0,8% p.a. höheres BIP-Wachstum von rund 1,8% p.a. bis 2030. Den größten wachstumsfördernden Effekt hätte nach der Szenariorechnung die Erhöhung der Jahresarbeitszeit, gefolgt von der Erhöhung der Erwerbsbeteiligung.

Reformen zahlen sich aus

Die Berechnung zeigt: Die richtigen Reformen zahlen sich aus – und zwar für alle. Die Wirtschaft wächst dadurch bis 2030 um rund 43 Mrd. Euro mehr. Heruntergerechnet bedeutet das ein höheres BIP pro Kopf von 3.800 Euro als ohne die angenommenen Maßnahmen.

Durch mehr Wettbewerbsfähigkeit und eine Verbesserung der Rahmenbedingungen kann der Wohlstand Österreichs aufrechterhalten werden. Vor dem Hintergrund der sich wandelnden geoökonomischen Bedingungen müssen Politik und Wirtschaft gemeinsam an einem Strang ziehen. Geht es der Wirtschaft gut, profitieren die Bürger und Bürgerinnen und das wiederum macht krisenfest in außenpolitisch bewegten Zeiten.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Österreichs Wirtschaftsleistung hängt in hohem Maße vom Außenhandel ab.
  • Im internationalen Standort-Vergleich liegt häufig im Mittelfeld, jedoch in vielen Bereichen mit fallender Tendenz.
  • Senkungen bei Lohnnebenkosten, Abbau der Bürokratie, Investitionsunterstützung und gezielte Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel stärken den Standort.